«Midnight on Ice» setzt auf Integration
86 Jugendliche aus der Region Huttwil trafen sich zur Premiere von «Midnight on Ice» im Campus Perspektiven. Ziel des neuen Projektes ist, den Austausch zwischen den unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden und den Einheimischen zu fördern. Es wurde Eishockey gespielt, gelacht und einfach «gechillt», wie es die Jungen nennen. Ein Projekt mit Zukunft.
Samstagabend 20.30 Uhr. Die Erwachsenen und Kleinkinder verlassen das Eisfeld des Campus Perspektiven in Huttwil. Dann dreht die Eismaschine ihre Runden. Ganz ungeduldig stehen die Jugendlichen an der Bande und können es kaum erwarten, aufs Glatteis zu gehen. Die Premiere von «Midnight on Ice» soll hier stattfinden, ein Angebot für Jugendliche aus der Region und die Minderjährigen, die in der Schweiz Asyl beantragt haben und direkt neben der Eishalle untergebracht sind. Ziel des Jugendanlasses: Die Integration. Normalerweise treffen sich die 13- bis 17-Jährigen im Rahmen von «Midnight Huttwil» in der Turnhalle Dornacker zu Sport und «Chillen». Nicht so an diesem Samstag. Erstmals geht «Midnight» aufs Eis. Und erstmals sind minderjährige Asylsuchende dabei.
Die Eisbahn bietet Platz für alle Jugendlichen
Die Schlittschuhe werden von Campus Perspektiven zur Verfügung gestellt. Der Anlass wurde gemeinsam von IdéeSport, der Gesellschaft Zentrum Bäregg und dem Campus Perspektiven auf die Beine gestellt. Bettina Heim von IdéeSport: «Heute Abend hat jeder seinen Platz, egal woher er stammt, das Eis ist für alle da.» Ebenfalls auf dem Eis sind Angehörige der Kantonspolizei Bern. René Schneeberger von der Kriminalprävention, welche den Anlass unterstützt, wollte schon seit einiger Zeit «Midnight Huttwil» besuchen. «In die Turnhalle habe ich es bisher leider nicht geschafft, aber die heutige Premiere passt mir zeitlich gut.»
Projektleiter Isa Halimi und sein Couch-Team schauen zum Rechten und helfen den Jugendlichen nach Stürzen wieder auf die Beine. Es fällt auf: Die Jugendlichen aus Huttwil und Umgebung sind stilsicher auf dem Eis unterwegs. Von den Asylsuchenden stünden viele das erste Mal auf dem Eis, wie Betreuer Merlin Michaelis dem «Unter-Emmentaler» erzählt. «Ich bin sehr stolz auf die Minderjährigen aus dem Ankunftszentrum, sie stürzen immer wieder und lachen dabei. Sie geben niemals auf und haben einen starken Willen.» Zuerst sah Merlin Michaelis dem Projekt mit etwas Skepsis entgegen. «Es sind neue Situationen für die Jugendlichen, ich bin jedoch positiv überrascht vom Anlass und dessen Organisation», sagt der Betreuer.
Vom Ankunftszentrum in Huttwil sind zwölf minderjährige Jugendliche dabei, aus Huttwil und Umgebung deren 74. Viele haben dabei ihren Spass und geniessen den Abend. Auch wenn die Annäherung zwischen den Jugendlichen noch verhalten ist, hat das Projekt Zukunftspotenzial.
Seit Eröffnung der Eishalle sinkt die «Midnight»-Quote
Das Projekt «Midnight Huttwil» findet jeweils grossen Anklang. «Wir verzeichnen wöchentlich zwischen 30 bis 60 Jugendliche im Dornacker», sagt Projektleiter Isa Halimi. Seit der Eröffnung des Eisfeldes im Campus Perspektiven habe die Zahl jedoch stark abgenommen. Die Eishalle bietet für die Jugendlichen eine weitere, tolle Freizeitbeschäftigung, dies gerade am Samstagabend mit farbigen Lichteffekten und Musik. «Midnight Huttwil» ist eine Plattform für aktive Freizeitgestaltung und ein wichtiges Element der Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltprävention sowie der sozialen Integration. Die Mitarbeit der Jugendlichen ist das zentrale Element des Projekts. Sie gestalten das Programm nach ihren Bedürfnissen. Massgebend wird das Projekt von der Gemeinde Huttwil finanziert. «Midnight on Ice» wird nun ausgewertet und analysiert. Es handelte sich vorerst um einen einmaligen Anlass, wie Bettina Heim von IdéeSport berichtet. «Midnight Huttwil» wird auch in den nächsten Jahren weitergehen und bestrebt sein, sicherlich bald wieder spezielle Anlässe zu bieten. Wie die Gemeinderätin Sandra Lambroia gegenüber dem «Unter-Emmentaler» bestätigt, wird «Midnight Huttwil» die nächste Saison 2017/2018 weiterfinanziert. Nachher wird der Huttwiler Gemeinderat wieder neu entscheiden müssen.
Von Yanick Kurth