Neuer Pfarrer «made in Huttwil»
Mit einer tiefgründigen Predigt verabschiedete sich Vikar Roland Langenegger nach 14 Monaten von seiner Huttwiler Ausbildungsgemeinde.
«Habt ihr in eurem Berufsalltag auch schon sinnlose Aufträge erhalten?», fragte Roland Langenegger die anwesende Gottesdienstgemeinde in der reformierten Kirche Huttwil.
Er spielte dabei aber nicht auf den aufwändigen «Papierkrieg» an, den er im Qualifikationsverfahren zum reformierten Pfarrer zu durchlaufen hatte, sondern erläuterte seinen Predigttext: Simon, der Fischer, war die ganze Nacht draussen auf dem See und kehrte dennoch mit leeren Netzen zurück. Bei Tagesanbruch begegnete ihm Jesus und riet ihm, nochmals rauszufahren. Ein ziemlich sinnloser Auftrag, ziehen sich doch die Fische am Tag in tiefere Wasser zurück. «Jesus setzt bei der Erfolglosigkeit des Simon an und macht daraus eine Berufungsgeschichte», verkündete der 45-jährige künftige Pfarrer und leitete daraus Trost für die Zuhörenden ab.
Langenegger wuchs in Dürrenroth auf und startete mit einer kaufmännischen Ausbildung ins Berufsleben. Später war er u.a. in Riehen BS und Kerzers FR in der Jugendarbeit tätig und erteilte zusammen mit seiner Frau Marianne in Rüderswil und Lauperswil kirchlichen Unterricht (KUW). Der vierfache Familienvater absolvierte am theologischen Seminar IGW und an der Universität Zürich berufsbegleitend ein Theologiestudium und schloss nun die praktische Ausbildung mit dem 14-monatigen Vikariat bei seinem Lehrpfarrer John Weber erfolgreich ab. Eine Delegation des Kirchgemeinderates verabschiedete den neuen Pfarrer «made in Huttwil» mit schönen, massgefertigten Segenssprüchen und dankte ihm für seine Bereitschaft, den vollzeitlichen Dienst in der Kirche auszuüben.
Quereinsteiger sind gesucht
Aufgrund zahlreicher Pensionierungen sind Quereinsteiger wie Langenegger in der reformierten Kirche derzeit sehr willkommen. Doch der Nachwuchs ist dünn gesät. Aktuell haben im gesamten Kanton Bern nur elf Personen ein Vikariat absolviert, und nächstes Jahr werden es noch weniger sein. Vakanzen werden insbesondere in ländlichen Gegenden mit unattraktiven Teilzeitstellen bei gleichzeitiger Residenzpflicht kaum zu vermeiden sein. Vor diesem Hintergrund ist das zusätzliche Engagement, das die Kirchgemeinde Huttwil als «Ausbildungsbetrieb» eingegangen ist, noch umso mehr zu würdigen. Es wird durch den neu geschaffenen Ausbildungsplatz für einen sozialdiakonischen Mitarbeiter (SDM) noch unterstrichen.
Dieses kirchliche Berufsfeld, das nicht zuletzt der Entlastung der Pfarrschaft dient, ist in Huttwil erstmals mit Thomas Hadorn vertreten, der am Theologisch-Diakonischen Seminar (TDS) in Aarau ausgebildet wird.
Für Roland Langenegger beginnt der Berufseinstieg ins Pfarramt nun zunächst in Roggwil, wo er am 1. Oktober als sogenannter Verweser die vakante Pfarrstelle für eine befristete Zeit übernimmt und so weitere Erfahrungen in seinem anspruchsvollen neuen Amt sammeln kann. pd