Mit leerem Beutel grosse Sprünge machen
Die Stadt Langenthal befindet sich in einem budgetlosen Zustand und der SC Langenthal verschwindet in diesen Tagen aus der zweithöchsten Spielklasse, der Swiss League. Zwei Themen, die in der Fasnachtszeitung «Päng» ausführlich behandelt werden. Damit ist die Langenthaler Fasnacht lanciert, die heute mit dem traditionellen Gönnerabend startet.
Der erste Blick in den diesjährigen «Päng», der beliebten Langenthaler Fasnachtszeitung irritiert: Da wird nämlich die Rangliste der zehn unlustigsten Langenthaler publiziert. Spitzenreiter ist hier Stadtschreiber Daniel Steiner, gefolgt von FDP-Stadtrat Diego Clavadetscher sowie dem parteilosen Stadtrat Pascal Dietrich. Auf Rang sechs findet man zudem ex-Stapi Thomas Rufener. «Päng»-Leser macht diese Auflistung stutzig und sie fragen sich zu Recht, ob die Macher der Fasnachtszeitung ihr redaktionelles Konzept geändert haben und nun auf harte Fakten statt auf humorvolle Beiträge setzen …
Aber keine Angst, es hat wie gewohnt auch lustige, witzige und humorvolle Beiträge im neuen «Päng», dafür haben in erster Linie die politischen Vertreter dieser Stadt und das Langenthaler Stimmvolk gesorgt, die der Redaktion reichlich Stoff lieferten, wie Reto Kurt, Redaktionsmitglied der Fasnachtszeitung, bei der traditionellen Übergabe des «Päng» an den Gemeinderat mit Genugtuung zur Kenntnis nahm. «Lange Zeit waren wir auf der Suche nach guten Themen für die Fasnachtszeitung, doch plötzlich haben sich in der Stadt die Ereignisse überschlagen, mit dem freiwilligen Abstieg des SC Langenthal sowie dem von den Stimmbürgern abgelehnten Budget 2023.»
«Gratis-Päng» nur für Gfeller
Diese beiden Themen bilden denn auch den roten Faden im «Päng», was die Redaktion bei der Übergabe der Fasnachtszeitung auch unmissverständlich klar machte, überreichte sie doch dem Gemeinderat symbolisch ein Budget-Känguru, das auch mit leerem Beutel grosse Sprünge absolviert. Und weil momentan in der Stadt das Geld knapp oder gar nicht vorhanden ist, zeigten sich die «Päng-Macher» solidarisch und wiesen die Gemeinderatsmitglieder daraufhin, dass die Langenthaler Fasnachtsgesellschaft ebenfalls kein Geld hat und deshalb den «Päng» nicht einfach verschenken kann. Vielmehr müsse sich der Gemeinderat dieses Jahr den «Päng» redlich verdienen. Bei einem Würfelspiel mussten die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte mit den beiden Würfeln exakt 7 Augen würfeln, was dem Kaufpreis eines «Päng»-Exemplares entspricht. Wer dies nicht schaffte, musste zum Portemonnaie greifen, was ausser Markus Gfeller alle anderen Gemeinderatsmitglieder tun mussten.
Danach vertiefte sich nicht bloss der Gemeinderat, sondern auch die übrigen Gäste bei der «Päng»-Übergabe in die Lektüre, die mit wertvollen Tipps für den budgetlosen Gemeinderat aufwartete. So schlägt die Redaktion beispielsweise vor, den gesamten Gemeinderat aufzulösen, weil in dieser Stadt sowieso alles so laufe, wie Stadtschreiber Daniel Steiner es wolle und der «Dänu» dann schon alles regle. Laut «Päng» wird aber auch der Stadtschreiber seinen Teil zum Sparprogramm beitragen, verriet er doch der Redaktion seinen persönlichen Spartipp: «Ich spare am liebsten beim Lachen, das strengt mich zu sehr an.»
«Ke Budgetstress meh»
Gleichzeitig hat der «Päng» aus gut unterrichteten Kreisen erfahren, dass sich die finanziell prekäre Lage nach dem abgelehnten Budget inzwischen schon erheblich entspannt hat, nachdem die Kantonspolizei 2500 Hanfpflanzen beschlagnahmt und im «Glaspalast» eingelagert hat. Seither sehe der Gemeinderat den budgetlosen Zustand in neuem Licht: «Hey, aues vou easy, ke Budgetstress meh.» Die «Päng»-Redaktion zeigt sich zugleich aber auch besorgt und ermahnt den Gemeinderat, dass er sich bewusst sein müsse, wenn bei den Mitgliedern während einer Dopingprobe THC nachgewiesen werde, könnten sämtliche Beschlüsse des Gemeinderates für ungültig erklärt und zudem alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte für die nächsten Wahlen gesperrt
werden …
Im «Päng» finden sich aber nicht nur Sparvorschläge für den Gemeinderat, sondern auch erste Prognosen im Hinblick auf die Stadtratswahlen im Herbst 2024. Dabei rätselt die Redaktion darüber, wie sich der parteilose Stadtrat und Dürrenrother Gemeindeschreiber Pascal Dietrich verhalten wird. Dietrich trat nämlich während der Corona-Pandemie aus der FDP aus, weil er mit der Covid-Politik seiner Partei nicht einverstanden war. Deshalb veröffentlichte der «Päng» erste Wettquoten zu möglichen Szenarien: 1:3 lautet die Quote für einen Übertritt Dietrichs zur SVP, mit der gleichen Quote versehen ist die Variante, dass Pascal Dietrich reumütig zur FDP zurückkehren wird. Als eher unwahrscheinlich empfindet die Redaktion die Variante, dass der Stadtrat nach Dürrenroth zieht und dort mit Corona-Gemeinderat Grossenbacher eine neue Partei gründet und Dietrich dann Gemeindepräsident wird (Quote 1:10). Dass Pascal Dietrich nach dieser Legislatur mit der Politik aufhören wird, erachtet der «Päng» als praktisch ausgeschlossen (Quote 1:10 000). Mit dieser letzten Variante wären wir wieder da, wo wir begonnen haben und stellen fest, dass im «Päng» mehr als ein Funken Wahrheit steckt und vieles, worüber er berichtet, leider bitterer Ernst und gar nicht zum Lachen ist …
Von Walter Ryser