Naturfreunde im Einsatz für die Vogelwelt
Rund 300 Nistkästen betreuen die Naturfreunde Sektion Langenthal auf dem Stadtgebiet. 20 davon befinden sich beim Waldhof. Diese wurden am Samstag gereinigt.
Langenthal · «Für die Vögel müssten die Kästen eigentlich gar nicht gereinigt werden», erklärte Walter Wüthrich, Verantwortlicher für die von den Naturfreunden Sektion Langenthal (NFL) betreuten Nistkästen. «Aber diese Arbeit dient einerseits der Kontrolle, wie die Kästen besetzt waren, andererseits für das Auge des Betrachters.» Dass die Bevölkerung die Vögel beobachten kann, ist ihm wichtig. «Nicht zuletzt deshalb haben wir Anfang Jahr einige Kästen von den Gehegen des Tierparks in die Region Bettenhölzli gezügelt.» Dass sich die Vögel durch die Menschen nicht gestört fühlen, zeigt die beinahe ausnahmslose Belegung dieser Kästen.
Seit über 30 Jahren
Das Nistkastenwesen haben die Naturfreunde Sektion Langenthal nach dem Austritt aus der Häusergemeinschaft Mitte der 1980er-Jahre von den Ornithologen übernommen. «Neben dem Wandern suchten wir ein neues Betätigungsfeld», erklärte Samuel Geiser, der diese Sparte aufgebaut hat, am öffentlichen Informationsanlass vom vergangenen Samstag.
Am Anfang waren diese vorwiegend im Färech beim Tierpark und im Gebiet Hard zu finden. «Wo genau, wusste niemand. Ich habe noch zehn Jahre lang Kästen entdeckt», sagte der über 90-Jährige mit einem Schmunzeln. Ende 80er-, Anfang der 90er-Jahre habe er mit der Inventarisierung begonnen. Heute zeugt eine Karte davon, wo alle der mittlerweile rund 300 Nistkästen hängen. Noch heute unterstützt Samuel Geiser seinen Nachfolger Walter Wüthrich, vor allem bei der Reparatur oder der Herstellung neuer Kästen in der Werkstatt im Gruebehüttli.
Hauptsächlich Höhlenbrüter
Etwa 285 Nistkästen mit Einflugloch seien für Höhlenbrüter, 14 offene für Rotschwänzchen, erklärte Walter Wüthrich weiter. «Wasseramseln gelangen von unten in die Nistkästen, welche unter den Brücken in der Rankmatt, bei der Brücke bei der Raiffeisenbank und beim Wehr Sagibach hängen.»
Um die Nistkästen von den Standorten herunterzuholen, benützt Wüthrich eine Stange mit einem speziell konstruierten Haken fürs Auf- und Abhängen. Der Inhalt wird mit einem Spachtel entfernt und kleinere Reparaturen vor Ort vorgenommen. «Rund 85 Prozent der Kästen werden von Vögeln, meist Meisen, genutzt. Manchmal sind zudem Wespennester drin», erklärte Wüthrich weiter. «Hornissen gab es in diesem Jahr ausnahmsweise keine.» Weitere Brüter in diesem Gebiet waren Kleiber und Trauerschnäpper.
«Die Begehung war sehr interessant», hielt Rundgangteilnehmerin Hedy Jost aus Langenthal nach der rund andert-halbstündigen Runde fest. Die Vogelwelt sei ihr nicht fremd, habe sich doch vor allem ihr Vater damit befasst. «Bisher war ich nicht so die Spaziergängerin. Aber künftig werde ich sicher ab und zu durch die Stadt gehen und auf die mit NFL markierten Nistkästen achten», ist sie überzeugt.
Von Irmgard Bayard