• Vor dem Workshop schauten die Besucher hinter die Produktionskulissen der Firma Güdel. · Bild: Thomas Peter

22.05.2019
Langenthal

Mit einem Lächeln knüpft man leichter Kontakte

Speeddatingtime in Langenthal: Über 80 Kandidaten suchen im Fünfminutentakt ihr Glück. Doch was anmutet wie ein Versuch fürs Guinnessbuch der Rekorde, hat einen tieferen Sinn. Es geht um Business: Netzwerken. Die Junge Wirtschaftskammer Oberaargau hat junge Führungskräfte aus der Region zum Workshop mit Netzwerkcoach Peter Beutler in die Firma Güdel gerufen. Das grosse Echo begeistert die Organisatoren.

Den besonderen Geheimtipp für erfolgreiches Netzwerken und Bewerben erhielten die jungen Oberaargauer Führungskräfte gratis und franko gleich zu Beginn. Patrick Beutler, General Manager Global Service bei der gastgebenden Firma Güdel, liess hinter die Kulissen aus der Sicht eines Arbeitgebers blicken: «Bei Bewerbungen beginne ich oft zuhinterst im Lebenslauf bei den Hobbys. Ist jemand in der Freizeit in einem Verein oder einem Verband tätig, dann weiss ich: Das sind Leute, die aktiv sind, die etwas wollen, die sich vernetzen. Das ist für mich enorm wichtig.»

Ein Lächeln bricht Eis
Doch wie netzwerkt man richtig? Netzwerkcoach Peter Beutler zeigte seine Vision in seinem Kurzreferat auf. Und auch er gab zu Beginn einen simplen, eisbrechenden Tipp: «Smile. Lächeln Sie. Das ist mein Motto beim Netzwerken. Freuen Sie sich darauf, dass Sie Kontakte knüpfen können. Jeder zieht es vor, in ein lachendes Gesicht zu schauen, da fällt das Netzwerken um einiges leichter.»
Peter Beutler riet dabei zur verbalen Zurückhaltung. «Man muss nicht immer erzählen. Sind Sie der, der Fragen stellt! Hören Sie zu!» Irgendwann werde man dann auch gefragt. «Dann sollte man aber fähig sein, in kurzer Zeit zu sagen, wer man ist, was man macht, was einem vom Durchschnitt abhebt.» Auch beim Austausch von Visitenkarten sollte man laut Peter Beutler die passivere Rolle übernehmen. «Es ist wichtiger, eine Karte zu erhalten als eine zu verteilen. Wenn man eine gibt, dann hofft man, kontaktiert zu werden. Wenn man eine erhält, dann hat man eine Referenz, an die man sich wenden kann.»

Kontakte pflegen
Doch Kontakte müssen nicht nur geknüpft, sondern auch gepflegt werden. Dabei sei nicht die Zahl der sozialen Netzwerke entscheidend, sondern die Intensität der Präsenz. «Man muss für sich den Entscheid fällen, mit welchen Personen man wirklich Kontakt haben, in welchem Netzwerk man aktiv sein will. Nur pro forma auf dem Papier dabei sein, bringt nichts.»
Sein Credo in der Pflege und Nachbearbeitung der neuen Kontakte fasste Peter Beutler in drei Zahlen zusammen: 24; 7; 30. «Sie sollten der Person, von der Sie eine Visitenkarte erhalten haben, innert 24 Stunden dafür danken. Verknüpfen Sie sich innert 7 Tagen über eines der sozialen Netzwerke mit ihr. Sie sollten in den ersten 30 Tagen einen Termin vereinbaren, um den Kontakt aufrecht zu erhalten. Das Nachfassen ist sehr wichtig.» Dabei müsse man auch bereit sein, zu investieren. Ohne Milchbüchleinrechnung. «Zuerst muss man geben, Hilfe anbieten, jemanden einen Gefallen machen. Zwischendurch ein kleines Geschenk gehört dazu.» Bei Ratschlägen oder Kontaktvermittlungen müsse man zudem zuverlässig sein. Wenn man jemanden empfehle, dann muss der wirklich gut sein und sich bewähren. Das schaffe Vertrauen. «Man darf nicht mit der Erwartung gehen, dass man gleich alles eins zu eins wieder zurückerhält.» Irgendwann dann schon. Oft auf Umwegen oder über Drittpersonen.

Smalltalk als Einstieg
Für das anschliessende Speeddating gab Peter Beutler den jungen Oberaargauer Führungskräften noch konkrete Tipps auf den Weg: «Rotieren Sie, suchen Sie Gesprächspartner, die Sie nicht kennen. Wenn man nur wenig Zeit hat, ist es wichtig, dass man weiss, was man sagen will. Empfehlen Sie sich. Wecken Sie Interesse. Machen Sie kurze Sätze: Wer bin ich. Was kann ich. Was macht mich einzigartig. Was kann ich besser als andere.»
Natürlich könne man nicht einfach mit der eigenen Türe ins Haus fallen, Smalltalk als Einstieg ist gefragt. Und am Schluss muss man Nägel mit Köpfen machen. «Sprechen Sie eine Ein­ladung aus, vereinbaren Sie einen Termin.»

Der Test wird zur Realität
Und dann ging es los. Die über 80 jungen Führungskräfte suchten ihr Netzwerkerglück. Ein mehrfacher Probelauf in lockerem Rahmen, aber nicht ohne Hintergedanken. Mitorganisator Denis Moser: «Wir wollten einerseits, dass die Besucher uns und die junge Wirtschaftskammer Oberaargau kennenlernen, andererseits aber auch einen Mehrwert mit nach Hause nehmen können.» Konkret: Die im Workshop geknüpften Kontakte sollen tatsächlich in das künftige Netzwerk der Teilnehmenden einfliessen. Man habe die Firmen im Oberaargau bewusst gebeten, dass sie die Einladung an junge, ambitionierte Mitarbeiter weiterleiten. Und dies wurde befolgt. «Wir sind mit den Aufmarsch mehr als zufrieden», zeigt sich Denis Moser beeindruckt.

Von Thomas Peter