• Die vorgestellten Neuen (von links): Sari Wagner, Hanna Rucks, Maria Tâche, Iris Bäriswyl und Finanzverwalterin Doris Rolli.

  • Pfarrer Timo Rucks. · Bilder: Hans Mathys

23.06.2022
Langenthal

Pfarrkollegium der Reformierten vollständig

Das Pfarrkollegium der reformierten Kirche Langenthal ist wieder komplett. Die drei Neuen Sari Wagner sowie Hanna und Timo Rucks stellten sich an der Versammlung in der Kirche Geissberg vor. Mit den Bisherigen Cédric Rothacher und Stephan Bösiger sind fünf Pfarrpersonen tätig.

«Vorstellung neues Personal», dieses Traktandum stand im Fokus der Versammlung der reformierten Kirche Langenthal in der Kirche Geissberg. Kirchgemeinderatspräsident Reto Stei-ner konnte 52 der 5654 Stimmberechtigten begrüssen, was einer Beteiligung von 0,92 Prozent entspricht. Aktuell zählt die reformierte Kirche Langenthal 6807 Mitglieder. Der Ratspräsident begann bei der Vorstellung des neuen Personals mit Pfarrerin Sari Wagner (1974), die in Sissach wohnt und sich in Langenthal zu 40 Prozent dem Gemeindepfarramt und zu 20 Prozent der Heimseelsorge (Lindenhof) widmen wird. Beim Interview wollte Reto Steiner von der ab 1. August in Langenthal tätigen Sari Wagner wissen, welches ihr Hauptziel sein werde. «Die Leute am Lebensende zufrieden machen», kam postwendend die Antwort. Von einem «Generationenwechsel» sprach der Ratspräsident, als er den Versammelten Pfarrerin Hanna Rucks (1982) vorstellte, die seit ihrem Amtsantritt am 1. Februar 2022 mit ihrer Familie im Pfarrhaus Hard wohnt. Ihr Gemeindepfarramt-Pensum beträgt 60 Prozent. Die Arbeit mit Kindern wird ein Schwerpunkt sein. Aufgewachsen ist Hanna Rucks in der Schweiz, hat dann aber längere Zeit in Deutschland gelebt.

Pfarrer Timo Rucks als «Kücken»
«Nun kommen wir zu unserem Kücken», leitete Reto Steiner humorvoll zur Vorstellung des neuen Pfarrers Timo Rucks (1984) über, der mit seiner Ehefrau Hanna und der Familie im Pfarrhaus Hard wohnt und seine 60-Prozent-Gemeindepfarramt-Stelle ebenfalls am 1. Februar angetreten hat. Seine Schwerpunkte werden Experimental-Gottesdienste, Social Media und Gottesdienstformen sein. Damit ist Cédric Rothacher (Amtsantritt am 1. Januar 2014) der dienstälteste Pfarrer der reformierten Kirche Lan-genthal. Im nun mit fünf Pfarrpersonen wieder kompletten Pfarrkollegium figuriert Stephan Bösiger (Amtsantritt 13. Januar 2020) bezüglich Dienstalter als Zweitältester. Komplett ist nun auch wieder das Katechetik-Team, das sich der Jugendarbeit widmet. Maria Tâche (1989) heisst die Neue, die ihre Stelle in Langenthal am 1. Mai 2022 angetreten hat und mit der hier seit drei Jahren tätigen Katechetin Sandra Wildi verschiedene Jugendprojekte aufgleisen und begleiten wird. Marie Tâche wohnt in Emmenmatt.
Nun war die Reihe an Kirchgemeinderätin Corinne Zurbriggen, Iris Bäriswyl (1970) als neue Leiterin Sozialdiakonie mit Stellenantritt 19. April 2022 vorzustellen und zu interviewen. Ihre Schwerpunkte sind Konzepte und Beratungen. Welches die ersten Eindrücke von Langenthal seien, wollte Corinne Zurbriggen von Iris Bäriswyl wissen. «Ich fühlte mich gleich willkommen in Langenthal. Hier sagt man sich noch ‹grüessech› – und das finde ich schön», so die Antwort der in Olten Wohnhaften. Nicht an der Versammlung teilnehmen konnte Sabine Woodtli (1970) aus Rothrist, die seit dem 1. März 2022 als Sozialdiakonin mit den Schwerpunkten Altersarbeit und Beratungen tätig ist.

«Das isch e Luschtigi»
Nachdem Finanzverwalter Hans Peter Wiedmer aus Ursenbach vorzeitig in den Ruhestand trat, war die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin vorerst erfolglos. Die Verantwortlichen entschlossen sich dann für eine Übergangslösung, die sich im Nachhinein sehr bewährte – mit Petra Balmer von der Finances Publiques AG. Per 1. August 2022 kann nun die Vakanz behoben werden, indem Doris Rolli (1960) aus Schwarzhäusern als Finanzverwalterin angestellt wird. Dies mit den Schwerpunkten Budget und Rechnung, Debitoren und Kreditoren, Löhne und Versicherungen. Dass Doris Rolli schlagfertig ist, bewies sie, als sie die Interviewfragen von Daniel Rüegger (Kirchgemeinderats-Vizepräsident und Ressortleiter Finanzen) beantwortete. Während sie die Frage nach ihren Hobbies mit «vu auem öppis, aber nüt extrem» beantwortete, meinte sie auf der Suche nach einer Antwort: «Das nimmt mi säuber ou Wunger.» Dies wiederum animierte eine Frau in der dritten Reihe zur Bemerkung: «Das isch e Luschtigi.»

Hallauers 25-Jahr-Dienstjubiläum
Emsig und pflichtbewusst notierte Verwalter Urs Hallauer als Protokollführer linkshändig alles Relevante der Versammlung. Als Ratspräsident Reto Steiner darauf verwies, dass Urs Hallauer seit 25 Jahren als umsichtiger Verwalter tätig und somit ein Dienstjubiläum feiern könne, erntete der Jubilar grossen anerkennenden Applaus. Reto Steiner verabschiedete Kirchgemeinderätin Karin Hauser (Ressortleiterin Personal), die dem Rat seit 2018 angehörte, diesen nun aber per 31. März 2022 verlassen hat, weil sie zur Leiterin der Abteilung Human Resources des Kantons Aargau gewählt wurde. Ebenfalls per 31. März 2022 hat Doris Jost nach knapp einem Jahr im Kirchgemeinderat diesen verlassen. Als «Frau der Tat» war sie verantwortlich für die Kinder- und Jugendarbeit. In ihrer Amtszeit ist der Kinderhütedienst in der Kirche neu aufgebaut worden. «Wir sind weiterhin beschlussfähig», betonte der Ratspräsident, obwohl der Kirchgemeinderat aktuell halt nicht mehr aus sieben, sondern nur noch aus fünf Personen besteht: Reto Steiner, Daniel Rüegger, Hans Moser, Richard Bobst und Corinne Zurbriggen.

Infos zu Gottesdienstformaten
Kirchgemeinderat Richard Bobst (Ressort Kultur) informierte über die Gottesdienstformate. Das Motto: «Bewährtes pflegen, Räume öffnen». Die Frage sei: «Wie erreichen wir Leute, die bisher eine grosse Distanz zur Kirche hatten.» Richard Bobst präsentierte unter dem Titel «Unterwegs», wie die reformierte Kirche Langenthal die Attraktivität steigern will. Vorerst gelte es, ein innovationsfreudiges Klima zu schaffen und Erprobungen zu gestatten. Das bedeute ein Miteinander von traditioneller Kirche und «neuen» Formen. Es gelte, Naht- und Bruchstellen zu erkennen, Tradition und Aufbruch zu leben – «sowohl als auch statt entweder oder». Richard Bobst hat die aktuelle Situation analysiert und herausgefunden, dass von Mitte bis Ende dieses Jahres 18 klassische Gottesdienste auf dem Programm stehen – dazu neun Start-Up/Familiengottesdienste, sechs Aussengottesdienste und vier Spezialgottesdienste. Die Frage sei nun, welche Menschen sich von welchen Formaten ansprechen lassen. Dazu meldeten sich gleich mehrere Votanten, die eine kontroverse Diskussion auslösten. Eine Frau lobte den «frischen Wind», den sie bei den letzthin besuchten Gottesdiensten als wohltuend empfunden habe. Ein Votant fragte, ob es bei allem Neuen auch eine rote Linie geben würde. Das Ziel bleibe die Verkündigung, so Richard Bobst – und Reto Steiner ergänzte: «Wir wollen die Diversität zulassen und eine Kirche sein, die für alle offen ist.» Auch die Orgelmusik und die in der Kirche gespielte Musik wurde thematisiert. «Wir haben eine Kirchenordnung, nach welcher in der Kirche jegliche Art von Musik gespielt werden kann», sagte Reto Steiner.

Rechnung knapp zufriedenstellend
Bei so vielen Neuigkeiten zum verjüngten Personal und zu den Gottesdienstformaten wurde die einstimmig genehmigte Jahresrechnung 2021 schon fast zur Nebensache. Diese schliesst bei Einnahmen und Ausgaben von je 2,454 Millionen Franken ausgeglichen ab. Eigentlich hätte sich ein effektiv erwirtschafteter Verlust von rund 100 000 Franken ergeben, der jedoch durch die Entnahme aus der finanzpolitischen Reserve getilgt werden konnte. Die Beurteilung von Daniel Rüegger, Ressortleiter Finanzen: «Grundsätzlich ist diese Rechnung 2021 nicht erfreulich – allenfalls knapp zufriedenstellend.» Verschiedene interne Faktoren – primär solche in Zusammenhang mit dem Besetzen offener Stellen – hätten dazu geführt. Zudem sei bei den Steuereingängen gegenüber 2020 ein Rückgang von 230 000 Franken zu verzeichnen. Die Steuereinnahmen 2021 beliefen sich noch auf 2,013 Millionen Franken. Dazu steuerten die natürlichen Personen 1,611 Millionen Franken bei (11,32 Prozent weniger als 2020) und die juristischen Personen 402 000 Franken (5,78 Prozent weniger als 2020). «Das Budget 2023 werden wir schon sehr bald angehen», so Daniel Rüegger, der von einer Herausforderung sprach und prophezeite, dass wohl nicht alle Begehrlichkeiten realisierbar sein werden. Per Ende 2021 beträgt das Eigenkapital 3,194 Millionen Franken.

Von Hans Mathys