• Tausende rannten am Grand-Prix bei Traumwetter durch Berns Gassen.

19.05.2017
Sport

Regionale Spitzenleistungen bei Traumwetter

36. Grand-Prix von Bern – Die Rekordbeteiligung von 29 773 Klassierten verzeichnete der Grand-Prix von Bern. Schlagzeilen wurden viele geschrieben. Eine schaffte der 17-jährige Flüchtling Jamal Nazari. Der Fussballer vom SC Wyssachen lief den GP in 58:33 Minuten und schaffte den Juniorensieg. Eine andere gelang dem Huttwiler Yves Cornillie. Der 18-Jährige wurde von 4031 Altstadt-GP-Finishern glänzender Sechster.

Laufsport · Der 36. Grand-Prix von Bern hat eine neue Bestmarke gesetzt: Mit 29 773 klassierten Läuferinnen und Läufern wurde der Rekord aus dem Vorjahr
(28 920) deutlich übertroffen. Bei sonnigem Laufwetter ohne die drohende Gewitterentladung waren Teilnehmer aus 104 Nationen am Start. 92 Prozent stammten aus der Schweiz. Dahinter folgten Deutschland (875 Mitmachende), Italien (240), Frankreich (217) und Spanien (113). Sogar aus Ländern wie Kap Verde, Fidschi, Jemen oder den Britischen Jungferninseln waren beim Schweizer Laufspektakel je ein Läufer mit dabei. 64 Läufer gehören zum elitären «Golden-Runners-Club». Sie haben an allen bisher 36 Austragungen des Grand-Prixs von Bern teilgenommen.  Dazu gehören Peter Jörg aus Affoltern (Originalstrecke) und Markus Widmer aus Lützelflüh (Altstadt-GP).
 
Zwei Langenthaler in den Top-Ten
9951 Läufer und 4598 Läuferinnen legten die Hauptdistanz über «die zehn schönsten Meilen der Welt» – so der Werbeslogan der GP-Organisation – zurück. Der schnellste aller 14 549 Finisher (2016: 14 175 / 2015: 14 418 / 2014: 15 326 / 2013: 14 192  / 2012: 13 707 / 2011: 13 863 / 2010: 13 241/ 2009: 11 946 / 2008: 12 456 / 2007: 13 595 / 2006: 14 238 / 2005: 13 195) war wie beim Vorjahressieg eine Klasse für sich. Der Eritrer Ghirmay Ghebreslassie liess in der Endphase des berüchtigten Aargauerstaldens den Kenianer Sylvester Kipchirchir stehen und siegte in 49:25 Minuten. Spitzenläufer Adrian Lehmann von der LV Langenthal überzeugte bei seinem Comeback nach längerer Verletzungspause. Der 28-jährige Team-Marathon-Europameister wurde als Vierter bester Schweizer. Auch der zweitschnellste Schweizer startet für die LV Langenthal. Fabian Kuert belegte den 10. Rang.  
 
Wyssacher Fussballer holt Gold
Mit dem Heimiswiler Christoph Friedli und Martin Zürcher aus Weier gingen zwei der schnellsten Regionalen am GP 2016 dieses Jahr nicht an den Start.  Gleichwohl schaffte es ein weiteres regionales Quartett, die Originalstrecke unter der Stunden-Schallmauer – was insgesamt 96 Läufern gelang – zu absolvieren. Die beeindruckendste Leistung schaffte dabei der 17-jährige Afghane Jamal Nazari. Via Ankunftszentrum im Huttwiler Campus Perspektiven ist Nazari heute im Betreuungszentrum für unbegleitete minderjährige Asylsuchende in Bärau daheim. Halt findet der Flüchtling aber vor allem beim SC Wyssachen, bei dem er mit viel Hingabe und unglaublichem Laufvermögen in der 5. Liga den Fussball ausübt. Mit Trainer Erwin Aeschlimann hat Nazari dort einen Mentor gefunden, der ihm über den Fussball hinaus hilft. Nazari lief in grandiosen 58:33 Minuten ins Ziel (59. Rang), womit er die U20-Alterskategorie mit über vier Minuten Vorsprung auf den zweitschnellsten Junioren für sich entschied. Christian Ackeret (LV Langenthal) lief in 59:09 Minuten auf den 71. Rang. Bloss sechs Sekunden dahinter überzeugte der 40-jährige Huttwiler Patrick Lanz (73. Rang). Der Cross-Triathlon-Spezialist lief in 59:15 Minuten auf den starken 5. Rang seiner Alterskategorie. Sogar Vierter in der Altersklasse wurde der 1971 geborene Armin Leibundgut vom TV Melchnau (80.  Rang in 59:32 Minuten). Nur zehn Sekunden fehlten «Minu» zu Bronze in der M45-Altersklasse. Neben Nazari schafften es zwei weitere «UE»-Läufer auf das Kategorienpodest. Hochverdient und mit grossem Vorsprung lief der 61-jährige Wyniger Peter Augsburger in 1:03 Stunden zum Sieg in der M60-Klasse (60 bis 64 Jahre). In den letzten vier Jahren hatte der topfite Senior am GP jeweils Kategorien-Silber geholt. Zu überzeugen wusste auch der 2001 geborene Dominik Schär aus Rüegsbach, der in 1:08 Stunden Fünfter der U18-Kategorie wurde. 

Martina Strähl und Nicole Egger
In Abwesenheit der Vorjahressiegerin Charity Kiprop aus Kenia holte sich die 27-jährige Ukrainerin Viktoriia Pogorielska in 56:38 Minuten wie 2015 den GP-Sieg. Und beinahe hätte Pogorielska das Kunststück geschafft, vor dem sechseinhalb Minuten später gestarteten Ghebreslassie das Ziel zu erreichen. Bloss 43 Sekunden fehlten. Berg-lauf-Spezialistin Martina Strähl von der LV Langenthal wiederholte den 2. Rang vom Vorjahr. In 57:08 Minuten war sie bloss fünf Sekunden langsamer als 2016. Nur gerade 36 Männer waren schneller als Strähl. Eine grandiose Leistung zeigte auch die Laufsport-Späteinsteigerin Nicole Egger. Die 1985 geborene LV Langenthal-Runnerin verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um mehr als eine Minute und lief im Ziel als Gesamtneunte ein. Andrea Rudin aus Hasle-Rüegsau (33. Rang) und Beatrice Fankhauser von der LV Langenthal (49. Rang, Siegerin W55) gehörten ebenso zur Crème de la Crème der 4598 Läuferinnen.
 
Exploit des Huttwilers Yves Cornillie
Beim Altstadt-GP fehlten die regionalen Triathlon-Brüder Andrea und Florin Salvisberg. Auch Vorjahressieger Sven Riederer (13:58 Minuten) fehlte auf der Startlinie.  Es reüssierte der 29-jährige Andreas Kempf vom TSV Düdingen in 14:22 Minuten. Für ein absolutes Highlight sorgte der 18-jährige Huttwiler Yves Cornillie. Er steigerte sich gegenüber dem Vorjahr um fast eine Minute und lief in 15:23 Minuten als Gesamtsechster zur Bronzemedaille bei den Junioren (Details siehe Interview). Cornillie liess beispielsweise Kidane Tewelde von der LV Langenthal (10. Rang in 15:39 Minuten) hinter sich. Für Aufsehen sorgte 2-m-Hochspringer und Mittelalter-Fan Nicola Lüdi von der LG Rüegsauschachen-Lützelflüh. Bemalt und nur im Schottenrock  lief Lüdi als «Mclöu» in starken 17:28 Minuten auf den 47. Rang. Erwähnenswert ist die Leistung des erst 12-jährigen Nico Neuenschwander. In 19:05 Minuten wurde der Ranflüher Achter der U14-Kategorie. Etliche Erfolge feiern durfte die 40-köpfige Truppe des Turnvereins Huttwil. Darunter sogar den Sieg in der Teamchallenge des Altstadt-GP’s, in welcher die vier in die Wertung kommenden Huttwiler das beste Laufzeittotal vor dem TV Trubschachen und der LG Bern erliefen.

Annelies Jost feiert Kategoriensieg
Bei den 4673 Altstadt-Läuferinnen wiederholte die 16-jährige Ausnahmeathletin Delia Sclabas in 16:20 Minuten ihren Vorjahressieg. Die Kirchbergerin ist sowohl im Laufen wie auch im Triathlon auf dem Weg zur Weltklasseathletin. Starke Gesamtzehnte in 18:05 Minuten wurde die 21-jährige Wynigerin Céline Aebi, die in der «Sie+Er»-Kategorie Silber holte. Die 18-jährige Lena Haas (LV Langenthal) lief in 18:57 Minuten zu Silber in der U20-Kategorie. Sogar Kategorien-Gold durfte sich die Eriswilerin Annelies Jost umhängen lassen. In 22:45 Minuten war das Mitglied der Läuferriege Gettnau sogar 13 Sekunden schneller als im Vorjahr und gewann überlegen die Kategorie der Läuferinnen ab 60 Jahre.

Auch ohne Skier schnell
Viele Kinder und Jugendliche aus der Region waren mit ihren Schulen am GP dabei, andere reisten mit der Familie an. Die meisten massen sich auf den 1,6 Kilometern des Bären Grand-Prixs. Schnellster Regionaler aller 2129 startenden Knaben war analog 2016 der 2003 geborene Wyssacher Florian Iseli. In 6:06 Minuten erreichte er den 28. Gesamtrang (11. Rang bei den «Grizzlies»). Die beste Kategorienklassierung schaffte Orlando Minder aus Wyss-achen als Zehnter bei den «Pandas».  Im Feld der 2405 Mädchen glänzte die  2003 geborene Reisiswilerin Alicia Schär in 6:12 Minuten auf dem 11. Gesamtrang. Gleich zwei regionale Läuferinnen schafften es auf das Kategorienpodest. Das Ausnahmetalent im Skifahren, die Walterswilerin Shaienne Zehnder, zeigte, dass sie auch schnell Laufen kann. In 6:38 Minuten gewann sie als Gesamt-36. die Bronzemedaille im Jahrgang 2006. Ebenfalls Bronze durfte Michelle Adam aus Lützelflüh im Jahrgang 2008 in Empfang nehmen (6:47 Minuten).   

Rangliste: www.gpbern.ch

Von Stefan Leuenberger