QiGong – Atmung, Haltung, Bewusstsein
Alternative Heilmethoden, welche sich als Ergänzung zur Schulmedizin immer grösserer Beliebtheit erfreuen, sind auch in unserer Region etabliert. Eine davon ist QiGong. Wobei QiGong nicht direkt als «Therapie» gilt. Qi Gong wird allgemein als Bewegungs- und Gesundheitslehre bezeichnet, die aus dem alten China stammt.
Serie Alternative Heilmethoden · «Qi heisst Atem, Energie und Lebenskraft. Gong bedeutet die Pflege, Zuwendung und Auseinandersetzung», erklärt Christa Breitenberger, QiGong Lehrerin aus Huttwil. QiGong ist neben der Akupunktur/Akupressur, Kräutertherapie, Tuina (Massage), und chinesischer Ernährungslehre ein wichtiger Bestandteil der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Nach Auffassung der TCM lösen sich Blockaden und Erstarrung, wenn die Energie wieder frei fliessen kann. «Mit einfachen, achtsamen Bewegungen lassen wir Qi durch unseren ganzen Körper strömen. Die Bewegungsabläufe sind harmonisch fliessend und unterstützen uns in unserer Haltung, regen unseren Atem an und vertiefen ihn. Ebenso wird unsere Vorstellungskraft und die Aufmerksamkeit gefördert», erklärt sie weiter.
Unterrichtet seit zwölf Jahren QiGong
Ursprünglich hat sich Christa Breitenberger kaufmännisch ausgebildet. Nach dem KV wollte sie in ein anderes Berufsfeld wechseln und hat sich in einer dreijährigen Vollzeitausbildung in Basel zur Bewegungspädagogin ausbilden lassen. «Im Verlaufe der Jahre habe ich mich als Körpertherapeutin spezialisiert und arbeite hauptberuflich als Körpertherapeutin in einer Klinik. Die berufsbegleitende dreijährige Ausbildung zur QiGong-Lehrerin hat sie aus privaten Gründen absolviert. «Die Wirkung der sanften Bewegungsmethode hat mich schon lange fasziniert. Nach einem Unfall und mehrjähriger Therapie wollte ich selber aktiv werden und mich weiterhin in meinem Heilungsprozess unterstützen», erzählt sie ihre Geschichte.
QiGong unterrichtet sie seit 2010, Bewegungsunterricht und Körpertherapie regelmässig bereits seit 1990. Sie unterrichte QiGong als Selbständigerwerbende für die Volkshochschule Oberaargau in kleinen Gruppen in Langenthal und Umgebung. Dies sei nicht als Therapie zu verstehen, es sei ein klassischer Unterricht für Interessierte.
Ausgleich zum hektischen Alltag
«Entweder ist man fasziniert von den sanften fliessenden Bewegungen und der Komplexität der Übungssysteme und der Wirkung von QiGong oder die Methode berührt nicht und ist somit nicht das Richtige», erklärt die 60-Jährige. Speziell sei sicher, eine gewisse Beharrlichkeit zu entwickeln und dran zu bleiben und immer tiefer in die Materie hineinzukommen. «Es ist eine spannende Methode für die Sinnesschulung und die Körperwahrnehmung», sagt sie. «Es gibt Menschen, die kommen seit Jahren in eine Qi-Gong-Gruppe und es ist spürbar, wie sie die meditativen, ruhigen Bewegungen schätzen. Auch die Freude ist spürbar, für sich selber etwas Gutes zu tun.
Viele schätzen den Ausgleich zum hektischen Alltag und finden eine Ruheinsel», erzählt sie erfreut. Einige Teilnehmende würden sich nach der Lektion geerdeter oder gelassener wahrnehmen oder könnten einfach runterfahren. Auch körperlich würden sich einige gelöster fühlen. Beim Bewegen und in ihrer Aufrichtung und Haltung würden sie sich besser spüren. «Ich höre etwa auch die Bemerkung, dass ihnen QiGong fehlt, wenn die Lektionen nicht stattfinden», sagt sie erfreut.
Aufmerksamkeit für Körper
Eine Frau mit Atembeschwerden besucht seit Jahren einen QiGong-Kurs von Christa Breitenberger. Indem sie die Teilnehmerin darauf aufmerksam gemacht hatte, die Beschwerden anzunehmen und nicht dagegen anzukämpfen, sondern sich auf die sanften Bewegungen zu konzentrieren und den Atmen einfach zuzulassen, konnte ihre Atemblockade gelöst werden. «Es geht darum, sich und seinen Körper mit den sanften Bewegungen zu fühlen und nicht um Leistung», sagt Christa Breitenberger ruhig.
«Das Ziel von QiGong ist, einen Ausgleich zu schaffen und sich selbst zu finden, sich zu spüren und bei sich zu sein», erklärt sie. Menschen mit Rückenproblemen oder Herzbeschwerden oder etwa auch nach einer Reha würden oft QiGong wählen, um sich weiterhin etwas Gutes zu tun. Sozusagen als Fortsetzung zur Reha. «Es gibt unzählige QiGong-Systeme, die man ausüben kann. Jedes System ist in sich eine Einheit», erklärt die aufgestellte Frau.
Begleitung auf dem Weg
«Meine Aufgabe ist es, die Teilnehmenden auf ihrem Weg und im Prozess zu begleiten. Ich gebe Impulse und diese werden sehr individuell aufgenommen und verarbeitet», erklärt sie. Die Gruppengrössen würden von fünf bis acht Personen variieren. Vor Corona sei die Teilnehmerzahl stattlicher gewesen. «Ich vertrete die Meinung, dass QiGong ansprechen muss. Wer skeptisch ist, darf etwas Neues ausprobieren, es aber auch sein lassen, wenn es nicht anklingt und für die einzelne Person nicht passt», betont die naturbezogene Kursleiterin.
Die innere Einstellung und den Willen brauche es einfach, um in eine Qualität zu kommen und es brauche die Bereitschaft, sich zu spüren und einen Moment lang zu entschleunigen. «QiGong zu praktizieren bedeutet, in einem Prozess zu sein», erklärt sie. QiGong sei immer wieder im Gespräch, habe aber nicht den Zulauf und die Popularität wie Yoga. Zum Teil würden es auch Physiotherapeuten oder Ärzte empfehlen. Einige hätten schon Kurse besucht oder würden es von Klinikaufenthalten her kennen. «Es gibt auch Mund-zu-Mund-Werbung, was immer auch schön ist, wenn Menschen so den Weg in einen Kurs finden», sagt sie erfreut. Leider würden sich im Rahmen von Kursen nur einige Zusatzversicherungen von Krankenkassen an den Kosten beteiligen und einen Beitrag beisteuern. Zukünftig würde sie gerne in ihrem Zuhause, in ihrem momentan noch persönlichen QiGong-Raum, kleine Gruppen oder auch Einzel-Unterricht geben. Sie hat sich ein Leben lang der Körpertherapie, dem Bewegen gewidmet und möchte dies noch lange weiterführen. Wenn die Möglichkeit besteht, reist sie gerne und geniesst die Zeit mit ihren vier Enkelkindern.
www.qigong-bewegung.ch
Von Marianne Ruch