• Alter und neuer Oberaargauer Regierungsstatthalter? Marc Häusler (rechts, amtierender Regierungsstatthalter) und Stefan Costa hatten am Rande der DV der Region Oberaargau Gelegenheit, sich über einen Termin für die Amtsübergabe zu unterhalten. · Bild: Walter Ryser

25.11.2021
Oberaargau

Region Oberaargau will Geld loswerden

Die Region Oberaargau hat zu viel Geld. An der Delegiertenversammlung wurden die Gemeindepräsidenten darüber informiert, dass man sich Gedanken darüber mache, wie man die Überschüsse in den einzelnen Spezialfinanzierungen abbauen wolle.

Oberaargau · Während sich viele Gemeinden im Oberaargau über steigende Ausgaben und angespannte finanzielle Verhältnisse beklagen, hatte Walter Rohrbach an der Delegiertenversammlung der Region Oberaargau eine ganz andere Botschaft zu verkünden. Der Gemeindepräsident von Huttwil und Ressort-Vorsteher Finanzen im Vorstand der Region Oberaargau sprach vor den versammelten Gemeindepräsidenten von einer speziellen Situation, als er bekanntgab, dass die neun verschiedenen Spezialfinanzierungen der Region Oberaargau zum Teil beträchtliche Überschüsse angehäuft hätten. «Diese Tatsache steht im krassen Gegensatz zu den Zahlen in vielen Gemeinden», betonte er. Vor allem bei den Spezialfinanzierungen PR/Öffentlichkeit, Tourismus und Neue Regionalpolitik bestehe mittlerweile dringender Handlungsbedarf.

Region beteiligt sich an Ausfinanzierung
Die Gründe für die Überschüsse liegen laut Rohrbach darin, dass in all den Jahren in den einzelnen Ressorts gut und nachhaltig gearbeitet worden sei. Durch jährliche Überschüsse habe hier eine kontinuierliche Äufnung von Kapital stattgefunden. «Insbesondere das Covid-Jahr 2020 hat aufgrund diverser Ausfälle von Anlässen deutlich weniger Ausgaben verursacht, womit das Eigenkapital weiter angewachsen ist», erläuterte Walter Rohrbach.
Der Vorstand beobachte die finanzielle Lage genau und versuche entsprechende Massnahmen einzuleiten, damit das Vermögen nicht weiter anwachse. Im Bereich PR/Öffentlichkeit habe die Kommission Regionalentwicklung eine Auslegeordnung vorgenommen. «Ziel ist es hier, die PS auf den Boden zu bringen, allenfalls unter Beizug externer Unterstützung», bemerkte Rohrbach. Bei der Neuen Regionalpolitik hat der Vorstand die Geschäftsleitung beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, wie die vorhandenen Gelder besser eingesetzt werden können. Es würden verschiedene Varianten geprüft, wie Projekte besser unterstützt werden können. Im Bereich Freizeit/Tourismus sei die weitere Entwicklung von der Zukunft des Mandats mit der Erlebnismacher AG abhängig, die für die Destinationsentwicklung zuständig ist. Weil die Mitarbeitenden auf der Geschäftsstelle der Region Oberaargau bei der Pensionskasse der Stadt Langenthal angeschlossen sind, beteiligt sich die Region mit einem einmaligen Betrag von 73 000 Franken am Ausfinanzierungskollektiv, das aufgrund der Anpassung des Umwandlungssatzes  zum Tragen kommt.
Ein Antrag von Ulrich Jäggi (Gemeindepräsident Melchnau), keinen Beitrag zu leisten, weil viele Privatpersonen vor dem gleichen Problem stünden und für die entstandene Deckungslücke selber aufkommen müssten, scheiterte aber klar mit bloss 12 Delegiertenstimmen für Jäggis Antrag gegen 140, die den Vorschlag des Vorstandes der Region Oberaargau unterstützten. Angepasst wurde auch das Reglement über die Entschädigung und die Sitzungsgelder. So werden die Sitzungen in den Regionsorganen künftig mit 80 Franken (bisher 60 Franken) entschädigt und erhält der oder die Präsidentin der Region Oberaargau neu eine Jahresentschädigung von 3000 Franken (bisher 1500 Franken). Denise Krieg, Leiterin Freizeit/Tourismus Oberaargau, orientierte kurz über die bisherigen Tätigkeiten in ihrem Ressort seit der Lancierung dieses Themenbereichs im Jahr 2019 (der «Unter-Emmentaler» berichtete bereits).

Personelle Wechsel stehen bevor
Bei der Region Oberaargau kommt es in den nächsten Monaten zu verschiedenen personellen Veränderungen. So soll eine Teilzeitstelle «Planung» geschaffen werden, wie Geschäftsführer Stefan Costa erläuterte. Der Grund dafür sei, dass die planerische Komplexität weiter zunehme. «Dieses Know-how fehlt uns auf der Geschäftsstelle, weshalb wir diesem Manko mit einer 50-Prozent-Stelle im Bereich Planung entgegenwirken wollen», begründete Costa, der die ganze Versammlung in Abwesenheit der krankheitshalber fehlenden Präsidentin Charlotte Ruf sowie Vizepräsidentin Käthi Wälchli im Alleingang leitete.
Weiter wird im nächsten Frühjahr Präsidentin Charlotte Ruf ihr Amt abgeben. Die Gemeinden sind aufgefordert worden, entsprechende Kandidaten für das Amt zu melden. Stefan Costa informierte, dass eine Kandidatur von Sibylle Schönmann (Gemeindepräsidentin Niederbipp) eingegangen sei. Und dann wäre allenfalls noch die Stelle des Geschäftsführers neu zu besetzen, bewirbt sich doch Stefan Costa als Nachfolger von Regierungsstatthalter Marc Häusler, der Anfang Jahr 2022 zum bernischen Verwaltungsgericht wechselt. Da Costa bei allen Oberaargauer Parteien als unbestrittener Kandidat gilt, sind seine Wahlchancen sehr hoch und ein Abgang als Geschäftsführer der Region Oberaargau im Frühjahr 2022 wahrscheinlich.

Von Walter Ryser