Neue Bibliotheken-Strategie für die Region
Für die Region Oberaargau soll eine ganzheitliche Bibliotheken-Strategie ausgearbeitet werden. Erste Informationen dazu gab es an der Delegiertenversammlung des Gemeindeverbandes Kulturförderung Region Oberaargau. Offen ist zudem noch, ob für die Leistungsvereinbarung 2021 bis 2024 nebst den bestehenden fünf Kulturhäusern neue Institutionen von Unterstützungsbeiträgen profitieren werden.
Oberaargau · Der Gemeindeverband Kulturförderung Region Oberaargau, dem sämtliche Oberaargauer Gemeinden angeschlossen sind, unterstützt gemeinsam mit dem Kanton Bern die fünf Kulturinstitutionen Regionalbibliothek Langenthal, Kunsthaus Langenthal, Museum Langenthal, das Stadttheater Langenthal sowie das Chrämerhuus in Langenthal. Mit den fünf Kulturhäusern bestehen Leistungsverträge. Ob für die Leistungsvereinbarung 2021 bis 2024 neue Kulturinstitutionen hinzukommen, ist gemäss Kurt Bläuenstein (Aarwangen), Präsident des Gemeindeverbandes Kulturförderung, noch offen. Er erwähnte bei der DV des Gemeindeverbandes im Stadttheater Langenthal, dass Eingaben von Kulturhäusern eingegangen seien, die einen Antrag auf Unterstützung gestellt hätten. Es würde nun geprüft, ob sie den zum Teil doch recht hohen Anforderungen für eine Leistungsvereinbarung entsprechen würden.
Bläuenstein erwähnte zwar nicht, welche Kulturinstitutionen eine Eingabe gemacht haben, aber aus dem Kreis der anwesenden Gemeindevertreter war herauszuhören, dass der Kreuzkeller und die Bibliothek in Herzogenbuchsee mit einer Aufnahme in den Kreis der unterstützungswürdigen Kulturinstitutionen der Region Oberaargau liebäugeln, obwohl beide Institutionen aktuell die Anforderungen nicht vollumfänglich erfüllen. Gemäss den Richtlinien des Kantons können Kulturhäuser beispielsweise nur von Unterstützungsbeiträgen des Gemeindeverbandes profitieren, wenn diese bereits von der Gemeinde mit einem Mindestbeitrag von 30 000 Franken unterstützt werden.
Mehr Geld für Kulturförderung
Dies ist bei den beiden Kulturhäusern in Herzogenbuchsee jedoch nicht der Fall, zahlt doch die Gemeinde an die beiden Institutionen bloss einen jährlichen Beitrag von 6000 Franken. Bläuenstein versicherte jedoch, dass man zusammen mit dem Kanton einen Weg suchen werde, damit man künftig Kulturinstitutionen von überregionaler Bedeutung ebenfalls unterstützen könnte, auch wenn die Sitzgemeinde nicht in der Lage sei, den geforderten Unterstützungsbeitrag zu leisten. Gleichzeitig erwähnte der Präsident auch noch, dass für die Leistungsvereinbarung 2021 bis 2024 vom Kanton nicht mehr Geld zu erwarten sei, dafür aber aus der Region, weil laut einer Erhebung mittlerweile mehr Menschen im Oberaargau wohnen würden. Das habe einen positiven Effekt auf die Kulturförderung, würden doch die Gemeinden ihren Beitrag pro Einwohner entrichten.
Im Weiteren wurde an der Versammlung orientiert, dass man daran sei, eine Bibliotheken-Strategie für die Region Oberaargau auszuarbeiten. Dazu wurden mit den Bibliotheken aus Langenthal, Herzogenbuchsee und Huttwil zwei Workshops durchgeführt. Dabei habe man versucht, eine gemeinsame Vision zu erarbeiten. Ziel sei es, ein Gesamt-Angebot zu realisieren. Kurt Bläuenstein dämpfte jedoch die Erwartungen und sagte, dass es nicht darum gehe, einen Neubau für eine grosse Regionalbibliothek zu planen, vielmehr habe man sich für den Weg der kleinen Schritte entschieden. So prüfe man als erste Massnahme die Schaffung eines Angebots-Katalogs. Das erscheine auf den ersten Blick eine einfache Aufgabe zu sein, die Detailarbeit zeige jedoch, dass es sich hier um eine äusserst komplexe Angelegenheit handle. Dennoch ist Kurt Bläuenstein überzeugt, dass man mit diesem Katalog den Nutzern der drei Bibliotheken ein übersichtliches Angebot unterbreiten kann, das gleichzeitig auch Ressourcen und Zeit in den einzelnen Bibliotheken einsparen werde. In einem nächsten Schritt gehe es dann darum, weitere Synergien zu nutzen, um gewisse Angebote und Dienstleistungen an einem Ort zu konzentrieren, weil es schlicht nicht Sinn mache, dass man weiterhin an allen drei Standorten alles mache.
Bisherige setzen sich durch
Bei der Besetzung des neuen Verbandsrates kam es noch zu einer kleinen «Kampfwahl», der sich die beiden bisherigen Vertreterinnen der Region Oberaargau Ost, Helen Morgenthaler (Gemeinderätin Langenthal) und Marianne Teuscher (Gemeinderätin und Grossrätin Roggwil), stellen mussten. Sie wurden von Pascal Hug (Präsident der Kultur- und Sportkommission Thunstetten) herausgefordert. Doch die beiden Frauen setzten sich bereits im ersten Wahlgang mit 53 (Morgenthaler) und 34 (Teuscher) Stimmen gegen Hug (23) durch. Damit bleibt Langenthal als Sitzgemeinde der fünf Kulturinstitutionen, mit denen Leistungsvereinbarungen bestehen, weiterhin im Verbandsrat vertreten. Die übrigen Vertreter der Regionen West, Süd und Nord wurden als Verbandsräte bestätigt.
Abschliessend gewährten die fünf vom Gemeindeverband unterstützten Kulturinstitutionen einen Blick in ihre Geschichte und ihre Angebote. Das Museum Langenthal wurde 1980 gegründet und geht gemäss der Leiterin Jana Fehrensen dem Leitsatz nach: «Wir sammeln, erforschen, publizieren, stellen aus und vermitteln.» Nebst einer Dauerausstellung werden jährlich zwei oder drei professionell kurierte Sonderausstellungen durchgeführt. Das Museum verzeichne mehr als 3000 Besucher pro Jahr, betonte Fehrensen. Das Chrämerhuus wurde bereits 1974 gegründet und ist ein äus-serst vielfältiger und bei der jungen Generation beliebter Kulturbetrieb, der Konzerte und diverse weitere Musikformate anbietet, über eine Galerie verfügt, Kleinkunst inszeniert, Workshops, Lesungen, Diskussionsrunden und Ausstellungen durchführt. Daneben werden auch Kino-Anlässe sowie das Wuhrplatzfest organisiert und zudem verfügt das Chrämerhuus über einen Gastrobetrieb.
Besucherzuwachs von 39 Prozent
Das Kunsthaus in Langenthal besteht seit 26 Jahren und organisiert jährlich sechs bis acht Ausstellungen. Zudem werden jedes Jahr zwei Bücher publiziert. Dazu werden rund dreissig Veranstaltungen wie Führungen, Gespräche und Workshops für Kinder realisiert. Das Kunsthaus legt gemäss Leiter Raffael Dörig den Schwerpunkt auf jüngere Schweizer Künstler. «Das Kunsthaus ist kein Museum, sondern zeigt, was in Zukunft ins Museum kommen könnte», erwähnte Dörig.
Die Regionalbibliothek Langenthal wurde 1974 gegründet und versteht sich als Informationszentrum der Region Oberaargau sowie als Drehscheibe im regionalen Bibliotheksnetz. Gemäss Leiterin Monika Hirsbrunner stelle man Printmedien, Nonbooks und virtuelle Angebote für die Information, Bildung, Kulturpflege, Freizeitgestaltung und Unterhaltung für eine Ausleihe zur Verfügung. Die Regionalbibliothek ist an 299 Tagen geöffnet und verfügt über 38 238 Medien (77 Prozent Printmedien, 23 Prozent audiovisuelle Medien). 9141 Benutzer sind bei der Regionalbibliothek Langenthal eingeschrieben und letztes Jahr wurden 65 835 Besucher registriert. Die älteste vom Gemeindeverband unterstützte Kulturinstitution ist das 102-jährige und eben erst komplett sanierte Stadttheater Langenthal. Leiter Reto Lang durfte stolz verkünden, dass man in der ersten Saison im neuen Stadttheater einen Besucherzuwachs von 39 Prozent verzeichnet habe. Im Verlaufe einer Saison zähle man rund 330 Nutzungen durch kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen sowie durch Proben und Kurse.
Von Walter Ryser