Mit Feuereifer gegen die Umfahrung
Mit einem Mahnfeuer auf dem Bauernhof der Familie Aeschlimann beim Moosberg in Aarwangen starteten die Gegner der Verkehrssanierung Aarwangen ihren Abstimmungskampf. Noch einmal wurde von der Gegnerschaft betont, dass die Vorlage, über die das Stimmvolk am 12. März befinden wird, die schlechteste aller möglichen Varianten sei.
Aarwangen · Die Ruhe über die Festtage war in der Region Oberaargau nur von kurzer Dauer. Nur wenige Tage nach dem Start ins neue Jahr wurde in Aarwangen ein politischer Kampf eröffnet, der die Region in den kommenden 60 Tagen stark beschäftigen wird. Auf dem Bauernhof der Familie Aeschlimann beim Moosberg in Aarwangen fanden sich in den frühen Abendstunden rund 70 Personen ein, die der Einladung der Interessengemeinschaft «Natur statt Beton» gefolgt waren.
Die schlechteste Lösung
Diese eröffnete mit einem Mahnfeuer auf dem Bauernhof den Abstimmungskampf gegen die Verkehrssanierung Aarwangen, über die am 12. März das Stimmvolk befinden kann, nachdem aus links-grünen Kreisen erfolgreich das Referendum gegen das Projekt ergriffen wurde. In der Einladung wurde das Vorhaben als Mogelpackung deklariert. Am Rande des friedlich lodernden Mahnfeuers wurde dann während über einer Stunde den Anwesenden erläutert, weshalb aus Sicht der Gegnerschaft dem Stimmvolk eine Mogelpackung zur Abstimmung unterbreitet wird.
Kurt Eichenberger, Co-Präsident der IG «Natur statt Beton» und Geschäftsleiter des WWF Bern, stört sich bereits daran, dass von einer Verkehrssanierung Aarwangen gesprochen wird, «dabei geht es hier schlicht und einfach um den Bau einer Wirtschaftsstrasse, die keine Vorteile gegenüber der Null-Plus-Lösung aufweist», bemerkte er. Von allen zur Verfügung gestandenen Lösungen sei dies die schlechteste, die man gewählt habe, ist er weiter der Meinung, weil vor allem die Natur und die Umwelt darunter leide. Er wies darauf hin, dass eine riesige Vielfalt von Pflanzen und Tieren in diesem Gebiet angesiedelt sei. «Die Variante nimmt auch keine Rücksicht auf die Landwirtschaft», kritisierte er. Eichenberger ist zudem der Meinung, dass es Alternativen zur Umfahrung gibt. «Wenn man sich noch einmal vertieft mit der Problematik auseinandersetzen würde, fände man bestimmt geeignetere Lösungen», betonte er.
Ein Radar als einzige Antwort
Samuel Jenzer, Landwirt aus Bützberg und Co-Präsident der IG «Natur statt Beton», ging sogar noch einen Schritt weiter und forderte explizit einen Abbruch der Übung. «Wir müssen zurück auf Feld 1», machte er den Anwesenden klar. Seit Jahrzehnten ringe man um Lösungen für die Verkehrsprobleme in Aarwangen. «Doch was haben wir bislang getan?», fragte er und beantwortete die Frage gleich selber: «Wir haben lediglich eine Kamera aufgestellt, einen Radar installiert, der die Automobilisten bei ihrer Fahrweise ein wenig drosselt.»
Aber ein Schulweg abseits der stark befahrenen Strasse sei nicht realisiert worden. Die Sicherheit der Schüler habe nach wie vor Priorität, doch Jenzer ist überzeugt, dass dieses Vorhaben anders bewerkstelligt werden muss als mit einer Umfahrungsstrasse um Aarwangen herum. «Mit kleinen baulichen Massnahmen entlang der Hauptstrasse in Aarwangen liesse sich zweifellos sehr viel erreichen», erwähnte der Landwirt, der sich seit Jahren mit grossem Engagement gegen die Umfahrungsstrasse einsetzt.
Das Hauptproblem stelle jedoch das «Bipperlisi» dar, denn wegen zwei Bahnübergängen in Niederbipp und Aarwangen komme es oft zu Staus, die das Nervenkostüm der Automobilisten und LKW-Fahrer strapaziere. «Diese versuchen dann die verlorene Zeit durch Aarwangen hindurch aufzuholen, was zu gefährlichen Situationen führen kann», betonte Samuel Jenzer, der erneut darauf hinwies, dass man auch bei diesem Problem mit wenig Aufwand viel erreichen könnte, mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer schaffen und den Verkehr durch Aarwangen verflüssigen könnte.
Ein erstes Zeichen gesetzt
Eva Fuhrimann, Bäuerin aus Bützberg und Anwohnerin der geplanten Umfahrungsstrasse sowie Co-Präsidentin «Natur statt Beton», schwor die Anwesenden wiederum auf den Abstimmungskampf ein. Sie sprach von einem besonderen Feuer, das hier entzündet worden sei. «Dieses Feuer symbolisiert unser inneres Feuer für den Kampf gegen diese Umfahrungs-Lösung», sagte sie. Es sei ein Feuer, das weitherum sichtbar sei. Sie forderte alle auf, dieses Feuer mitzunehmen und weiterzutragen.
Eva Fuhrimann betont abschliessend, dass ein Nein zur Verkehrssanierung Aarwangen eine grosse Chance für die Region eröffne. «Ein Nein bedeutet nämlich eine Investition in eine lebenswerte Zukunft, denn es gilt, unseren Boden zu schützen, der für uns alle ein kostbares Gut darstellt.»
Der grüne Grossrat Fredy Lindegger aus Roggwil beendete den Anlass und erläuterte, dass er sich für bessere Lösungen als die vorliegende einsetze. «Mit dem heutigen Mahnfeuer haben wir ein erstes, wichtiges Zeichen gesetzt», zeigte er sich erfreut über den Anlass und das Interesse der Anwesenden. Es gehe aber nicht bloss darum, sich gegen die Verkehrssanierung Aarwangen aufzulehnen, mahnte Lindegger und wies darauf hin, dass am Abstimmungstag, am 12. März, noch über ein zweites Verkehrsprojekt abgestimmt werde, jenes in Burgdorf, das Lindegger als völlig überdimensioniert einstuft und als Fehlplanung bezeichnet, die es zu verhindern gelte.
Von Walter Ryser