• Die Verantwortlichen der Schule Huttwil und der JCI, die Abteilungsleiter der Gemeindeverwaltung Huttwil und die Lernenden. · Bild: bhw

01.06.2018
Huttwil

Oberstufe will Schüler gezielter auf das Berufsleben vorbereiten

Mit dem Besuch der Gemeindeverwaltung Huttwil fand das Projekt «Schule-Zukunft-Wirtschaft», organsiert von der Jungen Wirtschaftskammer JCI Oberaargau in Zusammenarbeit mit der Oberstufe Huttwil, seinen Abschluss. Seit dem Schuljahr 2015/16 besuchten die Lehrkräfte verschiedene Firmen, um so einen Einblick in die Arbeitswelt zu erhalten und die Schüler besser auf ihre Lehren vorbereiten zu können.

Was genau lernen die Kauffrau oder der Kaufmann EFZ, und was ist wichtig im Beruf vom Fachfrau/Fachmann Betriebsunterhalt EFZ? Auf diese Fragen erhielten die Lehrkräfte der Schule Hofmatt sowie diejenigen der Oberstufen Gondiswil und Eriswil von Lernenden und Ausbildnern umfassende Antwort.

Es wird nie langweilig
Esther Steinmann (3. Lehrjahr Kauffrau EFZ) und Anna Flückiger (2. Lehrjahr EFZ) zeigten eindrücklich auf, wie ihre Lehrzeit in der Gemeindeverwaltung Huttwil verläuft. Was in den verschiedenen Abteilungen gearbeitet wird, bekamen die Lehrkräfte beim Rundgang durch den Betrieb gleich im Anschauungsunterricht geboten.
In der Finanzverwaltung reicht das Spektrum von der Hundetaxe bis zum Budget, dazu gilt es noch die Bildungsabteilung mit dem Schulsekretariat für die Lehrlinge zu entdecken. Die Einwohnerabteilung ist die Anlaufstelle für die Bevölkerung von Huttwil. «Die oder der Lernende steht zuerst auf, wenn jemand an den Schalter kommt. Von der Tageskarte bis zur Fremdenkontrolle ist alles zu bearbeiten. Uns wird es da nie langweilig», stellte Anna Flückiger fest. Die Präsidialabteilung mit der Vertragsverwaltung, dem Personalwesen und Internetauftritt wurde vorgestellt. Ebenso wurde in die Bauabteilung ein Blick geworfen, wo mit Hochbau, Tiefbau, Baupolizei, Kehricht, Raumplanung, Schalterdienst und noch viel mehr, für die Lernenden ein grosses Fachgebiet zu erarbeiten ist. Wie breit die Arbeiten im Werkhof sind, erklärte Dominik Schärli, Lernender Fachmann Betriebsunterhalt EFZ. Vom Unterhalt von Anlagen, Strassen, Gewässern und Maschinen bis hin zum Winterdienst und der Wasserversorgung reicht im Werkhof die Palette. Wie spannend und interessant der Beruf ist, betonte auch Adrian Nyffenegger, Werkhofchef. Er zeigte auf, wie das Auswahlverfahren für die Vergabe der Lehrstelle ist, wo unter vielem auch der Durchhaltewille gefordert ist. So dauert die Schnupperzeit im Gegensatz zur Gemeindeverwaltung mehrere Tage. Zudem appellierte er an die Lehrkräfte, auch handwerkliche Berufe zu empfehlen.

Vorbereitung auf den Lehrstart
Was die betriebliche Ausbildung beinhaltet, wie die Profile der Berufsausbildung sind, was an den Abschlussprüfungen gefordert wird und wie die Weiterbildungsmöglichkeiten in den Berufen sind, bekamen die Lehrkräfte ebenfalls zu hören.

Netzwerk junger Führungskräfte
Auf die Frage von Pierre Zesiger, Schulleiter Hofmatt und Gesamtschulleiter, was den Jugendlichen bei dem Lehrstart fehle, wurden einige Mängel klar. Mathematik, Politik und Staatskunde, Tastaturschreiben oder mehr selbständiges Lernen. «Wichtig ist vor allem, dass sich die Jugendlichen selber für die Lehrstelle bewerben. In der Schule sollten sie zudem motiviert werden, auch in den Berufen zu schnuppern», sagte Karin Schneider, Ausbildungsverantwortliche auf der Gemeindeverwaltung Huttwil. Dass diese Begegnungen zwischen Lehrkräften und Ausbildungsbetrieben stattfanden, war der jungen Wirtschaftskammer zu verdanken. Die Junge Wirtschaftskammer (Junior Chamber International) JCI Oberaargau ist ein Netzwerk junger, aktiver Führungskräfte. Die Organisation ist weltweit tätig, in der Schweiz gibt es siebzig lokale Kammern. Die JCI ist politisch und konfessionell neutral. Der Nutzen für die Mitglieder ist ein lokales, nationales oder internationales Netzwerk. Das Ziel ist, ein Mehrwert für die Gesellschaft zu generieren mit wirtschaftlichen und sozialen Projekte. Marianne Liechti und Adrian Stalder waren vom JCI in der Gemeindeverwaltung Huttwil dabei. Adrian Stalder, Leiter Firmenkunden Clientis Bank Oberaargau, war für die Organisation der Anlässe zuständig.
Insgesamt wurden in der Region Huttwil während den letzten drei Jahren fünfzehn Betriebe besucht. Dabei war die Auswahl sehr breit gefächert. Von der Anytech Metallbau AG, H. Reinhard AG, Touring Garage AG, Gränicher Bau AG, Spycher Handwerk, Käserei Dürrenbühl, Clientis Bank Oberaargau, Loosli Küchen AG, Schärer Architekten GmbH, Seniorenresidenz Sonnegg, Habisreutinger Gebäudehüllen GmbH, Landgasthof Bären Dürrenroth, Afag Automation AG, Blumeninsel Huttwil AG, bis nun zur Gemeindeverwaltung Huttwil.

Lehrkräfte informiert
Während es in der Region Oberaargau bereits Veranstaltungen gibt, die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern in der Berufswahl unterstützen (beispielsweise BIT Tage, Tage der offenen Tür usw.) fehlte bis vor einigen Jahren eine Plattform, wo Lehrkräfte und Lehrbetriebe gegenseitig Informationen austauschen können.
Mit dem Projekt der JCI «Schule-Zukunft-Wirtschaft» wurde diese Lücke geschlossen. Das Projekt wurde in Langenthal gestartet und im Schuljahr 2015/16 auch in der Region Huttwil durchgeführt. Die Bilanz aller Beteiligten lautete zum Abschluss des Projektes nur positiv. Die Lehrkräfte konnten sich so vor Ort und direkt mit dem Berufsalltag auseinandersetzen und lernten vor allem auch in den Betrieben die Ausbildnerinnen und Ausbildner kennen. Damit wurde eine Vernetzung der besten Art im Sinne der
Jugendlichen, Schulabgänger und Lernenden realisiert.

Von Barbara Heiniger