Neujahrskonzert als musikalisches Feuerwerk
Das Stadtorchester Langenthal und das Norea-Trio verwöhnten das 366-köpfige Publikum im nahezu ausverkauften Stadttheater mit einem Neujahrskonzert auf hohem Niveau. Es war ein musikalisches Feuerwerk voller Rasse und Klasse.
Das Stadttheater Langenthal liess das Jahr 2019 am Silvesterabend mit Szenen und Sketchen von Karl Valentin humorvoll ausklingen – präsentiert vom Theater Überland (Regisseur Reto Lang) mit der 66-jährigen Schauspielerin Marlise Fischer und dem 49-jährigen Martin Ostermeier, der in der TV-Serie «Der Bestatter» den Gerichtsmediziner Alois Semmelweis verkörperte und 1995 in «Der Alte» und «Derrick» mitwirkte. Das Publikum unterhielt sich köstlich.
Drei Kulturpreis-Gewinnerinnen
Das vor einem Jahr erfolgreich ins Leben gerufene Neujahrskonzert fand zum zweiten Mal statt und soll künftig zur Tradition werden.
Für die Begrüssung des Publikums war Langenthals Stadtpräsident Reto Müller zuständig, der auf ein «bewegtes Jahr 2019» zurückblickte und dabei den Wakker-Preis ebenso erwähnte, wie auch das 70-Millionen-Franken-Projekt Entwicklungsschwerpunktplanung (ESP) Bahnhof Langenthal, «das uns in den nächsten Jahren begleiten wird.» Reto Müller bezeichnete Langenthal als «Kleinstadt-Idyll», wo Menschen aus 94 Nationen und diversen Religionen «ohne nennenswerte Probleme» miteinander leben. «Jetzt geht es aber um Musik.» Hier seien alle 2018 mit dem Kulturpreis der Stadt Langenthal Ausgezeichneten zu hören – das Stadtorchester und die mit je einem Anerkennungspreis ausgezeichneten Núria Rodríguez (Konzertmeisterin Stadtorchester Langenthal) sowie Eva Lüthi vom international erfolgreichen Norea-Trio.
Entzückte Beethoven-Liebhaber
Zum Auftakt erklang ein musikalisches Juwel, das Konzert C-Dur op. 56 für Violine, Cello und Klavier – genannt «Tripelkonzert» – von Ludwig van Beethoven. Wie passend zum eben begonnenen «Beethoven-Jahr». Der grosse Komponist wäre dieses Jahr 250-jährig geworden. Das «Tripelkonzert» wurde zum Hochgenuss, was primär auch mit dem begleitenden Norea-Trio zu tun hat, das im Jahr 2000 gegründet wurde und aus der koreanischen Geigerin Hyunjong Reents-Kang, der bulgarischen Pianistin Petya Mihneva und der Schweizer Cellistin Eva Lüthi besteht.
Das Allegro vermittelte Rasse, Fröhlichkeit und Beschwingtheit, das folgende Largo Melancholie. Die sechs nach der Pause zu hörenden Werke sagte Dirigent Marcel Hirsiger gleich selber an – mit Schalk und mit spannenden Hintergrund-Geschichten: Giacomo Meyerbeer mit dem «Krönungsmarsch», Antonin Dvorák mit dem Andante con moto aus der «Amerikanischen Suite» op. 98, Michail Ippolitow-Ivanow mit «Amerikanische Rhapsodie» op. 48, Richard Wagner mit «Elsas Zug zum Münster» aus «Lohengrin», Pjotr Tschaikowsky mit dem Walzer aus «Eugen Onegin» und «Anitras Tanz» sowie «In der Halle des Bergkönigs» aus der «Peer Gynt»-Suite Nr. 1 von Edvard Grieg.
Das Schauspiel «Peer Gynt» war am 18. Dezember 2019 in einer hervorragenden Inszenierung des Theater Orchesters Biel Solothurn im Stadttheater Langenthal zu sehen. Verblüffend, dass Edvard Grieg die Geschichte von «Peer Gynt» gar nicht mochte und diese trotzdem musikalisch so eindrucksvoll umzusetzen vermochte. Eines der in Langenthal am Neujahrskonzert gespielten Werke war der abtretenden, am Konzert anwesenden Kulturbeauftragten der Stadt Langenthal gewidmet: Marianne Hauser Haupt.
Publikum erklatschte drei Zugaben
Bei der Vorstellung der Werke kam Dirigent Marcel Hirsiger zuweilen ins Schwärmen: «Ihr hört jetzt etwas vom Schönsten, das je in der Musik komponiert wurde.» Das Publikum genoss es. «Das Ensemble des Stadtorchesters Langenthal hat ganz toll gearbeitet», lobte der musikalische Leiter Marcel Hirsiger das riesige Engagement im Hinblick auf das Neujahrskonzert. Das Publikum quittierte die Darbietungen mit einem lange anhaltenden, herzlichen Applaus und wurde mit einer ersten Zugabe belohnt, der rassigen Polka «Feuerfest» (bekannt als «Amboss-Polka») von Josef Strauss. Als zweite Zugabe kam Jacques Offenbach zu Ehren. Dieser wurde 1819 geboren. Das «Offenbach-Jahr» (200 Jahre) endete also an Silvester 2019 – im Gegensatz zum «Beethoven-Jahr» (250 Jahre), das soeben begonnen hatte.
Weil der Beifall des Publikums schier kein Ende nehmen wollte, gewährte das Stadtorchester Langenthal den beeindruckten Besucherinnen und Besuchern des Neujahrskonzerts 2020 sogar eine dritte Zugabe – nochmals die «Amboss-Polka» von Josef Strauss.
Abschluss bei Cüpli und Züpfe
Der in jederlei Hinsicht gelungene Neujahrsabend endete im Foyer, wo der «Förderverein Stadttheater Langenthal» Züpfe offerierte und wo mit Cüpli oder anderen Getränken auf das Jahr 2020 und sogar bereits auf das Neujahrskonzert 2021 – erneut mit dem renommierten Stadtorchester Langenthal – angestossen wurde.
Von Hans Mathys