«Päng» kommt Gemeinderat teuer zu stehen
Der Auftakt zur Langenthaler Fasnacht ist den Gemeinderat teuer zu stehen gekommen. Bei der Übergabe der Fasnachtszeitung «Päng» an die Langenthaler Regierung mussten die Gemeinderäte das Portemonnaie zücken und «blechen». Damit sorgten sie für einen willkommenen Zustupf in die leere Kasse der Fasnachtsgesellschaft.
Normalerweise erhalten die Mitglieder des Langenthaler Gemeinderates den «Päng» gratis. Doch dieses Jahr wurde die Übergabe der Fasnachtszeitung an Gemeinderätin Helen Morgenthaler und ihre sechs Ratskollegen eine teure Angelegenheit. Den Grund dafür lieferte Reto Kurt, redaktioneller Leiter des «Päng» gleich zu Beginn der Übergabe. Er wies darauf hin, dass LFG nicht bloss Langenthaler Fasnachtsgesellschaft heisse, sondern seit letztem Jahr auch bedeute: Leider fehlt Geld. Ja, in der Tat, wusste Kurt zu berichten, die letzten Jahre, mit schlechten Wetterverhältnissen und weniger Besuchern (vorab beim Umzug am Sonntag), hätten der LFG-Kasse zugesetzt. Die Reserven seien praktisch aufgebraucht, wies der «Päng»-Macher auf die prekäre finanzielle Lage der LFG hin.
Deshalb habe sich das Redaktions-Team entschieden, den Gemeinderat vor die Wahl zu stellen: Mit einem Würfel musste jedes Mitglied eine Zahl ermitteln und entsprechend der gewürfelten Zahl galt es ein Lied zu singen oder zu pfeifen, einen Witz zu erzählen, ein Versli oder ein Gedicht vorzutragen. Wem diese Aufgabe zu schwer erschien, der durfte den Joker ziehen, unter dem Motto: Kein Fleiss = sechsfacher Preis oder 36 Franken für ein «Päng»-Exemplar. Mit Ausnahme von Matthias Wüthrich, der unter lautem Gelächter der Anwesenden versuchte, ein Lied zu pfeifen, bevorzugten alle übrigen Gemeinderatsmitglieder den Joker und griffen zum Portemonnaie, das auch Wüthrich, nach mehreren gescheiterten Versuchen, zückte und den «Päng» bezahlte.
Auch Langenthal plant Mauerbau
Dazu erhielt jedes Regierungsmitglied noch einen roten Farbstift. Damit dürfe der Gemeinderat erstmals beim «Päng» Zensur üben und alles herausstreichen, was ihn störe. Das zensierte Exemplar könne dann dem Fasnachtsober Stefan Spahr ausgehändigt werden, gab Reto Kurt zu verstehen. Dadurch erhalte die «Päng»-Redaktion wertvolle Hinweise auf die fasnächtliche Gemütslage des Gemeinderates, auf die man künftig mehr Rücksicht nehmen wolle, begründete er die Aktion.
Stadtpräsident Reto Müller bedankte sich anschliessend artig für die Übergabe des für einmal «sauteuren Päng». Doch er zeigte Verständnis für die Aktion der Redaktion und wartete zugleich mit einer freudigen Botschaft auf: «Ich kann der LFG die Mitteilung machen, dass wir dieses Jahr bewusst Geld bei der Schneeräumung eingespart haben, um der LFG unter die Arme zu greifen.» Daneben habe der Gemeinderat im Hinblick auf die Fasnacht auch seine Legislaturziele leicht angepasst, betonte der Langenthaler «Stapi» weiter und wies darauf hin, dass man beispielsweise alle Schulen schliessen werde, eine Mauer zwischen Langenthal und Buchsi errichten wolle, und zudem das führungslose Thunstetten-Bützberg annektieren werde. Angst, dass die Langenthaler Stimmbürger diesen Ansinnen nicht zustimmen werden, habe der Gemeinderat keine, «denn bei den kommenden Gemeindewahlen im Herbst werden wir dafür sorgen, dass die Würfel entsprechend zu unseren Gunsten fallen, haben wir uns doch entschieden, das neue Wahl- und Abstimmungsreglement mit russischen Programmierern zu installieren.»
Schär macht keine wakkere Figur
Damit war die Langenthaler Fasnacht lanciert und gelangte der «Päng» definitiv in die Hände der Gemeinderätin und ihrer Ratskollegen, die sich sogleich in der Lektüre vertieften und dabei entdeckten, dass «SCL-Nachwuchs-AG» von der «Päng»-Redaktion zum Unwort des Jahres gekürt wurde, dass Gemeinderat Michael Schär und seine Lebensgefährtin bei der Wakker-Preisverleihung alles andere als eine wakkere Figur abgaben oder dass demnächst ein Reglement über das Essen während einer Stadtratssitzung erstellt wird, weil die beiden Stadträte Pascal Dietrich und Carole Howald während jeder Sitzung Kekse essen.
Bereits am Tag danach wurde die Langenthaler Fasnacht mit einer weiteren traditionellen Aktion eingeläutet. Der bekannte onyx-Kreisel wird jeweils am Donnerstag vor der Fasnacht von der Bärenbande in Beschlag genommen. Unter der Regie des erfahrenen Kreiselbauers Ueli Heiniger entstehen so Jahr für Jahr witzige, verrückte, aufwändige und zudem mottogerechte Kreationen. Getreu dem diesjährigen Fasnachtsmotto «mir lüüchte» errichtete die Bärenbande im onyx-Kreisel einen grossen Leuchtturm.
Von Walter Ryser