• Spezielle «Möblierung» im Chor der reformierten Kirche Huttwil. · Bild: Rolf Bleisch

23.11.2018
Huttwil

Musikalisches Vergnügen aus der «Schulstube»

Die Huttwiler Schulklasse 9d und der Chor «SMS – Sing mit Sam» sprengten das triste Novemberwetter mit Humor, der Erstaufführung einer «Schülerbalade» und mit einem mitreissenden Gemeinschaftskonzert unter der Leitung von Samuel Schmid.

Dass eine Kirche durchaus bis auf den letzten freien Platz besetzt werden kann zeigte sich am Konzert mit der Schulklasse 9 d und dem SMS-Chor. So einfach schien das zu sein, obwohl eigentlich im Vorfeld wenig vom Programm bekannt war.
Im Chor der Kirche war schon alles für den Abend vorbereitet. Auffallend waren die Schülertische und Stühle, derer Bestimmung einfach noch etwas Geduld seitens der «Schulgäste» erforderte. Die acht Glockenschläge beendeten die munteren Gespräche zwischen Jung und Alt, und das etwas andere «Klassenzimmer» wurde durch die 10 9d-Schüler und -Schülerinnen in Besitz genommen. Kleine Bewegungsübungen zwischen Tischen und Stühlen sorgten für Fitness, und gegen den Verlust der Sprache wurde auch noch lauthals geübt. Doch dann kam Lehrer Schmid und sorgte im «Klassenzimmer» für Ruhe. Der Klassenchef übernahm das Zepter, begrüsste die Gäste und umschrieb das Programm mit kurzen Worten und dem Motto der Stunde: Lebensweisheiten. Erste tiefe Gedanken über Eltern folgten. Leana nahm das Mikrofon zur Hand, begann beherzt ihr Solo und wurde im englischen Lied durch ihre Klassenkameraden begleitet. Der Lohn für die Solistin war ein grosser Applaus.

Beruf und Schicksal
Dass auch Computer Lebensweisheiten kreieren liegt im Zeitgeist. So hörte man: «Computer sind Papierkörbe des Gedächtnisses.» Durch die Kirche ertönte anschliessend vom Chor ein «Halleluja», das die Sänger und Sängerinnen mit ihren natürlichen Stimmen und der Klavierbegleitung berührend interpretierten.
Nun folgte die Uraufführung des Werkes «Schulgeschichten» von Samuel Schmid, in dem in raffinierter Weise das Geschehen im Schulzimmer offenbart wurde.
Dann die Weisheit: «Lehrer ist ein Beruf, Schüler sein ein Schicksal». Immer wieder bewiesen die Jugendlichen ihre Freude am Singen mit mitreissenden Beiträgen.
Gut 40 Sängerinnen und Sänger gehören zum neugegründeten SMS-Chor von Samuel Schmid. Schmid selbst stellte sich mit einem Beatles-Lied, umrahmt vom schönen Chorklang, vor. Die einzelnen Chorregister sprachen von intensiver Probenarbeit und Musikalität.
Diese guten Voraussetzungen nutzte der Chor in den folgenden Gospels auf eindrückliche Weise. Schmid, so sagte dieser danach, will mit der Musik fliegen wie ein Adler.
Er holte ihn herunter, denn dieser Adler war zugleich das Maskottchen, dem es in der Luft wohler war als auf dem Taufbeckenrand. Die Tugenden des Adlers entsprachen auch Schmids Auffassung vom Singen, denn da gelte es die Einsätze (Abstürzen des Adlers auf ein Opfer) zu beherrschen und den Gesang (den Flug beim Adler) voll zu geniessen.
Und das zeigte sich eben schon in den englisch gesungenen Liedern. Der Chor singt allerdings auch Lieder mit deutschen Texten.
Sehr schön wirkte dabei das österreichische Lied «Weg, weit weg», ein dramatisches Liebesdrama. Die einfühlsame Geschichte zog die Konzertbesucher in den Bann und widerspiegelte die intensive Zusammenarbeit des Chores mit dem Dirigenten.
Zuluklänge aus Afrika entführten die Männerstimmen in den Dschungel. Doch die Frauen liessen sie nicht alleine und umsangen die Männer in echt mütterlicher Manier. Regen war das Thema des Schlussgesangs, das von einer Saxophonistin bezaubernd begleitet wurde. Als letzte Zugabe durften nochmals afrikanische Klänge in ergreifender Intensität genossen werden. Das Konzert hat die Besucher völlig erobert. Bestimmt dürfen sie gespannt auf weitere SMS-Konzerte warten.

Von Rolf Bleisch