• Der 72-jährige Jakob Zwygart von den Feldschützen Affoltern konnte sich als Oberwaldmeister feiern lassen. · Bild: Marcel Sommer

  • Liegend auf offenem Feld auf der Suche nach dem scharfen Auge und der ruhigen Hand. · Bild: Marcel Bieri

04.03.2020
Sport

Nun hat es Jakob Zwygart doch noch gepackt

Der 72-jährige Jakob Zwygart von den Feldschützen Affoltern ist Jubiläums-Oberwaldmeister. Der 72-jährige Rüegsauschacher liefert seit Jahren Spitzenresultate und gehört der erfolgreichen Gruppe «Kirchbühl» an. Am Oberwaldschiessen schoss er bereits das Maximum – siegte aber nicht. Nun reichten 49 Punkte zum erstmaligen Triumph.

Oberwaldschiessen · «Wir gehen immer zu Fuss zum Oberwaldschiessen und haben unterwegs untereinander gewitzelt, wer wohl den Oberwaldmeister machen würde», schmunzelt Jakob Zwygart. «Dass ich es am Ende sein würde, hätte ich natürlich nicht gedacht, obwohl ich immer mit dem Ziel, um den Sieg mitzumischen, zu einem Wettschiessen antrete.» Das Mitglied der Feldschützen Affoltern nimmt seit 40 Jahren am Oberwaldschiessen teil. «Noch nie hat es mir zum Oberwaldmeister gereicht, obwohl ich schon viele Top-3-Klassierungen erreicht habe», erinnert sich der 72-jährige Rentner. «2014 schoss ich das Maximum von 50 Punkten – und wurde trotzdem nur Zweiter, weil der punktgleiche Rüedu Steffen von den Häbernbad-Schützen wegen der Altersregel siegte.» Beim 80-Jahr-Jubiläumsschiessen 2020 reichten Zwygart «bloss» 49 Punkte zum Triumph. Niemand der 217 Mitmachenden (im Vorjahr waren es 236) schoss 50 Punkte. Ein Quartett schaffte 49 Punkte. Und von diesem war Zwgart, der ausschliesslich mit dem Karabiner schiesst, der klar älteste Schütze, was für die Rangierung zählte.

Die Frage nach dem Maximum
Der Rüegsauschacher schoss am Sonntag erst am Nachmittag. «Schon beim ersten Zeigen nach zwei Schüssen musste ich eine Vier in Kauf nehmen. Natürlich dachte ich mir, dass es dies gewesen ist.» Doch mit den restlichen acht Schüssen traf der ehemalige Filialleiter der Bernerland Bank in Dürrenroth haargenau – sprich, er schoss jedes Mal eine Fünf. Als die 49 Punkte feststanden, stellte Zwgart der Wettkampfleitung sofort die Frage: «Hat es schon Maximum-Resultate gegeben?» Weil dem nicht der Fall war, wusste Zwygart, dass es tatsächlich erstmals zum grossen Coup reichen könnte, da nur noch zwei nicht stark besetzte Feuer ausstanden. Niemand sollte Jakob Zwygart schliesslich noch von der Spitze verdrängen. «Ich habe mich fest gefreut und meine Kameraden zu einem Trunk ins Restaurant Tannenbad eingeladen.»

GM-Silber als grösster Erfolg
Der Oberwaldmeister war allerdings nicht der grösste Erfolg in Zwygarts bisheriger Schützenkarriere. «Den Luegmeister von 2014 in einem Feld von 700 Schützen stufe ich klar höher ein», sagt Zwgart, der 1980 mangels Karabinergruppe von den Infanterieschützen Sumiswald zu den Feldschützen Affoltern wechselte. «Mein klar grösster Erfolg ist aber die Silbermedaille im Feld E mit der Affolterer Gruppe Kirchbühl an der Schweizer Gruppenmeisterschaft 300 m im Zürcher Albisgütli vom letzten September.» Über 50 Jahre lang schafften es die Feldschützen Affoltern nicht mehr, sich für den GM-Final in Zürich zu qualifizieren. «Dann gelang es – und wir holten gleich Silber», freut sich der mehrfache Grossvater.

Immer etwas los
Jakob Zwgart ist ein rüstiger Pensionär. Jährlich ist er an bis zu 70 Gruppenschiessen dabei. Ausserdem geht er liebend gerne auf die Jagd. Seit 1994 ist er Heissluftballon-Pilot. Waren es früher bis zu 20 Fahrten, hat sich dies auf wenige Einsätze pro Jahr reduziert. «Dieses Jahr will ich aber unbedingt noch eine Fahrt machen, bei welcher meine Grosskinder dabei sein können», freut sich Zwygart, der auch viel Zeit mit seiner Frau verbringt.
Dreimal pro Woche ist der zielsichere Schütze im Fitness-Studio anzutreffen. Dort absolviert er Rücken- und Gelenkprogramme, trainiert Kraft und geht auf das stationäre Fahrrad. «Wer glaubt, dass im Schiessen ohne gute Kondition etwas zu gewinnen ist, der irrt gewaltig.»

Weitere Ziele im Visier
Der Chef der erfolgreichen Gruppe «Kirchbühl» der Feldschützen Affoltern ist topmotiviert. «Wir möchten auch dieses Jahr bei allen Schiessen, zu welchen wir antreten, vorne ein Wörtchen mitreden.» Besonders schön wäre es für ihn, wenn es an der Schweizer Grupppenmeisterschaft wieder mit einem Spitzenergebnis klappen würde. «Meine Freude am Schiessen ist halt gross. Und damit auch die Motivation.»

Von Stefan Leuenberger