Mit «Härzensposcht» Freude bereiten
Das Projekt «Härzensposcht» von Jasmine Grundbacher aus Wasen wurde für die junge Frau in den Zeiten von Covid 19 bald zum Herzensprojekt und zu einem unerwarteten Erfolg: 640 Briefe brachten viel Freude und Abwechslung in Alters- und Pflegeheime der Region.
Wasen · Die Zeit des Corona-Lockdowns wurde für viele Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen in der Region zur Belastungsprobe. Während Wochen durften sie keinen Besuch mehr empfangen und das Heim nicht verlassen. Ihre kleine Welt wurde dadurch noch ein wenig enger und einsamer. Da stiess Jasmine Grundbacher aus dem Hambühl im Wasen in den sozialen Medien auf einen Post, der sich «Schenk einen Brief» nannte und der im Raum Zürich rasch grosse Verbreitung fand.
Jasmine fand die Idee berührend: Da schreiben Leute persönliche Briefe an Seniorinnen und Senioren, die sie eigentlich gar nicht kennen, teilen Erlebnisse, Geschichten, Lieder, Gedichte, Zeichnungen und anderes mehr und bringen damit Freude und Abwechslung in den Heim-Alltag. Zeit hatte die 22-jährige Detailhandelsfachfrau Textil wieder mehr. Ihre Ausbildung zur Primarlehrerin lief im Fernstudium zwar noch weiter. Ihr Teilzeitjob in einem Huttwiler Modefachgeschäft jedoch entfiel, weil dieses während des Lockdowns geschlossen blieb. Nachdem mit «Härzensposcht» ein passender Name gefunden war, postete Jasmine Grundbacher das Projekt in den sozialen Medien. Das Echo war überwältigend: Der Beitrag wurde geteilt und geteilt und so immer weiter verbreitet. Nach nur zwei Tagen füllten 90 Briefe ihren Briefkasten im Hambühl, nach einer Woche waren es bereits deren 242. Und bis zum Ende der Aktion fanden 640 Briefe den Weg nach Wasen.
Vom Erfolg überwältigt
«Ich war überwältigt und sehr dankbar, wie viele Leute mitgemacht haben.» Es seien junge Leute und Senioren gewesen, die mitgeholfen hätten, eine Schulklasse aus Wasen und eine andere aus Muri-Gümligen hätten sich beteiligt. Insgesamt machten rund 150 Schreiberinnen und Schreiber mit. Die Briefe kamen aus der Region, aus den angrenzenden Kantonen und sogar aus Davos oder Berlin. Aber auch Kinder und Jugendliche fassten sich im Home-Schooling ein Herz und schrieben einen Brief.
Jasmine Grundbacher sammelte die Post und leitete die Briefe an insgesamt 17 Alters- und Pflegeheime in der Region weiter. «Viele der Briefe wurden mit viel Herzblut wunderschön verziert», schwärmt die junge Emmentalerin. «Manchmal hätte ich schon gerne gewusst, was in den Briefen drin steht», meint sie schmunzelnd. Geöffnet habe sie Post aber selbstverständlich nie.
Brieffreundschaften entstanden
Die Empfänger der Briefe hätten sich sehr gefreut über die unerwartete Post, die für Abwechslung und Aufheiterung sorgte. Davon zeugten auch die diversen Dankeskarten, die Jasmine von Heimleitungen und Seniorinnen und Senioren selber bekommen habe. «Bei manchen Leuten», weiss Jasmine Grundbacher, «hat sich aus einem ersten Brief sogar eine Brieffreundschaft entwickelt.»
Von Daniel Fuchs