• Die Geschwister Alain und Nathalie Sigrist führen die Sigwa GmbH in 3. Generation. Rechts im Bild Vater René. · Bilder: Ulrich Steiner

  • Mitarbeiter Ernst Trüssel behandelt einen Töffrahmen mit elektrostatisch geladenem Farbpulver.

  • Wanderwegweiser aus allen Teilen der Schweiz werden in Grünen wetterbeständig pulverbeschichtet.

14.01.2021
Emmental

Pulverbeschichten: Metier der Firma Sigwa

1960 gründete Mechaniker Walter Sigrist in Sumiswald-Grünen die Metallbaufirma Sigwa. Vor mehr als 50 Jahren hat sich das Unternehmen auf Pulverbeschichtungen spezialisiert. Mittlerweile obliegt die Geschäftsleitung der 3. Familiengeneration.

Sumiswald · Vor 60 Jahren gründeten Walter und Olga Sigrist in der ehemaligen Schmiede neben dem Bahnhofstutz in ­Sumiswald-Grünen die Metallbau­firma ­Sigwa. In den Anfängen wurden hauptsächlich allgemeine Mechanik- und Schlosserarbeiten erledigt. Ein solides Standbein war anno dazumal das Anfertigen und Lackieren von
Spulenwagen für die boomende Nylon-­Industrie. Abnehmerin war beispielsweise die Viscosuisse in Emmenbrücke.

Lösungsmittelfrei
Pionierhaft war 1968 die Umstellung von lösungsmittelhaltigen Flüssiglacken auf das Pulverbeschichten. Bei diesem in den USA entwickelten Verfahren wird ein elektrisch leitfähiger Werkstoff (meist Stahl, Guss oder Aluminium) mit Pulverlack beschichtet. Eine komplette Pulverbeschichtung besteht in der Regel aus Oberflächenvorbehandlung (Sandstrahlen / Entfetten), danach wird in der Pulverkabine das elektrostatisch aufgeladene Farbextrakt aufgetragen und im Ofen bei zirka 180 Grad eingebrannt. Die Sigwa war eine der ersten Pulverbeschichtungs-Firmen der Schweiz. 1982 wurde der prosperierende Betrieb von René und Christine Sigrist übernommen. Um die Aufträge termingerecht erledigen zu können, wurden im Laufe der Zeit drei zusätzliche Pulveranlagen angeschafft. Zur Vorbehandlung der Werkstücke stehen heute sechs verschiedene Sandstrahlapparate sowie eine Entfettungs- und Phosphatieranlage zur Verfügung. Beim Sandstrahlen kommen Stahlgusskörner von unterschiedlicher ­Kalibrierung zum Einsatz.

Bahnhofuhren bis Wanderwegweiser
Die Firma Sigwa erledigt Kundenaufträge aus der ganzen Schweiz. Laut René Sigrist (75) schätzt man auch die guten Geschäftsbeziehungen zur ­regionalen Industrie.
So erhalten beispielsweise die legendären Mobatime-Bahnhofsuhren oder ein Teil der Flyer-Elektrovelos ihre Farbe in Grünen. Auch ein Grossteil der gelben Wanderwegweiser werden nach dem externen Bedrucken hier wetterfest beschichtet.
Weitere Artikel sind Auto-, Motorrad- und antibakterielle Medizinalteile sowie Schrauben und Griffleisten aller Art. «Das gegenwärtige Revival der alten Mofas bekommen wir extrem zu spüren. Nostalgische Marken wie Sachs und Puch sind wieder Trumpf und wollen entsprechend aufgepeppt werden», freut sich der motorsportbegeisterte Seniorpatron. Seit zehn Jahren bietet die Sigwa GmbH auch Cerakote-Beschichtungen für Auspuffanlagen und Turbogehäuse usw. an. Sie garantiert Hitzebeständigkeit bis 1100 Grad Celsius. Dieser Bereich hat grosses Potenzial und wird daher gegenwärtig ausgebaut.

Eine eigene Schlosserei
Seit dem Zukauf der ehemaligen Grastrocknungsanlage in der Mauer im Jahr 1999 befindet sich die firmeneigene Schlosserei in separaten Räumlichkeiten. Hier werden primär Maler- und Gipserartikel sowie Geländer angefertigt. Auch Reparaturen und sonstige Kundenaufträge werden unter der Leitung von Fritz Heiniger fachmännisch erledigt. Am Standort in Grünen beschäftigt die Sigwa GmbH aktuell sechs langjährige Mitarbeiter. Seit 2019 führen die Geschwister Nathalie und Alain Sigrist in dritter Generation gemeinsam den 60-jährigen KMU-­Betrieb.

Von Ulrich Steiner