Randsportarten und Hinterländer dominieren
Beim Club 88-Sportpreis haben sich einmal mehr die regionalen Sportgrössen eingefunden und Preise für ein erfreuliches 2023 abholen dürfen. Dominiert haben Sportarten, die sonst weniger im Rampenlicht stehen – und gleich mehrere Preise gingen ins
Luzerner Hinterland.
Sportpreis · König Fussball hat für einmal das Nachsehen: Beim Club 88-Sportpreis für das Sportjahr 2023 sind andere Sportarten ganz oben: Ringen klassiert sich auf Rang zwei, Seilziehen auf Rang eins, Volleyball gewinnt in der Einzelkategorie, Biken und Schwingen sind ebenfalls auf dem Treppchen und sogar Tennis ist im Gebiet rund um Huttwil so gut vertreten, dass es eine Podest-Auszeichnung in der Nachwuchskategorie erhält. Diese Diversifikation betont Moderator Stefan Leuenberger gerne – und er betont sie noch einmal, als er die 80-jährige Huttwiler Leichtathletin Heidi Graber für ihre Leistungen im hohen Alter ehrt und ihr für ihre beinahe unzähligen Medaillen eine besondere Laudatio hält. Der Club 88-Sportpreis – der etwas andere Sportpreis also. Und dieser Charme zeigt sich auch bei der einen oder anderen Showeinlage. Plötzlich ringt der 165 Zentimeter grosse Ufhuser Robin Alt auf der Matte mit dem 191 Zentimeter grossen Hünen Matthias Aeschbacher vom Schwingklub Sumiswald und legt diesen auf den Rücken, später fordern Promis, darunter Biker Mathias Flückiger und Volleyballer Luca Ulrich, eine Gruppe von Seilziehern zum Kräftemessen am Tau heraus und später gibt es noch ein Handstand-Duell der Geräteturn-Talente Isabelle Kreienbühl und Pascal Bättig. Alles zur Unterhaltung der Zuschauenden, die in diesem Jahr sehr zahlreich vertreten sind. Geschätzt werden an letzten Donnerstagabend in der Sporthalle im Campus Perspektiven um die 340 Personen.
Aus Schweden zugeschaltet
Auch der «etwas andere» Sportpreis darf aber wahrlich grosse Leistungen küren. Als erster Gewinner des Abends geht Andro Kaderli hervor. Der 18-Jährige ist der einzige Sportler, der eine der ganz grossen Publikumssportarten ausübt: Eishockey. Diese pflegt er aber als Profi im Ausland zu spielen. Der Stürmer spielt seit dieser Saison in Schweden, versucht dort seine Karriere zu lancieren und erzählt dabei Moderator Stefan Leuenberger im zugeschalteten Telefongespräch, dass er durchaus ein wenig Heimweh habe an gewissen Tagen, dass er in Schweden bei Leksands IF aber gut aufgenommen wurde. Als kleine Kostprobe grüsst er die Zuschauenden dann noch mit einem «Guten Abend nach Huttwil» auf Schwedisch, ehe diese ihn mit einem stattlichen Applaus verabschieden.
In der Kategorie «Mannschaft/Verein/Team/Club» grüssen dann die Seilzieher von ganz oben: Sie holten an der Seilzieh-Weltmeisterschaft in Sursee total elf Medaillen in unterschiedlichen Gewichtsklassen. Sieben verschiedene Vereinsmitglieder des Seilziehclubs Luthern dürfen bei den jeweiligen Nationalteams mittun und glänzen. Im Siegerinterview verraten die Sportlerinnen und Sportler dann die Hauptgründe für den Erfolg: Ummodellierte Eishockeyschuhe, die mit speziellen Platten aus Eisen und Holz versehen sind und beim Ziehen einen besonders guten Bodenhalt verleihen sowie ein besonders gutes Rückentraining.
Olympia-Silber zum Spüren
Beim Highlight des Abends, der Hauptkategorie «Einzelsport», sind dann die schweizweit bekannten Sport- lergrössen vertreten. Beispielsweise kommt Dominique Aegerter vorbei, weil er wegen einem Virus pausieren muss und obwohl er «nur» zu den Nominierten gehört. «Danke dem Club 88, dass ich immer wieder nominiert und unterstützt werde. Auch wenn ich lieber in Spanien im Training wäre, bin ich gerne wieder einmal hier», sagt er und gewinnt damit Sympathien im Publikum. Später lässt dann auch Biker Mathias Flückiger tief blicken, als er einerseits seine Olympia-Silbermedaille im Publikum kursieren lässt (!) und daraufhin auch vom fälschlich geäusserten Dopingvorwurf an ihn berichtet: «Ein Jahr nach dem Vorwurf habe ich mit dem Titel an der Schweizer Meisterschaft meine persönliche Antwort auf diese Geschichte gegeben. Nicht viele haben mir das zugetraut.» Flückiger 2023 gewann sogar ein Weltcup-Rennen, triumphierte auch am Heimrennen – dem Bike Village Huttwil im Campus Perspektiven – und war zum Saisonschluss sogar auf der Weltrangliste auf dem ersten Platz rangiert. Am Sportpreis wird Flückiger noch übertrumpft, geschafft hat dies laut der dreiköpfigen Jury Luca Ulrich. Der 27-jährige Zeller Volleyballspieler schaffte mit der Schweiz die sensationelle EM-Qualifikation – die erst zweite nach 1971. Ulrich ist in der Qualifikation Topskorer und könnte als 72-facher Internationaler in absehbarer Zeit einmal Schweizer Rekordnationalspieler werden. Im Sportpreis-Jahr 2023 feierte er zudem mit Schönenwerd den Schweizer Meistertitel. «Für viele vor allem auch junge Spieler war die EM eine unglaubliche Erfahrung. Das Niveau ist wesentlich höher als in der Schweiz», erklärte der 27-Jährige, der schon in Italien in der weltweit besten Liga spielte. Für ein Schmunzeln sorgte der 196 Zentimeter grosse Aussenangreifer, als er von seinem Lieblingsauto erzählt. Mit dem Fiat 500 ist das nämlich ausgerechnet ein Kleinstwagen.
Nach etwas über drei Stunden und total 37 prämierten Höchstleistungen aus 19 verschiedenen Sportarten endete der Event mit einem Apéro. Für die Veranstalter hat sich einmal mehr gezeigt – in den Worten von Moderator Stefan Leuenberger – «Sport ist geil», ein solches Interesse habe eine Gemeindeversammlung selten. Es zeigte sich einmal mehr, dass gerade der emotionsgeladene Sport eine ganz spezielle Begeisterung auslösen kann.
Von Leroy Ryser
Die Preisgewinner
Kat. Einzelsportler/in
1. Ulrich Luca (Zell), Volleyball
2. Flückiger Mathias (Leimiswil), Radsport
3. Aeschbacher Matthias (SK Sumiswald), Schwingen
Von der Jury nominiert, aber nicht unter den Podestklassierten:
Aegerter Dominique (Rohrbach), Motorsport Bättig Pascal (Altbüron), Geräteturnen
Christen Luca (Huttwil), Eishockey
Gerber Christof (Gondiswil), Schiessen
Graber Heidi (Huttwil), Leichtathletik
Guerrini Marcel (Ufhusen), Radsport
Janssen Christoph (Dürrenroth), Radsport
Röthlisberger Thomas (Wyssachen), OL
Siegenthaler Noah (Madiswil), Unihockey
Sommer Marcel (Huttwil), Schiessen
Zürcher Martin (Weier), Laufsport
Kat. Mannschaft/Verein/Team/Club
1. Seilziehclub Luthern
2. Ringerriege TV Ufhusen
3. Leichtathletik-Vereinigung Huttwil
Von der Jury nominiert, aber nicht unter den Podestklassierten:
Fussballclub Zell (3. Liga)
Hornussergesellschaft Gondiswil
Hornussergesellschaft Huttwil
Hornussergesellschaft Wasen-Lugenbach A
Scheidegger Roland und Sven Scheidegger, Kegeln, Wyssachen/Eriswil
Unihockeyclub Wygorazzi Wyssachen
Volleyball TV Ursenbach (Frauen 4. Liga)
Kat. Nachwuchs
1. Kaderli Andro (Häusernmoos), Eishockey
2. Junioren C SC Huttwil/SV Sumiswald, Fussball
3. Hunziker Alessandro (Sumiswald), Tennis
Von der Jury nominiert, aber nicht unter den Preisgewinnern:
Disilvestro Lorenzo (Huttwil), Leichtathletik
Grossenbacher Ann (Huttwil), Triathlon
HG Rohrbach/Rohrbachgraben, Hornussen
Krähenbühl Celine (Huttwil), Hornussen
Kreienbühl Isabelle (TV Melchnau), Geräteturnen
Minder Aris (Ursenbach), Leichtathletik
Schär Alicia (Reisiswil), Leichtathletik
Trüssel Tim (Huttwil), Eishockey
Wisler Janis (Sumiswald), Schiessen
Zehnder Shaienne (SC Ahorn-Eriswil), Ski Alpin
Kat. Nachwuchsförderung
2023 keine Vergabe