• Die Huttwilerin SaÏra Weibel mit Pianistin Johanna Kulke.

  • Jonas Wegmüller mit Pianist Javier Bezzato. · Bilder: Prisca Rotzler

19.02.2024
Huttwil

Musik-Talente werden gezielt gefördert

Mit den Talentkonzerten am 14. und 15. Februar zeigten Jugendliche aus dem Oberaargau mit grossem Engagement die Fortschritte, die sie innerhalb eines Jahres erzielt hatten. Saïra Weibel aus Huttwil und Jonas Wegmüller (Thunstetten) berichten, wie sie das Konzert erlebt haben und was sie sich von ihrer Zukunft erhoffen.

Der Saal der Oberaargauischen Musikschule Langenthal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Eltern, Grosseltern, Freundinnen und Freunde haben sich zum Talentkonzert der Musikschulen Lan­genthal und Huttwil (siehe Kasten) eingefunden, um die jungen Musikerinnen und Musiker zu unterstützen. Noch werden Bekannte begrüsst und Erfahrungen ausgetauscht. Dann wird es still. Die erste Kandidatin betritt mit ihrer Pianistin, die sie begleiten wird, das Podium. Neun weitere werden nach ihr folgen.
Das Konzert beginnt mit einer Komposition des tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu für Violoncello. Es folgen Werke verschiedener Komponisten und einer Komponistin, geschrieben für Violine, Kontrabass, Gesang und Waldhorn. Auch der E-Bass kommt zum Einsatz sowie das Schlagzeug. Am zweiten Konzertabend zeigen Schülerinnen und Schüler ihre Talente am Klavier und mit der Oboe. Ein Auftritt vor vollem Saal ist für die jungen Musikerinnen und Musiker eine Herausforderung. Zwar haben sie bereits Erfahrung mit solchen, doch zuweilen ist die Anforderung an die Nerven hoch, zumal das Konzert von einer Jury beurteilt wird, die über die weitere Zukunft im Förderprogramm entscheidet.

Die Sängerin
Die vierzehnjährige Saïra Weibel aus Huttwil meistert ihren Auftritt mit Bravour, als sei sie schon oft auf dem Podium gestanden. Sie singt – begleitet am Klavier von Johanna Kulke – mit ihrer voll klingenden Stimme zuerst das «Ave Maria» von Franz Schubert, danach eine Arie von Giovanni Pergolesi, einem Komponisten des 18. Jahrhunderts.
Seit fünfeinhalb Jahren studiert sie an der Musikschule Huttwil Gesang bei Amanda Schweri und derzeit bei Angela Wiedmer. Den Entscheid, sich für das Förderprogramm anzumelden, trugen sowohl die Gesangspädagogin als auch die Eltern mit. Auf die Frage, weshalb sie sich für den Gesang entschieden habe, meint sie: «Ich wollte immer singen.» So trat sie schon mehrfach auf, unter anderem auch im Jugendchor Huttwil. Ihren ersten Bühnenauftritt hatte sie 2022 an der Gartenoper Langenthal. Sie sang im Kinderchor der Oper «Carmen». Auf das Lampenfieber angesprochen meint Saïra Weibel, die immer auswendig singt, dass sich ein spezielles, unangenehmes Bauchgefühl einstelle, wenn sie viele Leute im Publikum kenne.
Ihre Zukunft sieht sie zuerst im Gymnasium. Danach möchte sie Gesang studieren oder Tiermedizin. Sie kann sich eine Solokarriere als Sängerin gut vorstellen, wäre aber auch bereit, in einem professionellen Chor zu singen, etwa einem Theaterchor. Irgendwann müsste dann sicher die «Carmen» auf dem Programm stehen.

Der Waldhornist
Jonas Wegmüller aus Thunstetten ist ebenfalls vierzehn und wird seit fünf Jahren von Peter Dimitrov an der Musikschule Langenthal unterrichtet. Er spielt souverän den ersten Satz des Hornkonzertes Nr. 3 von Wolfgang Amadeus Mozart inklusive Kadenz (ein solistisches Intermezzo). Begleitet wird er am Klavier von Javier Bezzato. Es war sein Musikpädagoge, der ihn ermunterte, sich für das Förderprogramm anzumelden. Seine Liebe zum Waldhorn entstand beim Besuch der Konzerte der Musikgesellschaft Aarwangen. «Mir gefiel der schöne Klang dieses Instrumentes.» Zudem habe man mit diesem verschiedene Möglichkeiten aufzutreten. So spielt er in der Jugendmusik Aarwangen mit und beteiligt sich an verschiedenen Projekten. Sein Ziel ist klar: zuerst das Gymnasium, dann ein Musikstudium.
Auf die Frage nach dem Lampenfieber vor dem Auftritt meint Jonas Wegmüller, er schaue in die Noten und nicht ins Publikum. Etwas Nervosität könne sich zuweilen gegen das Ende des Vortrags einstellen oder wenn er auswendig spiele. Er sei ohnehin an das Vorspielen gewöhnt. Auch die solistisch vorgetragene Kadenz empfindet er als «angenehm zu spielen». Sie gebe ihm die Freiheit der musikalischen Gestaltung.
Übrigens, nicht nur die beiden porträtierten Jugendlichen, sondern alle Kandidatinnen und Kandidaten haben die als Konzert konzipierte Zwischenprüfung bestanden.

Von Prisca Rotzler Köhli