• Annette und Beat Wächli, das neue Wirtepaar auf der Brestenegg-Alp.

  • Roland Lörtscher und Verena Hohl mit Fritz Beer (Mitte), Präsident der Alpgesellschaft Brestenegg · Bilder: Marianne Ruch

  • Die Brestenegg-Alp liegt oberhalb Eriswil, gehört aber zur Gemeinde Sumiswald.

27.11.2020
Emmental

Neue Pächter auf der Brestenegg-Alp

Auf der Alpwirtschaft Brestenegg in Sumiswald wird im Frühling 2021 ein Pächterwechsel stattfinden. Dieser war nicht geplant und geschieht nicht freiwillig. Dennoch sind alle Beteiligten guten Mutes und blicken positiv in die Zukunft.

Sumiswald · Im Frühling 2021 werden Annette und Beat Wächli die Alpwirtschaft Bresten­egg in Sumiswald als Pächter übernehmen. Sie haben sich schon immer gewünscht, einen solchen Betrieb führen zu können. Nicht zu gross, nicht zu klein, familiär sollte er sein. Dieser Wunsch wird sich nun erfüllen. Per Zufall hat das Ehepaar davon gehört, dass die jetzigen Pächter die Bresten­egg verlassen werden. «Sozusagen lief alles unter der Hand», sagt Annette Wächli. «Wir mussten uns nicht lange überlegen, ob wir uns beim Präsidenten der Alpgesellschaft melden wollen. Eine kurze Diskussion haben wir beide geführt und dann griffen wir zum Telefon», sagt Beat Wächli. Gewirtet haben die beiden noch nicht, aber Annette Wächli führt ein Catering/ Partyservice. Auch hat sie die Wirte­prüfung absolviert, sie weiss somit schon einiges, worauf man Gastgewerbe achten muss. Beat Wächli arbeitet als Konstrukteur und hilft seiner Frau, wenn «Not an Mann» ist. «Sozusagen bin ich das Mädchen für alles», schmunzelt er. Und das werde auch auf der Brestenegg nicht anders sein. Beide werden ihre Arbeit aufgeben, ihr Haus in Leimiswil verlassen und sich der neuen Herausforderung stellen.

Das Währschafte soll bleiben
«Wir wollen die Brestenegg nicht neu erfinden», sagt Annette Wächli. Das Währschafte, Regionale, Saisonale und Frische bleibt. «Unsere Gäste sollen sich wohl fühlen und ein Strahlen im Gesicht haben, wenn wir ihnen das Essen oder ein Dessert servieren.»
Spezielle Desserts sind geplant, etwas, was es sonst nirgends gibt – eine persönliche Handschrift. Das ist der gelernten Bäckerin-Konditorin ein gros­ses Anliegen. Die Küche wird demnach unter ihren Fittichen stehen. Man darf auf Annette Wächlis Handschrift gespannt sein. Auch ein Schwatz muss drin liegen, sei dies mit einheimischen Stammgästen oder mit Auswärtigen. «Unser Ziel ist, dass die Gäste gerne wieder kommen.» Gespräche führen sie auch mit dem Personal von Verena Hohl und Roland Lörtscher. «Es wäre schön, wenn wir einige für uns gewinnen könnten», meint das Ehepaar. Die Eröffnung erfolgt am 1. Mai 2021.

Unfreiwilliges verlassen
Verena Hohl und Roland Lörtscher hatten ihrerseits den Pachtvertrag im Oktober 2015 unterschrieben. Auch sind sie damals unter der Hand auf die Brestenegg aufmerksam geworden. Mindestens zehn Jahre wollten sie den Betrieb führen. «Ein gesundheitlicher Schicksalsschlag erlaubt es mir nicht, einen solchen Betrieb weiter zu führen», sagt Verena Hohl. «Es ist, wie es ist», sagt sie. «Man muss es annehmen und trotz allem nach vorne schauen.» Und das tun sie auch: Eine Wohnung in einem Bauernhaus in Ursenbach haben sie bereits gemietet. «Wir können alle unsere Tiere mitnehmen, das ist für mich das Wichtigste», meint sie.
«Wir gehen nicht mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wir gehen mit zwei weinenden Augen», meint Roland Lörtscher. «Wir hatten eine wunderbare Zeit hier auf der Brestenegg.» Viele Freundschaften seien aus dieser Zeit hervorgegangen. «Ein grosser Dank geht an unser Personal und an all unsere Gäste und natürlich auch an die sechs Besitzer der Brestenegg. Stets konnten wir uns auf sie verlassen», sagen die beiden.
Am 28. März 2021 werden sie das letzte Mal Gäste bewirten. «Es ist schon schwer», sagt Verena Hohl «und doch bin ich dankbar, dass ich mir meinen grossen Wunsch, ein Restaurant zu führen, erfüllen konnte.» Den ganzen April 2021 wird die Wirtschaft Brestenegg-Alp geschlossen bleiben.

Bereits jetzt gute Zusammenarbeit
Annette und Beat Wächli sind bereits jetzt öfters auf der Brestenegg anzutreffen und helfen tatkräftig mit. «So können wir lernen, worauf wir besonders achten müssen», meint Annette Wächli. Immer seien sie willkommen, Verena Hohl sage stets: «Chum eifach.» Überhaupt seien sie von allen Beteiligten sehr gut und freundschaftlich aufgenommen worden. Was in dieser speziellen und nicht einfachen Situation nicht selbstverständlich sei. Verena Hohl meint: «Wir wollen ja auch, dass die Wächlis einen guten Start haben werden.» Das sei ihnen wichtig. Bewundernswert sei es allemal, dass die beiden den Schritt wagen, einen Gastbetrieb zu übernehmen in der momentan ungewissen Corona-Lage, so Verena Hohl. Fritz Beer, Präsident der Alpgesellschaft, bedauert den Weggang von Verena Hohl und Roland Lörtscher. «Wir waren sehr zufrieden und hatten gute Jahre mit den beiden», sagt Beer. Es habe nie Streitereien gegeben, stets hätte man miteinander reden können.
Sorgen haben sich die Brestenegg-Besitzer gemacht, ob sie überhaupt wieder jemanden für die Wirtschaft finden würden. Grosses Glück hätten sie gehabt, dass sie wieder nicht suchen mussten. «Nun hoffen wir, dass es mit Wächlis auch gut weitergehen wird.» Einfach sei es nicht, man müsse sich zuerst aneinander gewöhnen. Zum Beispiel, wenn im Sommer die Rinder auf der Alp sind, sei das schon eine spezielle Zeit. Alle Brestenegg-Besitzer sind aber zuversichtlich, dass es gut gehen wird und sich alle zusammen wohlfühlen werden.

Von Marianne Ruch