• Ob der SCL-Nachwuchs stärker unterstützt wird, hängt vom Volk ab. · Bild: Leroy Ryser

23.04.2019
Langenthal

Referendum kommt zustande

Eine unabhängige Gruppie- rung hat in Langenthal über 500 Unterschriften gegen den Stadtratsentscheid zu Gunsten des SC Langenthal Nachwuchs gesammelt. Das bedeutet, dass das Geschäft über die Beitrags- erhöhung an die Eismiete vors Volk kommen wird.

Langenthals Stadtschreiber Daniel Steiner hat es gestern gegenüber dem «Unter-Emmentaler» bestätigt: «Wir haben letzte Woche 511 Unterschrif- ten erhalten, nach unserer Prüfung ist klar, dass 503 gültig sind und das Re- ferendum zustande kommen wird.» Die Gegner des Stadtratsentscheides hatten bis gestern Abend Zeit, 400 Un- terschriften zu sammeln und vorzule- gen, was ihnen offensichtlich gelang.

Verdopplung der Unterstützung
Opponiert wird mit diesen Unter- schriften gegen den Entscheid vom 18. März. In der Stadtratssitzung hat das 40-köpfige Gremium nach einer inten- siven Diskussion entschieden, den Unterstützungsbeitrag an die Eismie- ten für den SCL-Nachwuchs von 125 000 Franken auf 250 000 Franken zu verdoppeln. Schon vor der Debatte versuchten einzelne Stadtratsmitglie- der, darunter Daniel Steiner-Brütsch (EVP) und Diego Clavadetscher (FDP), unter anderem das Eintreten der Dis- kussion zu verhindern. Auch in der Folge wurde die Debatte energisch geführt, ehe mit 21 zu 17 Stimmen dem höheren Beitrag für die Eismiete des SCL-Nachwuchs zugestimmt wur- de. Dieser Beschluss unterlag dem fa- kultativen Referendum, welches nun ergriffen wurde.
Beim SC Langenthal dürfte man darü- ber kaum erfreut sein, Gian Kämpf als designierter VR-Präsident der SC Lan- genthal AG wollte dazu gestern aber nur knapp Stellung beziehen. «Wir sind weiterhin erfreut darüber, dass der Gemeinde- und der Stadtrat dieser Unterstützung zugestimmt haben», liess er verlauten. Für ihn habe sich die Situation vorerst nicht geändert, über alles weitere müsse die Politik oder eben nun das Volk entscheiden. Man gehe weiterhin von einem positiven Entscheid aus, Konsequenzen dürften indes ein Nein durchaus haben, diese wollte Kämpf gestern aber nicht kom- mentieren.

FDP-Präsident als Mitinitiant

Ein offizieller Initiant des Referen- dums ist zwar nicht bekannt, stark eingesetzt dafür hat sich vor allem Di- ego Clavadetscher. Er selbst sieht sich zwar nicht als Hauptinitiant, kom- mentierte der FDP-Stadtrat gegenüber dem «UE», er bestätigte aber auch, einer der treibenden Kräfte hinter dem Vorhaben gewesen zu sein. Als Jurist habe er dafür gesorgt, dass die Unter- schriftsbögen korrekt formuliert und dargestellt sind, ausserdem sammelte er selbst in der Marktgasse Unter-

schriften und warf diese letztlich auch bei der Stadt ein. Dies stösst laut Re- cherchen des «Unter-Emmentalers» gerade innerhalb seiner Partei auf Un- verständnis, zumal er als Stadtrat da- mit den Entscheid des Gremiums kip- pen will. Dass sich ein Stadtrat nach einer Niederlage als treibende Kraft für ein Referendum engagiert, ist zwar le- gitim, wird von vielen Ratskollegen aber nicht goutiert.

«Volk will selber entscheiden»
Entscheidend sei aber weniger er ge- wesen, sagte der Jurist im gestrigen Interview, sondern eine Bürgerbewe- gung: «Vielen Bewohnern von Langen- thal ging es hier zu schnell. Der Stadt- rat hat über eine wiederkehrende, belastende Ausgabe abgestimmt, über welche das Volk gerne selbst entschie- den hätte», kommentierte er den Wil- len der Unterschreibenden. Der Präsi- dent der FDP-Langenthal sprach von über 700 Unterschriften, ein Grossteil davon seien nicht von ihm gesammelt worden. Ein solches Referendum sei in der schweizerischen Demokratie in- des besonders auf landesweiter Ebene üblich, nur weil es in Langenthal un- gewöhnlich ist, sei es nicht anzupran- gern. «Das ist ein Instrument, das un- sere direkte Demokratie fördert. Es ist doch schön, wenn die Bürger mitbe- stimmen wollen», fragte Diego Clava- detscher rhetorisch.

Neid-Debatte forciert
Gerüchten zufolge wurden für die Un- terschriftensammlung vor allem auch andere Sportvereine wie der FC Lan- genthal und die LV Langenthal ange- schrieben, um eine Neid-Debatte zu entfachen, welche unter anderem der SC Langenthal gerne verhindert hätte. Dass dieser mit seinem Vorstoss zum Vorreiter für die Gebührenbefreiung aller Langenthaler Sportvereine wer- den könnte, wurde ignoriert. Aktuell sind nach der letzten Stadtratssitzung eine Motion sowie ein Postulat dazu hängig, um die Unterstützung für den Nachwuchssport in der «Sportstadt» Langenthal zu verbessern.
Nach aktuellem Stand wird der Ge- meinderat nächste Woche das Zustan- dekommen offiziell bestätigen. Da- nach wird eine Volksabstimmung vor- bereitet, die spätestens 12 Monate später durchgeführt werden muss.

Von Leroy Ryser