Nur in Melchnau sorgte Sabine für sturmfrei
Der Wintersturm «Sabine» hat in der Schweiz an diversen Orten Bäume entwurzelt. Die ganz grossen Schäden blieben in der Region des «UE» glücklicherweise aus. An einzelnen Orten konnten Schüler wegen versperrten Strassen die Schule jedoch nicht besuchen.
Der Wintersturm «Sabine» hat auch in der Region Spuren hinterlassen, einzelne Strassen mussten wegen entwurzelten Bäumen gesperrt werden (siehe Kasten). In der ganzen Schweiz wurden unterschiedliche Sturmspitzen von teilweise über 200 Stundenkilometern gemessen, auch im Flachland überschritt der Sturm hin und wieder die 100-km/h-Grenze. Im Kanton Bern gingen bereits bis Montagmittag über 100 Schadenmeldungen bei der Polizei ein, einzelne Strassen in Waldabschnitten mussten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.
Konsequenzen hatte der Sturm auch für einzelne Schüler. Weil Wege teilweise versperrt waren, konnten sie nicht zur Schule gehen. «Bereits am Montag haben sich zwei Schüler abgemeldet, weil auf dem Weg zur Schule einzelne Strassen versperrt waren», bestätigt Katharina Hasler, Gesamtschulleiterin Huttwils. Für Montag haben die Schulen Huttwils aber noch keine offiziellen Konsequenzen gezogen, erst im Verlaufe des Tages änderte sich dies. «Wir haben festgestellt, dass die Schüler auf ihren Schulwegen unterschiedliche Bedingungen vorfinden. Für Dienstag haben wir deshalb entschieden, zu informieren.» Auf der Website stand daraufhin, dass es den Eltern erlaubt sei, wegen dem Sturm die Kinder zuhause zu behalten, sollten sie den Schulweg als zu gefährlich erachten. Entsprechende Konsequenzen sollten jedoch bis am Vorabend den Klassenlehrpersonen mitgeteilt werden, darüber informiert wurden die Eltern indes auch per Mail und Elternbrief. «Am Dienstag haben daraufhin einzelne Schüler gefehlt», informierte Katharina Hasler weiter.
Keine offiziellen Vorgaben
Von offizieller Seite wurden jedoch keine Vorgaben gemacht, das Schulinspektorat Emmental-Oberaargau gab keine Weisung für den Fall «Sabine» raus. «Das liegt aber auch nicht in unserer Kompetenz, solche Entscheide müssen Schulen und Gemeinden selbst fällen», erklärte Martin Werder von der Kommunikationsstelle. Dies liege vor allem daran, dass gerade Stürme lokal unterschiedlich grosse Probleme verursachen und nicht der ganze Kanton gleich stark betroffen ist. Letztlich wäre ein solcher Entscheid vom Schulinspektorat ein Eingreifen in die Kompetenzen der örtlichen Gemeinden und der Schulen, was nicht angemessen wäre, so Werder. Tatsächlich hätten beim Schulin-spektorat aber zahlreiche Schulen angefragt, wie der aktuelle Fall zu handhaben sei.
Mehr Autofahrten, wenig Absenzen
Ähnlich wie Huttwil hielt es auch die Schule Wyssachen, dabei wurde lediglich weniger offensiv kommuniziert. «Die Internetseite wird bei uns wenig angeschaut, deshalb haben wir auf eine Publikation für diesen speziellen Fall verzichtet», erklärte Schulleiterin Barbara Eggimann. Bei ihnen sei bereits in der Schulordnung vorgegeben, dass Eltern für die Sicherheit auf dem Schulweg verantwortlich sind, dies habe man auf der Website nicht unterstreichen wollen. «Wir haben davon abgesehen, die Schule grundsätzlich ausfallen zu lassen, waren aber offen für Abmeldungen», so die Schulleiterin, dies habe man den Lehrpersonen so mitgeteilt. Tatsächlich hatte sich dann auch ein Schüler abgemeldet, in erster Linie haben die Eltern aber andere Konsequenzen gezogen. «Viele haben entschieden, ihre Kinder ausnahmsweise mit dem Auto zur Schule zu bringen und wieder abzuholen.»
Auch in Gondiswil wurde der Schulbetrieb fortgeführt, nicht zuletzt auch weil bei einzelnen Kindern beide Eltern berufstätig sind. «Am Montagmittag haben wir den Schülern einen Elternbrief mit nach Hause gegeben, in welchem stand, dass die Eltern am Montagnachmittag und am Dienstagmorgen selbst entscheiden sollen, ob die Kinder zur Schule gehen können oder nicht», so Käthi Moser. Einzelne Eltern, vorwiegend aus Reisiswil, hätten sich daraufhin entschieden, die Kinder zu Hause zu behalten. Ein Konzept bestehe für solche Fälle aber keines, letztlich sei es in ihrer langjährigen Amtszeit aber auch das erste Mal, dass ein Sturm derart gewütet hatte und damit den Schulbetrieb gefährdete, so die Gondiswiler Schulleiterin. «Wir haben uns entschieden, auf Pausen draussen zu verzichten und haben den Kindern erlaubt, jeweils schon vor dem Läuten die Schule zu betreten.» Sonst ist das Betreten vor dem ersten Läuten für die Kinder nämlich untersagt, aus Sicherheitsgründen wurde nun diese Ausnahme gewährt.
Sturmfrei in Melchnau
Wirklich sturmfrei hatte mit Melchnau aber auch eine Schule der Region. Noch am Montagmorgen fand der Unterricht wie gewohnt statt, in Rücksprache mit der Feuerwehr war aber am Montagnachmittag und am Dienstagmorgen «sturmfrei» angesagt. «Ich selbst hatte am Morgen eine Schulstunde, als der Feuerwehrkommandant mir vorschlug, die Kinder während der grossen Pause drinnen zu behalten», erzählt Schulleiterin Ursula Salvetti. Nach weiteren Abklärungen der Feuerwehr wurde schliesslich entschieden, dass die Kinder am Mittag von ihren Eltern abgeholt werden sollen und dass ausserdem die Schule am Montagnachmittag und am Dienstagvormittag ausfallen wird. Am Dienstagnachmittag wurde der Schulbetrieb wieder wie gewohnt fortgeführt.
Keine Probleme hatte derweil Lotzwil, auch weil der Schulweg für solche Fälle weniger gefährlich sei. «Wir haben die Schüler in der Schule informiert und das Thema aufgegriffen», sagt Schulleiter Urs Bürki. «Selbst Schüler, die von Bleienbach oder Rütschelen die Schule bei uns besuchen, müssen aber nicht durch einen Waldabschnitt, weshalb auch niemand daheim geblieben ist.» Auch die Unterrichtsstunde am Dienstagnachmittag auf dem Langenthaler Schoren-Eis habe stattgefunden, der Fahrer sei aber aufgefordert worden, den Schoren-Wald zu umfahren und von der Dorfgasse her zum Stadion zu gelangen.
Die Region wurde in den letzten Tagen sogar von zwei Stürmen heimgesucht, «Sabine» war laut der Nachrichtenagentur «Keystone-sda» aber nicht ganz so stark, wie jener Wintersturm eine Woche zuvor. Bei «Petra» wurde auf dem Napf eine Sturmspitze von 171 Stundenkilometern gemessen, «Sabine» kam aber «nur» auf deren 159 Stundenkilometern bei exponierten Stellen im Kanton Bern.
Von Leroy Ryser