Rasante Entwicklung der Elektromobilität
Die Elektromobilität ist im Vormarsch. Das zeigte sich auch an einem von der Region Oberaargau veranstalteten Anlass zum Thema «Die Senkung des CO2-Ausstosses wird nur durch ein elektrisch angetriebenes Auto möglich sein», ist Krispin Romang, Geschäftsfüher Swiss eMobility, überzeugt.
Die Elektromobilität macht sich nicht bloss auf den Strassen bemerkbar, sie beschäftigt uns auch neben den Fahrbahnen. Und hier nicht nur Private, sondern auch Gemeinden und Betriebe, für die sich viele Fragen stellen, beispielsweise bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge, aber auch bei der Installation der entsprechenden Lade-infrastrukturen sowie Parkplätzen von Elektromobilen.
Aus diesem Grunde veranstaltete die Region Oberaargau einen «Roundtable Elektromobilität». Dabei zeigte sich, dass dieses Thema bei Gemeinden und Gewerbetreibenden einen hohen Stellenwert geniesst, erschien doch eine stattliche Anzahl Personen zu diesem Anlass bei der Hector Egger Holzbau AG in Langenthal.
Als erster Referent gewährte Krispin Romang, Geschäftsführer Swiss eMobility einen Einblick in die aktuelle Situation der Elektromobilität. Der Verband Swiss eMobility unterstützt die Schaffung der politischen und institutionellen Grundlagen für die Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz. Noch vor sieben Jahren, als er die ersten Vorträge zur Elektromobilität gehalten habe, sei bei seinen Zuhörern Entsetzen und ungläubiges Staunen aufgetreten, hielt Romang einleitend fest.
Einige Mythen widerlegt
Aber auch heute noch löse das Thema Angst aus, nicht zuletzt in der Auto-branche, die den Verlust von Kompetenz und Arbeitsplätzen befürchte, «weil sich neue Technologien und Veränderungen stets ausserhalb der Komfortzone abspielen», betonte der Geschäftsführer von Swiss eMobility.
Krispin Romang ist jedoch überzeugt: «Die Reduktion des CO2-Ausstosses wird in den nächsten 15 Jahren nur durch ein elektrisch angetriebenes Auto möglich sein.» Dennoch sei in weiten Kreisen der Bevölkerung nach wie vor eine gewisse Skepsis gegenüber dem neuen Antrieb spürbar, stellte er fest. Rund um die Elektromobilität würden viele Mythen kursieren, die man widerlegen könne.
So hielt Romang beispielsweise fest, dass Elektro-Autos ganz klar ökonomischer seien als «Benziner», auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet werde. Auch die Lebensdauer der Batterien sei deutlich länger als allgemein behauptet werde. So weise eine Batterie eines Elektrofahrzeuges heute eine Lebensdauer von zehn Jahren auf und sei anschliessend praktisch vollständig rezyklierbar.
Auch die schlechte Erreichbarkeit von Ladestationen werde immer wieder als Grund für den Verzicht auf ein Elektromobil angeführt. «Die Auto-Tankstelle von Morgen wird kein externer Ort mehr sein, sondern befindet sich primär zu Hause oder am Arbeitsplatz», entgegnete Romang, der abschliessend den Anwesenden noch einmal klarmachte: «Elektromobilität ist die effizienteste Art mit dem Energieverbrauch umzugehen.»
Dr. Ulrich Seewer, Vizedirektor des Bundesamtes für Raumentwicklung stellte anschliessend die Roadmap zur Förderung der Elektromobilität vor, die der Bund zusammen mit Vertretern der Automobil-, Elektrizitäts-, Immobilien- und Fahrzeugflottenbranche sowie Kantonen, Städten und Gemeinden im Dezember 2018 unterzeichnet hatte.
Seewer rief in Erinnerung, dass der Verkehr zu den grössten Energieverbrauchern zählt, mit 36 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der Schweiz. «Im internationalen Vergleich ist die Schweiz beim CO2-Ausstoss weiss Gott kein Musterknabe», betonte er, weshalb der Bund in diesem Bereich Handlungsbedarf sehe. Seewer führte aus, weshalb die Elektromobilität für den Bund wichtig ist. Einerseits sei sie effizient und erlaube die Nutzung erneuerbarer Energien, andererseits sei die Elektromobilität eine Schlüsseltechnologie zur Erreichung energie- und klimapolitischer Ziele. «Elektromobilität bietet damit die Chance, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilität zu leisten», bemerkte Ulrich Seewer.
15 Prozent Steckerfahrzeuge bis 2022
Die Roadmap enthalte aber auch ehrgeizige Ziele, so strebe man bis 2022 an, dass 15 Prozent der neu zugelassenen Autos Steckerfahrzeuge seien. Heute liege der Anteil erst bei 3,2 Prozent. Dennoch ist Seewer überzeugt, dieses Ziel erreichen zu können, «denn im ersten Halbjahr 2019 ist der Anteil an Elektrofahrzeugen bei Neuzulassungen bereits auf 4,8 Prozent angestiegen.» In der Roadmap sind auch konkrete Handlungsfelder definiert: Erfolgreiche Marktentwicklungen von Fahrzeugen, die Schaffung einer optimalen Ladeinfrastruktur sowie von Anreizen und guten Rahmenbedingungen. Auch soll ein dichtes Netz an Schnellladestationen auf den Nationalstrassen entstehen, ergänzend zu den Raststätten.
Für die Gemeinden bedeute dies, dass nicht jede selber etwas machen solle, vielmehr müsse man das Thema im Rahmen der Agglomerationsprogramme gesamtheitlich angehen.
Walter Wirth, CEO der AEK onyx, stellte den anwesenden Gemeinde- und Firmenvertretern das Angebot «my elmo» vor, das er als «Sorglos-Paket» bezeichnete. Dieses biete eine Rundum-Betreuung von der Planung, Installation bis zum Betrieb einer Ladestation. Individuelle Zugangs- und Abrechnungslösungen, Mobilitätskonzepte für Gemeinden, Ladelösungen für Mehrfamilienhäuser und Einstellhallen sowie Servicemodule für den Betrieb und Unterhalt der Ladeinfrastruktur sind weitere Bestandteile von «my elmo». «Gebäude, Kraftwerk und Tankstelle wachsen in Zukunft zusammen. Das ergibt eine grössere Effizienz und glücklichere Kunden», hielt Wirth abschliessend fest.
Zum Schluss gewährten Andreas Gautschi (Garage Gautschi, Langenthal) und Peter Schmid (Head of Audi e-tron Experience Center AMAG, Zürich) Einblicke in den aktuellen Stand der Elektromobilität bei Audi.
Die beiden betonten, dass die Elektromobilität auch in ihrem Unternehmen einen hohen Stellenwert geniesse, aber Audi zugleich auch vor grosse Herausforderungen stelle. «In unserem Center betreiben wir deshalb intensiv Aufklärungsarbeit zur Elektromobilität», erwähnte Schmid, der dabei die Politik in die Pflicht nahm: «Die Politiker haben noch einige Hausaufgaben zu erledigen, damit wir nach dem Atomausstieg weiterhin genügend Energie zur Verfügung stellen können.» Deshalb ist er auch der Meinung, dass der Benzin-Motor in den nächsten 15 Jahren noch nicht vollständig von den Fahrbahnen verdrängt wird.
Von Walter Ryser