Otto von Ballmoos – 50 Jahre Gemeindedienst
Seit einem halben Jahrhundert dient Otto von Ballmoos der Gemeinde Rohrbachgraben als «Polizeier». Bei einer kleinen und würdigen Feier mit Festbankett im Gasthaus Linde hat der Jubilar aus seiner «Polizeier»-Karriere erzählt und dabei festgestellt, dass sich die Zeit rasant verändert habe. Seine Schlussfolgerung: «Aus isch angersch, nümm wie aube.»
Rohrbachgraben · Vor 50 Jahren, im Jahre 1967, hat Otto von Ballmoos in der Gemeinde Rohrbachgraben das Amt des «Polizeiers» von seinem Grosscousin Fritz von Ballmoos übernommen. In diesem halben Jahrhundert hat der Jubilar diesen Job ohne grosses Aufsehen, still und freundlich, ohne steifen Hut und Uniform ausgeübt. «Man hat mir keine Uniform gegeben», sagte er mit einem Augenzwinkern, das nicht verraten hat, ob er sich vielleicht doch ein solches Attribut gewünscht hätte oder schlichtweg nicht.
Er blieb seiner Natur treu
Otto von Ballmoos, der bodenständige Bauer, blieb sich und seiner Natur immer treu. So konnte er in der Gemeinde in schönen Momenten, aber auch in heiklen Situationen meisterhaft vermitteln, helfen und sanktionieren. Der «Polizeier» hatte früher – das Wort verrät es – die Funktion des Gemeindepolizisten. Jede Gemeinde hatte so einen Vertrauensmann auf der Gehaltsliste. Neben den rein polizeilichen Funktionen wie die Feuerschau, das Einziehen der Niederlassungsbewilligung, der Arbeit des Desinfektors, des Einkassierens der Hundetaxe, die Feuerwehraufgebote usw. wurde der «Polizeier» ganz einfach zum Gemeindeweibel. So kamen Aufgaben wie das Verteilen der Abstimmungsbotschaften und des Stimmmaterials, das Überbringen der Steuererklärungen und der Steuerrechnungen und viele Vermittler- und «Diene»-Jobs mehr dazu.
Das Aufgabengebiet schrumpfte
In einem halben Jahrhundert der rasenden Entwicklung hat sich auch in den Gemeindediensten vieles verändert, eben: «Aus isch angersch, nümm wie aube!» Reorganisationen, Aufgabenumverteilungen zwischen Gemeinden und Kantonen und gesellschaftliche Veränderungen haben
das Pflichtenheft des Gemeinde-«Polizeiers» drastisch schrumpfen lassen. Von früher geblieben ist ihm in Rohrbachgraben das Inkasso der Hundetaxe. Dafür erhielt Otto von Ballmoos neue, moderne Aufgaben zugeteilt wie unter anderem die Pflege der Robidogs und Dienste im Zusammenhang mit der Gründabfuhr. Auch wenn sein Einsatzgebiet kleiner geworden ist, wirkt der Jubilar doch glücklich und zufrieden.
Diskretion war ihm wichtig
Der «Polizeier»-Posten wurde in den Gemeinden nicht nach dem Zufalls-prizip vergeben. Dafür suchte man sich eine Vertrauensperson aus. Diese hat Rohrbachgraben in Otto von Ballmoos gefunden. Auf die Frage, ob er eine heitere Anekdote aus seinem Weibelleben erzählen könne, winkte er ab. Diskretion sei für ihn nicht bloss Ehrensache, sondern Pflicht gewesen, dafür sei er ja vor 50 Jahren vereidigt worden. Daher möchte er heute nicht Einzelheiten und Geschichten erzählen. Eines hat der Jubilar aber doch verraten, dass die Arbeit, besonders in der Anfangszeit, einen hohen körperlichen Einsatz erfordert habe, speziell in den harten Wintermonaten.
Der Antrieb, einen guten Job zu machen, sei für ihn immer der Kontakt mit den Leuten gewesen. Dabei durfte er manch schönes Zusammentreffen und manch eindrückliches Gespräch erleben. Auch die Zusammenarbeit mit den Gemeindebehörden hätte ihm immer viel bedeutet. In den vergangenen 50 Jahren hat Otto von Ballmoos unter der Führung von zehn Gemeindepräsidenten, zwei Gemeindeschreibern und einer Gemeindeschreiberin «gedient».
Von Hans Minder