• Morgen Freitag käst Peter Haslebacher letztmals in der Käserei Oeschenbach. · Bild: Barbara Heiniger

26.09.2018
Oberaargau

Morgen Freitag wird zum letzten Mal gekäst

Wenn Peter Haslebacher morgen Freitag zum letzten Mal in der Käserei Oeschenbach den Emmentaler Käse produziert, geht

eine lange Geschichte zu Ende. Seit dem 1. Mai 1991 wirkten Peter und Irene Haslebacher als umsichtiges Betriebsleiterehepaar in der Käserei. Die Käsereigenossenschaft in Oeschenbach wurde 1883 gegründet. Die Produktion wird nun eingestellt und ab sofort ist auch der Laden geschlossen. Weiterhin wird aber die Selbstbedienung betreut. So ist es bis auf weiteres möglich, den feinen Oeschenbach-Emmentaler zu bekommen.

Oeschenbach · «Wir waren damals dankbar, stolz und glücklich, als wir einen Betrieb mit vier Käsekessi übernehmen konnten. 1991 waren zahlreiche Emmentaler Käsereien im Kanton Bern aktiv. Heute sind nur noch rund 130 produzierende Betriebe in der ganzen Schweiz zu finden. Der Wandel in den letzten Jahren im Bereich der Landwirtschaft und Käseproduktion war enorm. Dies war auch ein Grund unserer Kündigung», stellte Peter Haslebacher im Gespräch mit dem «Unter Emmentaler» fest. 

«Das Leben spielte sich in der Käserei ab»

Aufgewachsen ist Peter Haslebacher in Hasle bei Burgdorf. Nach seiner Lehrzeit als Käser führten ihn die Wanderjahre unter anderem ins Eggiwil. 

Dem Besuch der Molkereischule auf der Rütti folgte 1987 die Meisterprüfung. Diese machte Peter Haslebacher als junger Berufsmann bei Käsermeister Peter Röthlisberger in Oeschenbach. Dann wirkte er in seinem Beruf in Oberlindach, bis er sich auf die ausgeschriebene Stelle in Oeschenbach bewarb. 

«Als wir am 1. Mai 1991 die Stelle antraten, war unsere älteste Tochter Petra dabei, die zweite Tochter Laura wurde noch im selben Jahr im Sommer geboren und 1993 folgte mit Julia die Dritte im Bunde. Es war für mich etwas vom Schönsten, da zu arbeiten, wo auch die Familie ist. Ich sah meine Töchter aufwachsen, und unser Leben spielte sich oftmals in der Käserei ab. Ich durfte aber so meine Kinder aktiv begleiten, und manchmal erklang neben dem Käsekessi der fröhliche Gruss ‹Tschou Päpu›, wenn sie zur Schule gingen», erkennt Peter Haslebacher rückblickend. 

Austausch und Mittelpunkt

Die Käserei Oeschenbach war aber auch während vielen Jahrzehnten für die Milchlieferanten und Gemeindebevölkerung ein Mittelpunkt und Ort des Austausches und Treffens. Viele Menschen nahmen beim Gang in die Käserei immer wieder Anteil am Leben ihrer Nachbarn und Mitmenschen. Sie tauschten ihre Freuden, aber auch Sorgen und Nöte aus. Irene und Peter Haslebacher hatten viele Kontakte und bekamen zu spüren, dass sie von der Bevölkerung in allen Lebenslagen getragen wurden. 

Ein gutes Einvernehmen herrschte auch immer mit den Lieferanten. So gab es durch die Jahre einige Feste oder Ausflüge. Besonders legendär war stets der Abend vom 1. Januar. Da wurde gemeinsam das neue Jahr willkommen geheissen und bei Käsekuchen und einem Glas Wein auf ein gutes Miteinander angestossen. 

Momentan liefern noch 17 Landwirte aus Oeschenbach, Hofen, Lünisberg und Kleindietwil insgesamt 1,4 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr in die Käserei Oeschenbach. In Spitzenzeiten waren es rund zwei Millionen. Die heutige Milchmenge würde durchschnittlich vier Käse pro Tag geben, wäre nicht die Produktionsbeschränkung der Branche mit rund 50 Prozent. 

Diese Situation war auch der Kündigungsgrund von Peter Haslebacher. Zudem wird fast die Hälfte der Lieferanten in den nächsten Jahren pen-sioniert. So war es sehr ungewiss, wie es in der Käserei weitergeht. «Für die Jahre bis zu meiner Pension hätte die Auslastung für ein gesichertes Einkommen wohl nicht mehr gereicht», erkennt der 57-jährige Peter Haslebacher. Die Mitglieder der Käsereigenossenschaft Oeschenbach suchen nun die Zusammenarbeit mit der benachbarten Genossenschaft in Ursenbach. 

Insgesamt sechzehn Lehrlinge erhielten bei Peter Haslebacher das Rüstzeug für ihren Beruf. 

Mit der Lehrtochter Sonja Kohler wurde sogar während der ganzen Berufszeit der Kontakt gepflegt. Sie kam von Oberlindach mit in den Oeschenbach und blieb durch ihre Heirat dann dort. Seit zwölf Jahren pflegt die Berufsfachfrau auch im Keller den Käse und wird dies nach dem Einstellen der Produktion in den nächsten drei Monaten ebenfalls noch tun. «Sonja Kohler hat mit uns angefangen und kann nun auch mit uns aufhören, darum ist sie natürlich ebenfalls am letzten Produktionstag dabei. In all den Jahren war sie auch immer da, wenn Hilfe gebraucht wurde und hat während unseren Ferien stets den Laden betreut», hielt Peter Haslebacher fest. 

Mit der flexiblen Aushilfe und den Lehrlingen konnten so die Freizeit und Ablösungen des Betriebsleiterehepaares gewährleistet werden. 

«Dem Käse treu bleiben»

Wie es mit der Käserei Oeschenbach weitergeht, ist noch nicht ganz geregelt. Vorerst wohnen Irene und Peter Haslebacher noch in dem Gebäude und betreuen noch bis auf weiteres die «Käse-Selbstbedienung». Irene Haslebacher fährt weiterhin mit dem Schulbus und Peter Haslebacher bleibt auch in seiner neuen Stelle dem Käse treu. Er wird im Emmi Höhlenlager in Kaltbach arbeiten. 

Auf Ende Jahr wird er ebenfalls das Amt des Gemeindepräsidenten in Oeschenbach abgeben. Dies hat aber mit der Kündigung keinen Zusammenhang und war schon vorher so geplant.
«Sicher wird sich einiges ändern. Wir werden vor allem lernen müssen, die geregelte Freizeit zu gestalten. Ganz bestimmt werden wir aber als Familie die guten Kontakte zur Bevölkerung im Oeschenbach weiterhin pflegen», ist Peter Haslebacher überzeugt. 

Von Barbara Heiniger