• Adrian Steiner (rechts) hat mächtig daran gezogen, bis zuletzt gehörten Topscorer-Helm und -Trikot aber Patrick Meyer. · Bild: Leroy Ryser

08.02.2019
Sport

Patrick Meyer und Adrian Steiner: Das getrennte Topskorer-Duo

Hockey Huttwil: Playoff-Vorschau – Hockey Huttwil startet heute Abend gegen den EHC Thun zu Hause in die Playoffs. Die letztjährigen Finalisten gehören auch in dieser Saison zum engen Favoritenkreis – auch weil sie mit Patrick Meyer und Adrian Steiner zwei unvergleichbar starke Torgaranten in ihren Reihen wissen.

Eishockey · Es ist nicht überraschend, dass Patrick Meyer und Adrian Steiner gut gelaunt sind, wenn sie über die vergangene Qualifikation sprechen. Die beiden erlebten persönlich die bisher beste Saison in ihren Karrieren, Patrick Meyer schloss nach 32 Runden sogar als Ligatopskorer ab, Adrian Steiner war mit fünf Punkten weniger nur zwei Plätze dahinter klassiert. Das Spezielle dabei: Die beiden haben fast nie zusammengespielt, über die ganze Saison hinweg weniger als zwei Drittel in der Summe. Auf die Frage woran das liegt und ob sich ein Zusammentun der besten Kräfte nicht lohnen würde, schauen sich die beiden an, ehe Adrian Steiner mit dem Schalk in den Augen sagt: «Besser nicht. Das gäbe viel zu viele Tore.» Beide lachen.
Woran der anhaltende Erfolg gelegen hat, wissen die beiden genau. «Ich war im Sommer erstmals nicht verletzt und konnte voll durchziehen. Auch die Vorbereitung war gut, was bei mir eher selten ist», sagt Adrian Steiner. Patrick Meyer meint derweil, dass er jedes Spiel der Qualifikation bestreiten konnte. «Ich glaube, das gab es vorher noch gar nie.» Für Huttwil resultierte mit 137 Erfolgen die beste Torausbeute, Valais Chablais konnte ein Rang dahinter auf dem dritten Platz nur 130 Treffer als zweitbestes Offensivteam verzeichnen. Qualisieger Sierre schafft es nur auf 120 Tore.

Es war (k)ein Zweikampf
Dass die Angriffspartner der beiden trotzdem erst weit später in den Skorerlisten auftauchen, ist auf den ersten Blick speziell. «Nehmen wir beispielsweise Marco Meyer. Seine Arbeit lässt sich weniger in Punkten darstellen», sagt Linienpartner Adrian Steiner. Der jüngere der beiden Meyer-Brüder arbeitet sehr hart und sorgt für freie Räume, die auch Steiner in der Folge ausnutzen kann. «Und bei mir haben die Mitspieler während der Saison mehrmals gewechselt», begründet Patrick Meyer. Die gute Ausbeute freue sie beide durchaus, verbissen hoffen aber beide nicht auf Punkterfolge. «Natürlich schiesse ich gerne Tore. Das und Gewinnen – schliesslich geht es im Eishockeyspielen darum», sagt der 26-jährige Meyer. Ein Wettkampf um das Trikot sei aber nie entstanden, sind sich beide einig. Dass Steiner das Trikot 21 Mal trug und Meyer «nur» in acht Partien, spiele ihnen keine Rolle. «Ich habe nie gehofft, dass er nicht trifft. Seine gute Saison ist einer der Hauptgründe, dass wir den zweiten Rang erreicht haben und eine gute Qualifikation spielten – natürlich ist mir das wichtiger», erklärt der ebenfalls 26-jährige Steiner. Da könnte die Freude über die Ligatopskorer-Krone, die sich Meyer gekrallt hat, schon grös-ser sein. Oder? «Ja. Schon. Aber das bringt dann auch nichts, wenn wir in der ersten Playoff-Runde ausscheiden.»

Revanche für das letzte Jahr?
Logischerweise gehören Meyer und Steiner zu den Hauptverantwortlichen, wenn es darum geht, dies zu verhindern. Mehr Druck spüren sie wegen ihrer guten Ausbeute aber nicht. «In anderen Teams gibt es vielleicht einen solchen Spieler oder eine solche Linie. Wir haben zwei solche Linien, das nimmt eher etwas Druck weg», sagt Adrian Steiner. Zugleich sei aber gerade ihnen klar, wohin der Weg führen soll. Die letztjährige Finalniederlage scheint gerade Patrick Meyer weiterhin zu ärgern. «Ich hasse Verlieren. Ich hasse es wirklich. Und jetzt will ich diesen ‹Chübu› mehr als alles andere», erklärt der Topskorer. Dass das Potenzial vorhanden sei, bestreiten beide nicht, Steiner aber ist etwas vorsichtiger. «Wir nehmen Serie für Serie, auch weil es gegen Thun immer schwierig ist. Sie kennen uns, wir kennen sie – ausserdem ist es ein Berner Derby und da kann einfach alles passieren», kommentiert er den heute startenden Viertelfinal.

Risiko führt auch zu Gegentoren
Um dorthin zu gelangen, braucht es zugleich einzelne Verbesserungen, sind sich die beiden Top-Torschützen bewusst. Gerade in der Defensive haben die Huttwiler Nachholbedarf, unter den Playoff-Teilnehmern haben sie immerhin am viertmeisten Gegentore kassiert. «Manchmal nehmen wir etwas mehr Risiko, fürs Tore schiessen. Das hat Folgen», sagt Adrian Steiner. Für die Playoffs strebe man eine kompakte, gut gesicherte Defensive an, mit viel Energie und Tempo nach vorne wird Huttwil aber dennoch versuchen, seine Gegner zu dominieren.
Zum Schluss drückt im Interview mit den beiden Top-Stürmern noch einmal der Schalk durch. Zuerst sagt Patrick Meyer ernst: «Ich glaube daran, dass wir es in diesem Jahr schaffen.» Der Teamzusammenhalt sei herausragend, die Stimmung super und das Kribbeln sowie die Energie vorhanden. Dazu ergänzt Adrian Steiner: «Natürlich wollen wir das – aber das wollen die anderen sieben Teams auch.» Patrick Meyer ist sich sicher: «Aber wir wollen es mehr.» Steiner verbessert mit einem breiten Grinsen: «Wir können es einfach mehr.» Für die beiden, die immerhin schon persönlich die beste Qualifikation ihrer noch jungen Karriere gespielt haben, wäre es zweifellos die verdiente und optimale Krönung einer tollen Saison.

Von Leroy Ryser