• Will seine politische Karriere fortsetzen, am liebsten im Rathaus in Bern als neuer SVP-Grossrat: Der Huttwiler Gemeinderat Marcel Sommer möchte innerhalb der nächsten vier Jahre den Sprung ins kantonale Parlament schaffen. · Bild: Thomas Peter

17.01.2022

Politisch einen Schritt vorwärts machen

Der 36-jährige Huttwiler Gemeinderat Marcel Sommer hat sich entschieden, auf dem politischen Parkett einen Schritt vorwärts zu machen. Er kandidiert im Frühjahr auf der SVP-Liste für den bernischen Grossen Rat. Ein gesundheitlicher Rückschlag Ende letzten Jahres hat ihn zwar zum Nachdenken über seine aktuelle berufliche und familiäre Situation sowie seine politischen Engagements gebracht, aber nichts an seinen Plänen geändert.

Huttwil · 879 Frauen und 1334 Männer kandidieren im Kanton Bern für einen Sitz im bernischen Grossen Rat. Einer davon ist der Huttwiler Marcel Sommer. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, dennoch dürften einige Huttwiler die Kandidatur des 36-jährigen Gemeinderates mit Erstaunen zur Kenntnis genommen haben. Denn Sommer galt im Herbst 2020 bei seiner Wiederwahl in den Gemeinderat, notabene mit dem besten Ergebnis aller Kandidierenden, als aussichtsreichster Anwärter für das Amt des Gemeindepräsidenten. Obwohl bereits zum zweiten Mal nacheinander mit Bestresultat als Gemeinderat gewählt, verzichtete der Geschäftsstellenleiter der Valiant in Zell auf dieses Amt.
Knapp 15 Monate später taucht sein Name aber nun auf der Liste der SVP Oberaargau für die Grossratswahlen Ende März 2022 auf.

Berufliche Veränderung
Für Marcel Sommer kein Widerspruch. «Damals, im Herbst 2020, bei meiner Wiederwahl in den Gemeinderat, kam für mich eine Kandidatur als Gemeindepräsident nicht in Frage, weil meine persönliche Konstellation die Übernahme eines solchen Amtes nicht zuliess», erläutert er. Sommer weist darauf hin, dass kurz vor der Wahl sein drittes Kind das Licht der Welt erblickte, zudem habe er erst kürzlich die Leitung der Valiant-Geschäftsstelle in Zell übernommen und just zu jener Zeit habe dann auch noch sein Stellvertreter in Zell gekündigt. Sommer sagt, dass die Ausgangslage für die Übernahme des Gemeindepräsidiums äusserst ungünstig gewesen sei.
Doch eines war für ihn schon damals klar: Seine politische Karriere möchte er fortsetzen. Allerdings neigt sich diese im Gemeinderat von Huttwil aufgrund der Amtszeitbeschränkung dem Ende entgegen. Deshalb habe er auf eine entsprechende Anfrage der SVP Oberaargau, sich als Kandidat für die Grossratswahlen zur Verfügung zu stellen, zugesagt.

Politische Karriere fortsetzen
Der leidenschaftliche Schütze und Unihockeyspieler sagt denn auch, dass für ihn ein Grossratsmandat besser planbar sei als beispielsweise das Gemeindepräsidium, «denn Gemeindepräsident ist man 24 Stunden am Tag, immer auf Abruf, während sich die Tätigkeit als Grossrat hauptsächlich auf Sessionen, Sitzungen und
Anlässe konzentriert, die sich grossmehrheitlich planen und organisieren lassen.»

Guten Ersatzplatz im Visier
Der Huttwiler gibt sich aber keinen Illusionen hin, rechnet bei der aktuellen Konstellation nicht mit einer direkten Wahl in den Grossen Rat, nicht zuletzt deshalb, weil mit Beat Bösiger (Niederbipp), Samuel Leuenberger (Bannwil), Patrick Freudiger (Langenthal) und Andreas Schüpbach (Huttwil) alle vier bisherigen SVP-Grossräte erneut antreten und gute Chancen auf eine Wiederwahl besitzen.
Sein Engagement betrachte er vielmehr als Unterstützung für die Partei, damit die SVP mindestens die vier bisherigen Sitze im Oberaargau verteidigen könne. Sommer weiss zumindest, dass er im oberen Teil des Langetentals einige wertvolle Stimmen für die Partei und sich erobern dürfte. «Ja, es ist mein Ziel, in den Grossen Rat gewählt zu werden. Wenn es jetzt noch nicht klappt, möchte ich es in vier Jahren erneut versuchen», sagt er dazu. Mit einer kleinen Hoffnung ist seine jetzige Kandidatur aber dennoch verbunden. Sommer spekuliert auf ein gutes Ergebnis, mit dem er einen aussichtsreichen Ersatzplatz belegen würde, denn wer weiss schon, was alles passiert in den nächsten vier Jahren …
Marcel Sommer weiss es ganz genau, aus eigener Erfahrung, die er letzten November schmerzlich machen musste, erlitt er doch kurz vor der Adventszeit völlig unerwartet einen gesundheitlichen Rückschlag. Nur Dank der raschen und entschlossenen Hilfe seiner Frau, der Ambulanz, Fachkräften im Spital und sehr viel Glück kam er äusserst glimpflich davon.
Nach einem kurzen Spitalaufenthalt und einer Auszeit kehrte er bereits nach 14 Tagen in sein früheres Leben zurück. Wobei früheres Leben trifft in diesem Fall nicht ganz zu, denn Marcel Sommer gibt zu verstehen, dass ihn dieser Vorfall zum Nachdenken gebracht hat. «Man überlegt sich in diesem Moment schon, ob man zu viel macht, ob all die Engagements weitergeführt werden können und sollen, oder ob es nicht besser wäre, in seinem Leben grundsätzliche Veränderungen vorzunehmen», sagt er.

Huttwiler Gemeinderat unter Druck
Wichtig ist für ihn in erster Linie, dass er wieder vollständig gesund ist, ein routinemässiger Eingriff steht noch bevor. Sommer will in gewissen Bereichen zurückstecken, aber nicht sein ganzes Leben umkrempeln. «Man darf einen solchen Zwischenfall nicht auf die leichte Schulter nehmen, und deshalb werde ich in Zukunft vermehrt einmal nein sagen», betont er. Als erstes habe er mit dem Rauchen aufgehört, was ihm, als Gelegenheits-Raucher, nicht allzu schwergefallen sei. Daneben schaue er auf die Ernährung, verzichte wenn möglich auf Süssgetränke und Süssigkeiten. Vorhaben, die keinen grossen Aufwand erfordern, aber dennoch schwer umzusetzen sind, weiss doch Marcel Sommer, dass der Mensch ein «Gewohnheitstier» ist und rasch in alte Muster zurückfällt. «Ja, meine künftige Herausforderung besteht darin, die guten gesundheitlichen Vorsätze, die ich mir gefasst habe, auch beizubehalten», bemerkt er.
Ängstlich sei er wegen des Vorfalls nicht unterwegs, sagt er weiter. «Ich tue mein Möglichstes im Bereich der Gesundheits-Prävention, der Rest liegt nicht in meiner Hand», erwähnt er, der sich viel lieber um die kommenden Herausforderungen kümmert. Als Huttwiler Gemeinderat mit dem Ressort Finanzen ist er hier bereits wieder gefordert, droht doch der Gemeinde aufgrund vieler geplanter Investitionen eine happige Neuverschuldung. Marcel Sommer weiss deshalb, dass der Gemeinderat bei der Finanzplanung unter Druck ist. «Es ist unsere Aufgabe, den Bürgern plausibel und transparent aufzuzeigen, was auf die Gemeinde zukommt, was wir uns leisten wollen und können», bemerkt er. Diesbezüglich müsse der Gemeinderat eine Finanzplanung erstellen, die näher bei der Realität liege als dies zuletzt oft der Fall gewesen sei.

Von Walter Ryser