• Die beiden regionalen Elitefahrer Eric Lüthi (SNV Racing Team Langenthal, Nummer 17) und OK-Präsident Andreas Moser (Madiswil, Nummer 20) während der aufgrund des weichen Terrains schwierigen Abfahrt. · Bilder: Marcel Bieri

  • Der nicht am Rennen mitmachende Mit-Namensgeber Mathias Flückiger (rechts) beglückwünscht den Elite-Tagessieger Timon Rüegg aus Oberweningen.

  • Die Verhältnisse in Madiswil waren schwierig, spektakuläre Stürze keine Seltenheit.

  • In den Nachwuchsrennen konnten viele Knaben und Mädchen in Madiswil begrüsst werden. · Bild: zvg

03.12.2019
Sport

Regen, weniger Publikum und neue Sieger

8. Flückiger Cross in Madiswil – Beim achten Flückiger Cross in Madiswil gab es mit Schweizermeister Timon Rüegg aus Oberwenigen ZH und der Tschechischen Meisterin Pavla Havlikova in den beiden Hauptkategorien neue Sieger. Beide setzten sich in spannenden Rennen in der letzten Runde gegen ihre Konkurrenz erfolgreich durch. Nicht am Start waren die beiden Namensgeber der Veranstaltung, Lukas und Mathias Flückiger.

Radsport · Das achte Flückiger Radquer in Madiswil fand in diesem Jahr drei Wochen später als im Vorjahr statt. OK-Präsident Andreas Moser, der das Eliterennen der Männer als 13. der 22 gestarteten Spitzenfahrer beendete, bemerkte in seiner ersten Analyse, dass diesmal weniger Fans die Rennstrecke als auch schon umsäumten. Die Frage stellte sich, ob es am neuen Datum, wo überall am ersten Adventssonntag Weihnachtsveranstaltungen wie der Huttwiler Wiehnachtsmärit die Leute in ihren Bann zogen, oder das schlechte Wetter schuld war?

Kein Namensgeber im Renneinsatz
Nachdem der Mountainbike-Weltklasse-Crack Mathias Flückiger aus Leimiswil wie im Vorjahr auf den Start an seinem eigenen Rennen verzichtete, weil ihm das Datum nicht ins Vorbereitungskonzept für sein grosses Saisonziel, die Olympischen Spiele in Tokio 2020, passte, gab auch sein Bruder Lukas Flückiger aus Wynigen am Sonntagmorgen wegen einer Grippe Forfait. Die beiden Flückiger Brothers, die Namensgeber der Veranstaltung, waren aber am Anlass als Zuschauer und Mitorganisatoren für ihre Fans da.

Entscheidung in der letzten Abfahrt
Das Hauptrennen der Männer über 23 Kilometer oder neun Runden lief in der Oberaargauer Quer-Metropole dramatisch ab. Bereits im zweiten von neun Umgängen gab der Vorjahressieger und dreifache Madiswiler Gewinner und damit Rekordmann des Flückiger Cross, Sascha Weber aus Freiburg im Breisgau, das Rennen auf. So kam es schliesslich zu einem vierfachen Schweizer-Sieg. Schon zu Rennbeginn zeichneten die späteren Ranglistenersten Timon Rüegg (Oberweningen) und Lars Forster (Neuhaus) zusammen mit dem jungen Ex-Junioren Radquer-Europameister Loris Rouiller (Belmont-sur-Lausanne), der im Moment die Spitzensport-RS in Magglingen absolviert, für die Pace des Hauptrennens verantwortlich. Am Schluss kam es dann zum spannenden Zweikampf um den Tagessieg, den zur Freude seines Teamchefs Pirmin Lang (früherer Spitzenfahrer), der erst 23-jährige Timon Rüegg mit 16 Sekunden Vorsprung vor dem Madiswil-Sieger von 2017 und Ex-Radquer Schweizermeister Lars Forster gewann, während Kevin Kuhn, der im Oktober in Bern nach Simon Zahner 2005 in Nomay als zweiter Schweizer ein Radquer-Weltcuprennen in der U23-Kategorie gewann, als Dritter folgte. Was war geschehen? In der letzten Abfahrt
des Tages machte zuerst Timon Rüegg einen Fahrfehler, ehe dann Lars Forster am Ende der Abfahrt stürzte. Für Timon Rüegg war damit der Weg frei zu seinem ersten Internationalen Sieg in einem UCI II-Rennen fast elf Monate nach seinem Triumph an den Nationalen Meisterschaften in Bramois VS vor den Toren der Walliser Kantonshauptstadt Sion. «Das war ein hartes Rennen. Aber eigentlich ist jedes Rennen hart. Trotz dem schlechten Wetter war das Rennen sehr cool auf dieser attraktiven Strecke. Mein Saison-Hauptziel ist die Radquer-Heim-WM Anfangs Februar in Dübendorf», war von Timon Rüegg wenige Minuten nach seinem Coup zu erfahren.

OK-Präsident bester Regionaler
Nach den Absagen der beiden Namensgeber war Andreas Moser aus Madiswil der beste Regionale im Elitefeld. Der OK-Präsident meinte zu seinem 13. Platz: «Auf den ersten drei Runden hatte ich etwas Mühe, aber dann lief es mir immer besser. Am Schluss konnte ich noch zwei Fahrer überholen, aber im Sprint kam dann der Holländer Lars Boven wieder von hinten und schnappte mir den 12. Platz noch um eine halbe Sekunde weg.» Direkt hinter Andreas Moser wurde Eric Lüthi vom SNV Racing Team Langenthal 14. « Das war neben dem 32. Platz am Weltcup in Bern in der U23-Kategorie mein bisher bestes Quer-Resultat. Mir gefiel das Rennen. Ich habe gerne solche Verhältnisse mit Regen», sagte der Mountainbiker Lüthi, der jetzt seinen Fokus wieder auf seine Kerndisziplin Mountainbike lenkt. « Vom 14. bis 24. Dezember fliege ich für ein zehntägiges Trainingslager nach Gand Canaria, und im neuen Jahr plane ich ein zweites Trainingscamp in Südafrika.» Mit dem australischen Strassenmeister Heinrich Haussler vom Bahrain Merida Team, der bis 2010 auch die Deutsche Staatsbürgerschaft besass, testete in Madiswil auch ein bekannter Strassenprofi, der früher vier Jahre Mitglied des inzwischen aufgelösten Schweizer IAAM Teams war, seine Fitness. Das Resultat von Haussler: Platz 17. mit einer Runde Rückstand auf Schweizermeister Timon Rüegg.

Tschechischer Premierensieg
Ebenso spannend wie das Männerrennen verlief auch das Frauen-Eliterennen, bei dem die jungen Schweizerinnen wie Noemi Rüegg (Oberweningen), die jüngere Schwester von Tagessieger Timon Rüegg, Lara Krähenmann (Egg) und Nicole Gödi (Sennwald) wacker mitmischten und für ein attraktives Rennen sorgten. Am Schluss konnte die nur 1,50 m grosse sechsfache Landesmeisterin Pavla Havlikova bei ihrem ersten Start in Madiswil jubeln, nachdem sie im fünften und letzten Umgang die beiden Zürcherinnen Noemi Rüegg und Lara Krähenmann um knapp zehn Sekunden hinter sich lassen konnte. «Ich bin
trotzdem zufrieden, denn der Sieg war nicht weit weg. Im Sprint konnte ich dann wenigstens den Ehrenplatz vor Lara Krähenmann erringen. Es war ein takisches Rennen. Jetzt folgt für mich eine zweiwöchige Rennpause. Die nächsten wichtigen Rennen sind dann die beiden Weltcuprennen in Namur und Zolder in Belgien», meinte die erst 18-jährige Noemi Rüegg, die ab dem neuen Jahr vom Obergerlafinger Akros Thömus Team ins neue Russische Cogeas Mettler Team wechseln wird. Nie in den Kampf um den Sieg konnte die Stadtbernerin Zina Barhoumi eingreifen, die bereits beim Heim-Weltcup beim Berner Weyermannshaus nicht auf Touren gekommen war.

Nils Aebersold auch im Radquer stark
Bei den Junioren gab es mit Marco Brenner einen Deutschen Sieger, der Schweizermeister Lars Sommer (Andwil) mit 27 Sekunden Vorsprung auf den Ehrenplatz verwies. Eine starke Vorstellung bot auch der frühere Skifahrer des SC Ahorn Eriswil, Nils Aebersold, als Siebter und drittbester Schweizer mit 1:55 Minuten Rückstand auf Marco Brenner. «Der Start verlief für mich tip top. Ich bin super in die Pedale gekommen. Vorallem auf den Teerstrassen ist es mir sehr gut gelaufen. Nur auf dem Terrain wurde es dann hart, nachdem es vorher beim Training noch trockenen war. So wurde es halt immer rutschiger und die Linienwahl schwieriger.» Der starke Biker wird weitere Radquer-Rennen bestreiten. «Kurz vor Weihnachten geht es dann mit dem Weltcup in Namur sowie nach den Festtagen mit den Rennen in Pfaffnau und Meilen und der SM in Baden so richtig los. Mein Ziel ist in diesem Winter ist die WM-Teilnahme in Dübendorf», sagte der Sohn des früheren Schweizer Strassenprofis Niki Aebersold, der 1998 in Huttwil auf der Bahnhofstrasse mit dem Tour de Suisse-Etappensieg auch im «Unter-Emmentaler» für Fuore sorgte. In der Kategorie U17 belegte der Langenthaler Micha Plüss den 9. Platz mit 2:32 Minuten Rückstand auf den französischen Sieger Antoine Clef.
Für das regionale Highlight sorgte der Filius von OK-Präsident Andreas Moser. Der 10-jährige Andrin Moser gewann in seiner Alterskategorie das Nachwuchsrennen.
Das Flückiger Cross bot auch in diesem Jahr Radquersport vom Feinsten. Von den Nachwuchskategorien über die Hobbyfahrer bis zu den Profis kamen alle auf ihre Rechnung. 352 Startende über alle Kategorien wurden gezählt. Einziger Wermutstropfen: das im Vergleich zu den Vorjahren etwas weniger zahlreiche Publikum.

Auszug aus der Rangliste: Männer Elite, 22,950 km (21 Klassierte): 1. Timon Rüegg, Oberwenigen ZH, 59:26; 2. Lars Forster, Neuhaus SG, 0:16 zurück; 3. Kevin Kuhn, Gibswil ZH, 1:27; 4. Simon Zahner, Dürnten ZH 1:42; 5. Alois Falenta, Frankreich, 2:16; 13. Andreas Moser, Madiswil, 4:53; 14. Eric Lüthi, SNV Racing Team Langenthal, 6:18. – Frauen Elite, 12,550 km (24): 1. Pavla Havlikova, Tschechien, 40:46; 2. Noemi Rüegg, Oberwenigen ZH, 0:09; 3. Lara Krähenmann, Egg, 0:10. – Amateure/Masters, 15,260 km (29): 1. Sven Olivetti, Würenlos AG 41:57. – Junioren U19, 15,260 km (21): 1. Marco Brenner, Deutschland, 40:33; 2. Lars Sommer, Andwil, 0:27; 3. Romain Grégoire, Frankreich, 0:55; 7. Nils Aebersold, Steffisburg/Skiclub Ahorn-Eriswil, 1:55. – U17 männlich (16): 1. Antoine Clef, Frankreich, 27:20; 9. Micha Plüss, Langenthal, 2:32; 16. Rafael Tanase, Madiswil, 1 Runde zurück. – U15/U13 männlich und weiblich (25): 1. Bapiste Gregoire, Frankreich, 19:34; 7. Sereina Hosner, Lotzwil, 0:33. – Cross für alle, Männer (24): 1. Adrian Berger, Zielebach/Lotzwil, 28:21; 2. Damiano Barloggio, Cugnasco, 0:15. – Kids Jg. 2014 bis 2017 (38): 1. Livio Frey, Bützberg, 2:11; 4. Larina Hosner, Lotzwil, 1:01; 5. Yannik Noé Sigrist, Madiswil, 1:11; 6. Nico Esztergalyos, Kleindietwil, 1:11; 7. Sara Reinhard, Madiswil, 1:18; 8. Serina Bärtschi, Leimiswil, 1:30. – Kids Jg. 2012/13 (30): 1. Fynn Stebler, Uster, 3:11; 2. Laurin Hosner, Lotzwil, 0:19; 5. Janik Hunziker, Madiswil, 0:35; 6. Nina Flükiger, Rohrbachgraben, 0:36; 8. Leonardo Leuenberger, Madiswil, 0:50. – Kids jg. 2009 bis 2011 (31): 1. Andrin Moser, Madiswil, 4:28; 2. Saybien Zumsteg, Wiil, 0:10; 3. Cedric Schlüssel, Brunnen, 0:15; 4. Tim Leuenberger, Ursenbach, 0:17; 8. Mirco Moser, Madiswil, 0:31; 9. Leon Grütter, Madiswil, 0:32. – Kids Jg. 2005 bis 2008 (10): 1. Filippo Grande, Münchenbuchsee, 4:18; 2. Fabio Maurer, Burgdorf, 0:02; 3. Noah Marti, Langenthal, 0:11; 4. Deacon Bock, Madiswil, 0:21; 5. Yanis Jäggi, Thörigen, 0:26.

Von Manfred Dysli