«Patrouille Suisse» gratuliert zum Geburtstag
Mit einem zweitägigen Fest feiert die Offiziersgesellschaft Langenthal am 23./24. Juni ihren 175. Geburtstag und erinnert dabei auch an die Bedeutung, die Langenthal bei der Entstehung der ebenfalls 175-jährigen Bundesverfassung gespielt hat. Zu den
Gratulanten wird an diesem Wochenende auch die Kunstflugstaffel «Patrouille Suisse» gehören.
Wer 175 Jahre alt wird, hat allen Grund zum Feiern. Das haben sich auch die Verantwortlichen der Offiziersgesellschaft Langenthal gesagt und entsprechend ein Geburtstagsfest geplant, das für Bevölkerung und Interessierte während zwei Tagen ein spektakuläres Programm mit vielen Höhepunkten bieten wird. Verantwortlich dafür ist ein Organisationskomitee unter der Leitung der beiden Co-Präsidenten Roland Christen und Andreas Grossenbacher (beide Langenthal). Dieses Gremium hat ein zweitägiges Festprogramm gestaltet, das am Wochenende vom 23./24. Juni im Zentrum der Stadt in Szene gehen wird und unter dem Motto «Bürgernah für jung und alt» alle Generationen ansprechen soll. Dafür steht laut dem OK ein Budget im tiefen sechsstelligen Bereich zur Verfügung, dazu werden am Anlass zwischen 300 und 400 Helfer im Einsatz stehen. Andreas Grossenbacher ist überzeugt, dass die Schweizer Armee aktuell wieder vermehrt ins Bewusstsein der Menschen rückt und dadurch wieder eine stärkere Verbindung zwischen der Bevölkerung und dem Militär entsteht.
Langenthal als «Rütli des 19. Jahrhunderts»
Der Anlass soll auch daran erinnern, dass zwischen der Offiziersgesellschaft Langenthal und der Gründung des schweizerischen Bundesstaates, ebenfalls vor 175 Jahren, eine starke Verbindung besteht. Der Langenthaler alt-Pfarrer und Historiker Simon Kuert hat dazu eine Festschrift verfasst, die aufzeigt, welcher Zusammenhang zwischen der Offiziersgesellschaft Langenthal und der Gründung der modernen Schweiz besteht. Er erwähnt darin, dass sich Langenthal nach dem ersten eidgenössischen Offiziersfest 1822 zum neuen «Rütli des 19. Jahrhunderts» entwickelte. Denn hier wurde später der eidgenössische Schutzverein gegründet, welcher die neuen demokratischen Verfassungen der Kantone, wenn nötig mit der Waffe, schützen wollte. In Langenthal demonstrierte 1838 der Nationalverein seine Entschlossenheit gegenüber Frankreich, den Schweizerbürger Louis Napoleon III nicht auszuliefern, und am gleichen Ort träumte Paul Vital Troxler in einer Rede vor 10 000 Versammlungsteilnehmern von einer neuen Bundesverfassung mit zwei Kammern.
Im Oberaargau sammelten sich während des Sonderbundkriegs (3. bis 29. November 1847), der letzten militärischen Auseinandersetzung auf Schweizer Boden, die Truppen der liberalen Kantone, um den Sonderbund der katholischen Stände mit Waffen aufzulösen. Viele dieser Ereignisse zu jener Zeit hatten junge, aufstrebende Offiziere wie Johann Vogel aus Wangen, Daniel Flückiger und Hektor Egger, beide aus Aarwangen, beeindruckt, und sie beschlossen, nachdem die neue Bundesverfassung angenommen worden war, sich zum Schutz auch ausserdienstlich zu engagieren. Sie gründeten deshalb im Dezember 1848 im siebten Militärkreis eine Offiziersgesellschaft, die heutige Offiziersgesellschaft Langenthal. Dort bauten sie ein Netzwerk von Persönlichkeiten auf, die sich im neuen Bundesstaat nicht nur als Offiziere engagierten, sondern auch als Politiker, Unternehmer und als hervorragende Berufsleute.
Umzug mit Artillerie und Dragoner
Mit der Jubiläumsfeier soll an die damaligen Ereignisse erinnert werden. Aber nicht nur, wie das Festprogramm zeigt: Denn im Zentrum der Jubiläumsfeierlichkeiten steht ein Umzug durch Langenthal mit 70 Pferden und gezogener Artillerie. Nostalgische Gefühle dürften dabei erwachen, wenn die Berner Dragoner durch die Marktgasse reiten werden und die Maritz-Batterie ihr Artilleriefeuer zünden wird. Den Höhepunkt der Feier bildet am Samstagnachmittag (13.30 Uhr) der Überflug der Schweizer Kunstflugstaffel «Patrouille Suisse».
Auf dem Markthallenplatz werden in zwei Vorführungen auch die Schutzhunde der Schweizer Armee präsentiert, und auf der Bühne wird als besondere Attraktion die Swiss Army Big Band konzertieren. Der Präsident der sicherheitspolitischen Kommission der Schweiz, SVP-Ständerat Werner Salzmann (Mülchi), wird in einer Ansprache auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen in unserem Land eingehen. In einem Armeepavillon wird eine Ausstellung den Zusammenhang zwischen der Entstehung der Offiziersgesellschaft Langenthal und den Vorbereitungen der ersten Schweizer Bundesverfassung aufzeigen. Daneben wartet auf die Besucher «urchige» Militärkost wie Käseschnitten, Bratwürste oder Eintöpfe.
Bereits am Freitagabend, 23. Juni, findet ein Festakt mit geladenen Gästen aus Militär, Politik und Wirtschaft sowie rund 70 Mitwirkenden (Militärmusik, Tambouren, Gesang) statt. Im Rahmen dieser Feier wird sich der ehemalige Langenthaler Regierungsrat und Oberst, Hans-Jürg Käser, zur Sicherheitspolitik der Schweizer Armee äussern. Christoph Kuert, Präsident der OG Langenthal, ist überzeugt, mit diesem Anlass den Verein breiten Bevölkerungskreisen näher bringen zu können.
Die Offiziersgesellschaft Langenthal umfasst aktuell rund 200 Mitglieder. Die Verkleinerung der Schweizer Armee habe in den letzten Jahren auch eine direkte Auswirkung auf die OG Langenthal gehabt, deren Mitgliederzahl dadurch auch geschrumpft sei, betonte Kuert, der deshalb froh ist, am Wochenende des 23./24. Juni interessierten Kreisen und Teilen der Bevölkerung das Wirken und die Verdienste der OG Langenthal in einem grösseren Zusammenhang präsentieren zu können.
Von Walter Ryser