«Praktische Infos sind hilfreich»
Die jährliche Einführung für Behördenmitglieder gibt den neu Gewählten Einblicke in die Grundfunktionen der Körperschaften, die Rechte und Pflichten ihres Amtes sowie die Gemeindefinanzen. In Fachreferaten wird das Gehörte an Beispielen vertieft.
OBERAARGAU · Sie hätten sich schon überlegt, den Anlass wegen des Coronavirus’ abzusagen, erklärte Regierungsstatthalter Marc Häusler. «Wir sind hier jedoch in einem grossen Raum und die Anzahl der Angemeldeten ist nicht so hoch», begründet er die Durchführung und verwies auf die allgemein gültigen Massnahmen wie Hände nicht geben und vermehrt waschen. Damit eröffnete er die jährlich stattfindende Einführung für neu gewählte Behördenmitglieder, an der etwas über 40 Personen teilnahmen.
Rechte und Pflichten
Den ersten Teil bestritten Stefanie Feller und Marc Häusler. Die Rechtsanwältin im Amt für Gemeinden und Raumordnung, Abteilung Gemeinden, referierte über die Grund- und Gemeindeautonomie, Entscheidungsfreiheiten und Aufgabenerfüllung durch die Gemeinde. Sie erklärte unter anderem den Unterschied von übertragenen und selbstgewählten Aufgaben. «Die übertragenen Aufgaben sind vorgeschrieben. Wie jedoch zum Beispiel abgestimmt und gewählt wird, kann die Gemeinde in einem Reglement selber wählen.»
Bei den selbstgewählten Aufgaben wie etwa den Bau eines Mehrzweckgebäudes und die Einführung eines Mahlzeitendienstes gibt es keine Beschränkungen, «ausser die finanziellen Mittel und den Willen der Gemeindeversammlung.» Das Rechnungswesen war ein Thema.
Marc Häusler informierte über die Rechte und Pflichten der Behördenmitglieder. «Wichtig ist, dass die Trennung von der strategischen Führung durch den Gemeinderat und die Kommissionen und die operative Führung durch die Verwaltung eingehalten und respektiert wird», betonte er. Zudem wies er auf die Anstands- und die wichtige Schweigepflicht hin.
Schule als Qualitätsausweis
Nach dem Netzwerkcafé ging es weiter mit den Fachreferaten. Über das Schul- und Bildungswesen informierte Schulinspektor Kaspar Stocker. Er eröffnete sein Referat mit der These, dass zwei von fünf Schülerinnen und Schülern von heute in 20 Jahren einen Beruf ausüben, den es heute noch nicht gibt. «Für die Schule von morgen braucht es vier Dinge: Flexibler Schulstart, Globalisierung und Digitalisierung, Ganztagesschulen und Berufsorientierung», zitierte er als Beispiel den Ansatz von Bertram Brossardt (Geschäftsführer Verbände der Bayerischen Wirtschaft). «Eine gute Schule ist ein wichtiger Qualitätsausweis für eine Gemeinde», betonte er mehrfach und bat die Anwesenden, dies der Bevölkerung zu vermitteln.
Mit zahlreichen Erklärungen über die Bildung im Kanton und der Gemeinde, den rechtlichen Grundlagen sowie die Führung der Schule wies Stocker darauf hin, wo Informationen geholt werden können. Er erläuterte die Finanzierung und betonte, dass die politischen und gesellschaftlichen Spezia-
litäten der Gemeinde der Schulleitung und den Lehrkräften bekannt sein müssten, auch wenn diese nicht mehr immer im Dorf wohnten.
«Die Schulkommission ist für die strategisch-politische Führung der Schule verantwortlich», sagte er und bat die Anwesenden, für die Verankerung der Schule in der Gemeinde zu sorgen. «Sitzt ruhig einmal eine Stunde in den Unterricht und zeigt den Lehrkräften, dass euch die Schule interessiert.»
Mit Ausblicken auf die Revision des Volksschulgesetzes REVOS 2020 und den Lehrplan 21 sowie die Talentförderung und Schulplattform Oberaargau schloss er sein Referat. Als sehr gut und hilfreich bezeichnete Michael Häusl den Vortrag von Kaspar Stocker. Da der 31-Jährige bereits seit einem Jahr als Gemeinderat Bildung, öffentliche Sicherheit, Kultur und öffentlicher Verkehr in Niederönz amtet, sei ihm aus dem ersten Teil des Nachmittags hingegen viel bekannt gewesen.
Hilfreiche Tipps
Sandra Zaugg (50) und Erika Wegmüller (66), beide von Leimiswil, sind neu in der Kirchgemeinde Rohrbach tätig und besuchten das entsprechende Fachreferat. Auch für sie war der zweite Teil wertvoller. «Er war viel praktischer gestaltet und bot hilfreiche Infos», waren sie sich einig. An der Tagung gab es noch weitere Fachreferate für das Bau- und das Burgerwesen.
Von Irmgard Bayard