Regierungsrat Christoph Ammann: «… lieber spreche ich von ländlichen Gebieten»
Der Verein «Hoppla SumisWase», unter der Leitung von Andreas Schneiter, verfolgt das Ziel, die Wirtschaft im Raum Sumiswald/Wasen zu fördern. Am Montagabend folgten im Gasthof «zum Kreuz» in Sumiswald rund 50 Leute einem Referat von Christoph Ammann, Volkswirtschaftsdirektor Kanton Bern.
Von Remo Reist · Einleitend zum Referat sprach Fritz Rüfenacht, Präsident Volkswirtschaftskommission der Regionalkonferenz Emmental, über den Bereich Siedlung und Verkehr des Kantonalen Richtplans 2030: «Mit den regionalen Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzepten (RGSK) sollen die Gesamtverkehrs- und Siedlungsentwicklung auf Stufe Region mittel- bis langfristig abgestimmt und in Einklang gebracht werden. Neben Raumreserven in den regionalen Zentren sind Entwicklungsgebiete definiert, wo sich attraktiver Wohnraum nahe an den Arbeitsplätzen schaffen lässt. Weiter umfasst das Konzept Massnahmen für ein leistungsfähiges Verkehrsnetz und es schafft Grundlagen für kommunale Ortsplanungen. Rüfenacht erwähnte das konsequente Bestreben, die Siedlungsentwicklung nach innen zu fördern und nach aussen zu beschränken. Auch Landschaftsmassnahmen gehören zum RGSK.
Regionale Verkehrsprojekte bis 2022
Die Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) plant im Bereich Verkehr mehrere Massnahmen. Beim motorisierten Individualverkehr (MIV) liegt der Fokus darauf, den Verkehr verträglich zu gestalten.
Im Emmental sind drei Teilprojekte zur Umsetzung eingeplant: die Umfahrung auf dem Abschnitt Oberburg mit Investitionskosten von 244 Millionen Franken (2019 bis 2022), die Sanierung auf dem Abschnitt Burgdorf (57 Millionen, 2019 bis 2022) und die Umfahrung auf dem Abschnitt Hasle b. Burgdorf (120 Millionen, 2023 bis 2026). Im öffentlichen Verkehr strebt die RKBM Verbesserungen bei den Knotenpunkten und der kombinierten Mobilität an.
Im Zeichen der Emmentaler Zukunft
Anschliessend sprach Christoph Ammann zum Publikum: «Ich reagiere allergisch, wenn von Randregionen gesprochen wird. Lieber spreche ich von ländlichen Gebieten.»
Der Meiringer erzählte, was ihm bei der Anreise nach Sumiswald bekannt vorgekommen sei. Die Firma Nestle in Konolfingen gehöre dazu: «Dort gehe ich regelmässig mit Gästen hin. Ich will ihnen zeigen, dass wir Unternehmen mit internationaler Ausstrahlung haben. Die Ausbildung für die weltweite wirtschaftliche Entwicklung geschieht nämlich im Emmental.»
Im gleichen Atemzug erwähnte Ammann, wie bedeutend all die innovativen KMUs seien: «Von denen gibt es im Emmental viele – und auch tradi-tionelle Firmen haben Wachstumspotenzial.» Auch die Landwirtschaft im grössten Agrarkanton der Schweiz habe Zukunft. Sowieso seien nicht nur die städtischen Zentren wichtig, und er setze sich für das Emmental ein.
Offen gegenüber Veränderungen
Gewisse Veränderungen könne man nicht vermeiden und einige seien im Endeffekt nicht schlimm – wie beim Meiringer Spital: «Der Kanton war gezwungen, zu handeln. Der Aufschrei war gross, aber passiert ist nichts.» Der Kanton müsse halt mit dem zur Verfügung stehenden Geld auskommen, und die Bedürfnisse seien vielfältig. «Hat man die Alternativen abgeklärt, dann ist es manchmal besser, den Spatz als die Taube in der Hand zu halten.» Ammann ergänzte an dieser Stelle, wie positiv gewisse Zentrallösungen seien und nannte Ärztezentren als Beispiel: «Ein Hausarzt will heute nicht mehr sieben Tage pro Woche erreichbar sein.»
Der Kanton unternimmt viel
Ammann betonte, dass der Kanton viel für unsere Region tue: «Die BECO-Zahlen belegen, dass letztes Jahr für 13 Millionen Franken zinslose Darlehen eingesetzt worden sind – zum Beispiel im Bereich Bildung, Sport oder Kultur, aber auch für KMUs, die beschränkte Möglichkeiten für Innovationen haben.» Er empfiehlt einen Besuch im Innovationspark in Biel, der auch für Emmentaler Firmen interessant sein könnte. Dort werde gezeigt, was heute technisch möglich sei: Die Schädlingsbekämpfung mit einem Roboter, die Software der Zukunft für die Milchtierhaltung oder die gigantische Entwicklung von 3-D-Druckern.
Volkswirtschaftsdirektor und Regierungsrat Ammann erwähnte ab-schliessend, die Arbeitslosigkeit liege im Emmental bei unterdurchschnittlichen 2,3 Prozent. Man agiere mit Weitblick, und die soziale Verantwortung werde oftmals höher gewichtet als eine möglichst hohe Rendite. «Wir unterstützen derzeit im Emmental 48 Projekte – dank Leuten, die Eigeninitiative zeigen.» Dafür danke er allen, die ihren Beitrag leisteten.
Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen
An der abschliessenden Podiumsdiskussion, die Reto Wiedmer moderierte, beteiligten sich nebst Fritz Rüfenacht und Christoph Ammann Fritz Kohler, Sumiswaldner Gemeindepräsident, Reto Reist, CEO der Moser-Baer AG, und Ernst Tanner, EDU-Grossrat.
Der Verkehr war auch in dieser Runde ein Thema. Fritz Rüfenacht betonte: «Wir wachsen und investieren, das Verkehrsproblem ist aber nicht gelöst.» Um das Emmental weiterentwickeln zu können, sei die Erschliessung sehr wichtig. Er forderte alle auf, sich dafür einzusetzen, denn der Kampf sei noch nicht gewonnen. Gegenstimmen gab es keine und Reto Reist bestätigte, wegen der toten Zeit, die im Strassenverkehr entstehe, sei die Verkehrsproblematik für ihn auch ein Thema. Gleichzeitig erwähnte er, dass die Firma Moser Baer eine 15-köpfige Entwicklungsabteilung habe, die aus Sumiswald abwandern werde. Manchmal müsse man schlichtweg die Vor- und Nachteile abwägen.
Christoph Ammann nannte eines der Probleme, das aus seiner Sicht gelöst werden sollte: Die Wirtschaft werde am stärksten durch Einzeleinsprachen behindert. Ein 400-Millionen-Projekt in Grindelwald, das 600 neue Stellen mit sich bringen würde, sei zum Beispiel blockiert. Ernst Tanner wiederum war es wichtig, bei dieser Gelegenheit zu erwähnen, dass Schulschlies-sungen für ihn ein Problem seien, jedenfalls wenn im Gegenzug die Schülertransporte den Gemeinden zur Last fallen würden.
Von Remo Reist