Neues Leben in der Alten Mühle
Seit diesem Monat ist das Restaurant in der Alten Mühle in Langenthal wieder offen. Das neue Team bewirtschaftet zudem die Seminarräume. Diese sind für die einheimischen Vereine weiterhin gratis nutzbar.
«Endlich», hört man in der letzten Zeit öfters von der Langenthaler Bevölkerung. «Endlich kommt wieder Leben in die Alte Mühle.» «Ja, das stimmt. Die Leute warten darauf. Wir haben schon viele positive Rückmeldungen erhalten», bestätigt Betriebsleiter René Schulthess. Der 27-jährige gelernte Koch und Absolvent der Hotelfachschule ist zuständig für das ganze Haus, also neben dem Restaurant auch für die Belegung und Vermietung der Seminarräume. Diese erreicht man wie bisher über den Nebeneingang. Die weisse Tafel ist verschwunden, neu wird man via Bildschirm ins richtige Zimmer dirigiert. Eine allfällige Wartezeit kann man sich in der gemütlichen Sofaecke verkürzen und eine Holzkonstruktion mit Pflanzen und Kerzen als Deko trennt den Zugang zur «Mühle» vom Restaurant und der Bar ab.
Der Vordereingang wird wieder zum Haupteingang
Den gesamten Gastrobereich erreicht man wie zu früheren Zeiten über den Hauptzugang in der Mitte des Gebäudeteils. Die Gäste können dabei einen Blick in die Küche werfen, dem Arbeitsplatz des Teams um Küchenchef Reto Bussmann und Souschef Niklaus Schüpbach. Seit einem Monat kocht und liefert die Crew von der Alten Mühle aus Mahlzeiten ans
Alterszentrum Haslibrunnen sowie dessen Aussenstandorte und weitere Bezüger. Nun kommt noch das öffentliche Restaurant hinzu. «Das ist eine Herausforderung», ist sich Reto Bussmann bewusst. «Denn wir können zwar mittags teilweise die gleichen Zutaten verwenden, aber die Garzeiten sind unterschiedlich», nennt der 37-jährige, diplomierte Gastrokoch ein Beispiel. «Für die Gäste im Alterszentrum müssen die Teigwaren gut durch und das Gemüse weich sein, im Restaurant hingegen al dente und knackig.» Dass die Essenszeiten etwas verschoben sind – ins Alterszentrum wird zwischen 10.30 und 11 Uhr geliefert, die Lunchs in der Regel ab 11.30 Uhr serviert – kommt dem Team dabei sehr entgegen.
Ein weiterer Vorteil sind die Kenntnisse von Niklaus Schüpbach, der seit über 20 Jahren im «Haslibrunnen»
arbeitet. Der 47-Jährige ist nicht nur ausgebildeter Koch, sondern auch Diät- und Spitalkoch. «Dies ist meine Kernkompetenz», betont er. Beide Köche sind sich einig, dass sie sich gut ergänzen. Die beiden Köche werden von rund 18 weiteren Personen in der Küche und im Service unterstützt, davon drei Kochlehrlinge. Am Mittag stehen Menüs und Tagesteller zur Auswahl, am Abend eine kleine Karte für gehobenere Ansprüche.
Die Suche führte in die Alte Mühle
Es ist eine glückliche Fügung, dass die «Haslibrunnen»-Köche die Alte Mühle zum neuen Leben erwecken können. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Alterszentrum ziehen im Februar bis zur Fertigstellung des Neubaus
in die Pavillons vis-à-vis. «Für diese Zeit suchten wir eine Küche», erzählt «Haslibrunnen»-Geschäftsführer Hansjörg Lüthi. Verschiedene Alternativen wurden geprüft, wobei das Gespräch auch auf die Alte Mühle kam. Deren Stiftungsrat bot dem «Haslibrunnen» gleich das ganze Haus an. «Das war natürlich eine ganz andere Ausgangslage», so der 51-Jährige. «Dadurch erhöht sich unter anderem die Präsenzzeit und damit die Zahl des Personals.» Eine Herausforderung, der er sich jedoch als Gesamtorganisator gerne stellt. Der Mietvertrag läuft zweieinhalb Jahre. Während dieser Zeit kann sich die Stiftung respektive die Stadt Langenthal nach der geplanten Rückführung der Alten Mühle Gedanken über die weitere Zukunft des Areals machen.
Umgebaut oder renoviert wurde die Alte Mühle nicht. «Lediglich in der Küche wurden zwei, drei Geräte ersetzt», erklärt Schulthess. Neben Restaurant stehen weiterhin das Säli sowie der Gewölbekeller bereit. Die Bar lädt zudem zum Apéro oder Ausklang eines gemütlichen Essens ein. Im Sommer kommt der grosse Garten hinzu. Auf eine eigentliche Eröffnungsfeier müssen die neuen Gastgeber aufgrund von «Corona» verzichten. Als Alternative sind verschiedene
Einstandsaktionen geplant. Natürlich sei es schade, den Neubeginn nicht mit einem offenen Weekend feiern zu können, bedauert Lüthi. «Aber wir freuen uns deshalb nicht weniger auf den Start als Gastgeber.»
Von Irmgard Bayard