• Lauri Liikanen wird nach drei Saisons bei Ad Astra Sarnen nun im Kreuzfeld für die «Ulaner» auf Torejagd gehen.  · Bild: Leroy Ryser

14.07.2020
Sport

Mit finnischem Torjäger an die NLB-Spitze?

Mittlerweile liegt die Ära von ULAs genialem Ausländer Marek Lébl schon mehrere Jahre zurück, seither kam aber keiner in die Nähe der überragenden Punkteausbeute des Tschechen. Nun scheint es aber, als hätte Unihockey Langenthal Aarwangen vielleicht endlich einen Nachfolger gefunden.

NLB: Unihockey Langenthal Aarwangen · 69 NLB-Spiele, 80 Tore und 56 Assists. Die Statistik von Lauri Liikanen aus den Saisons 2017/2018 und 2018/2019 hat es in sich. In Langenthal mahnen sie deshalb an Marek Lebl, der in seinen beiden besten Saisons für ULA in 42 Spielen sogar 48 Tore und 50 Assists sammelte. Auf Lauri Liikanen lasten deshalb grosse Hoffnungen, obwohl er in der letzten Saison wegen Leistenproblemen kaum zum Einsatz kam. Auch deshalb wechselt er vom A-Ligisten – Sarnen stieg in Liikanens zweiter Saison auf – zurück in die NLB.

Welt bereisen, arbeiten und spielen
Aufgewachsen ist der neue Hoffnungsträger vom Unihockeyverein Langenthal Aarwangen in Mittelfinnland. Dort spielte er während mehreren Jahren für den Verein Happee, der während mehreren Jahren eines der besten Unihockey-Herrenteams weltweit stellte. Er habe schon immer ein guter Unihockeyspieler sein wollen, aber die Träume sähen anders aus als im Fussball. «Im Fussball träumt man davon, Messi zu sein. Im Unihockey muss man selbst dann arbeiten, wenn man ein Messi wäre», sagt er lachend. Schon immer sei deshalb klar gewesen, dass er auf zwei Arten denken musste. Beruflich und sportlich. Aber: «Ich wollte etwas von der Welt sehen und dachte mir, dass es ideal wäre, wenn ich das mit dem Unihockeyspielen verbinden könnte», erinnert sich Liikanen. Zuerst spielte er eine Saison in der NLA bei Uster (18 Spiele, 12 Tore, 3 Assists), ehe er für zwei Saisons nach Finnland zu Happee zurückkehrte. «Dann erhielt ich einen Anruf von Sarnen und daraus entstand ein erneuter Transfer in die Schweiz.» Seit mittlerweile drei Jahren wohnt er deshalb in der Nähe von Luzern, wo er sich mittlerweile heimisch fühlt. «Irgendwann werde ich nach Finnland zurückkehren. Aber zurzeit ist Luzern meine Heimat. Und hier gefällt es mir sehr.» Aus-serdem habe er einen Job als Logistiker in einer Restaurantkette gefunden, weshalb er sich in der Schweiz zurzeit sehr wohl fühlt. Und mittlerweile auch in Langenthal. «Wir haben hier ein wirklich tolles Team. Alle sind sehr gut zu mir, wir lachen viel und haben eine tolle Chemie», sagt Lauri Liikanen. Der Wechsel zu ULA erachte er als Glücksfall. Auch weil er dadurch weiterhin in Luzern wohnen und beim gleichen Arbeitgeber arbeiten kann.

Ein schnelles Hin und Her
Hier in der Schweiz zu spielen sei aber ganz anders als im heimischen Finnland. In der Schweiz werde viel ruppiger gespielt, Kampf und Körpereinsatz sind hier ein wichtiger Bestandteil, findet er, während in Finnland die taktischen und technischen Fähigkeiten im Spiel stärker gewichtet werden. «Hier geht es manchmal unglaublich schnell hin und her», sagt er und hängt lachend an: «An manchen Tagen kommt es mir vor, als wäre ich viel zu langsam und an anderen Tagen fühle ich mich sehr clever mit meinen Bewegungen.» Ihm sage die Schweizer Spielweise aber genauso zu wie jene in Finnland, umso mehr, weil er hier noch einiges erfolgreicher agieren kann. «In Finnland habe ich nie so viele Tore geschossen», gibt er zu, auch deshalb habe er aber nicht die NLA, sondern eben die NLB als neue Destination gewählt. «Ich wollte ein wichtiger Teil in einem Team sein», sagt er. Und genauso wie zuletzt bei Sarnen wird er dies nun in Langenthal sein.
Dabei steht die kommende Saison aber unter einem besonderen Stern – und für den Finnen liegt das nicht einmal nur an Corona. Die letzte Saison war hart für ihn, weil er wegen einer Verletzung nur neun Spiele absolvieren konnte. «Mental war das schwierig. Ich wollte helfen, konnte aber nicht», erinnert sich Liikanen. Diese Saison mit dem ungewöhnlichen Abbruch inmitten der Playouts habe ihn hungrig zurückgelassen. «Ich mag dieses Gefühl. Ich spüre, wie ich spielen will», erklärt Liikanen. Schon jetzt sehne er deshalb dem ersten Heimspiel der neuen Saison entgegen.

Mit dem Spass kommt die Leistung
Eines werde nach der mental belastenden Phase aber im Vordergrund stehen: Der Spass. «Ich will das Spielen wieder geniessen. Denn wer Spass hat, der kann auch seine besten Leistungen abrufen.» Daneben sei es zwar schwierig, einzuschätzen, wo ULA derzeit stehe, er selbst sei aber überzeugt, dass sie als B-Ligist ein starkes Team beisammen haben. «Ich glaube fest daran, dass wir an der NLB-Spitze mithalten können», sagt Lauri Liikanen. Dieses Gefühl wolle er noch einmal geniessen können, so wie er es zuvor bereits in Sarnen tat. Dass deswegen auch viel Druck auf ihm lastet, sei indes kein Problem. Druck von aussen spüre er nämlich kaum, höchstens jener, den er sich selbst auferlegt. «Das gehört dazu. Im Sport und bei der Arbeit. Damit muss man leben», sagt er. Zweifellos hoffe aber auch er selbst, dass er dem Unihockeyverein Langenthal Aarwangen mit seinen Toren und Assists helfen kann, vorne mitzuspielen. Und wer weiss, vielleicht kann er damit nach sechs Jahren in die Fussstapfen von ULA-Liebling Marek Lébl treten.

Von Leroy Ryser