Rettungsboot für das «lecke» Forum
An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung wurde ausgiebig über die Zukunft des Forums Sumiswald diskutiert. Während die einen an seine Wiederbelebung glauben, äussern sich andere kritisch zur Krediterteilung. Das Ja für ein zinsloses Darlehen von 850 000 Franken für zehn Jahre lässt aber Hoffnung aufkommen, dass es das Forum doch noch über die Runden schafft.
Sumiswald · Eine randgefüllte Halle im Forum Sumiswald deutete auf das grosse Interesse der Sumiswalder Bevölkerung und aus der Umgebung an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung hin. Eine mit nur 12 000 Franken fast leere Kasse verdeutlicht das Problem in Zahlen. Das Forum braucht Geld von der Gemeinde, und zwar viel Geld. Mit einem zinsfreien Darlehen von 850 000 Franken soll Sumiswald dem Forum finanziell unter die Arme greifen, damit es nicht Konkurs anmelden muss. Dank dem Darlehen der Gemeinde sind die Chancen grösser, dass der Forum Betrieb wieder besser läuft, denn der Schuldenberg in der Höhe von rund 1,8 Millionen Franken hindern ein wirtschaftliches Arbeiten. Der Gemeinderat ist zum Entschluss gekommen: «Wenn wir nicht helfen können, geht das Forum Konkurs. Arbeitsplätze gehen verloren, die Gemeinde würde ihr Aushängeschild verlieren und Vereine ihren Trainingsort.» Damit bestehe ein Bauruinen-Risiko.
Die Zustimmung zum Darlehen war mit 232 Ja gegen 21 Nein ebenso eindeutig wie zum Antrag, den Verwaltungsrat zum frühestmöglichen Zeitpunkt auszuwechseln. 205 stimmten dafür, lediglich 18 dagegen.
Doch diskussionslos blieb der Abend nicht. Nicht weniger als fünf Abänderungsanträge gingen ein, aber alle wurden abgelehnt. So auch der von Walter Hänni, der zwar für Applaus sorgte: Statt 850 000 Franken sollten nur 600 000 Franken als Darlehen gewährt und dafür 250 000 Franken zusätzliches Aktienkapital eingeschossen werden. Damit hätte die Gemeinde die Aktienmehrheit (56 %) und das Forum hätte mehr Bestimmungsfreiheit. Der Antrag von Kurt Aeschlimann, das Darlehen sogar um 100 000 Franken zu erhöhen, fand zwar viel Zuspruch, wurde aber mit 138 Nein- gegen 83 Ja-Stimmen ebenso abgewiesen wie die Forderung von Martin Reist nach einer Urnenabstimmung.
Weg frei für neuen Verwaltungsrat
Ein weiterer Antrag von Bernhard Stucki, vorerst nur 250 000 Franken auszuzahlen und den Grossteil des Darlehens erst dann, wenn der Verwaltungsrat (VR) ausgewechselt worden sei, scheiterte ebenfalls am Volk. Dazu Peter Gygax (SVP): «Wir stehen zum Forum, aber wir haben als Bürger bemerkt, dass der Verwaltungsrat zu weit weg von der Gemeinde ist. Jetzt haben wir einen neuen Geschäftsführer, der mit Herzblut dabei ist, und ihm sollte man den Weg für einen Neuanfang frei machen.» Darum knüpfe die SVP die Kreditvergabe an die Bedingung, dass der Verwaltungsrat zurücktritt und baldmöglichst ausgetauscht wird und die strategische Leitung durch Einheimische ersetzt wird.
Gemeindepräsident Fritz Kohler (EDU) wies darauf hin, dass dafür bereits Ueli Kühni (Sumiswald) für die Sparte Bau und Clemens Bracher (Wasen), der sich bestens in der Sportwelt und mit der Wasseraufbereitung sowie Haustechnik auskennt, angefragt worden seien. Ihre Wahl abzuwarten, liege aber nicht drin: «Das Forum braucht bis im Dezember dringend 550 000 Franken, um die kurzfristigen Kredite abzuzahlen, ansonsten ist Sense», lässt der Geschäftsführer und Gastgeber Walter Freund deutlich werden. Das Darlehen solle helfen, den gegenwärtigen Fehlbetrag in der Höhe von 550 000 zu begleichen und dem Betrieb einen Überbrückungskredit zu gewähren, damit der neue Geschäftsführer das Kultur- und Sportzentrum vorwärts bringen kann. Als kleine Geste hat der Verwaltungsrat beschlossen, seinen Lohn von November bis Dezember auszusetzen, um Liquidität zu erlangen.
Viel Vertrauen in den Neuen
Der in Bühler (AR) aufgewachsene Walter Freund wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Wasen. Seit anfangs Oktober hat er sich mit viel Herzblut der Aufgabe angenommen, das Forum zu «retten». Sein Ziel: Er will Altes bereinigen und die Abläufe verbessern. «Wenig ist mehr als nichts», so Freund, der erklärte, so Schritt für Schritt die nächsten Etappenziele zu erreichen. So hat Walter Freund nicht nur vor, Altlasten zu beseitigen, sondern nimmt sich auch den Aufgaben wie der Wiedereröffnung des Fitnesszentrums (TiF) oder der Umgestaltung der Webseite an.
Ein weiteres Ziel sei, dass das Forum auch anderes genutzt werden soll und so beispielsweise der Gastrobereich für mehr Tages- und Abendgäste sorgt und zu einem geselligeren Ort wird. «Es gibt Luft nach oben.» Walter Freund sieht es als sein Ziel an, wieder dorthin zu kommen, wo das Forum einmal war. Das Forum hat seit einer Woche wieder offen und macht das, was zurzeit möglich ist. «Ich bin überzeugt, dass vieles möglich ist, wenn die Schuhe richtig gebunden sind.»
Knackpunkt Schwimmbad
Ein Hallenbad könne in den wenigsten Fällen kostendeckend betrieben werden, da die Anforderungen stetig zunehmen. «Mein Motto bis Ende Jahr: Dringendes vor Wichtigem», so Walter Freund. Deshalb sollen zuerst die hohen Schulden bezahlt werden, bevor die geplante Hallenbadsanierung 2023 an der Reihe sei. Und wer wird zur Kasse gebeten für die Sanierung? Einerseits mit dem jährlichen Betriebsbeitrag der Gemeinde in der Höhe von 150 000 Franken.
Weitere Unterstützung erhofft sich das Forum durch ein neues Sportförderungsgesetz, das dem Kanton erlaubt, den Betreibern finanziell unter die Arme zu greifen. Was die Sanierung kosten wird, sei noch unklar. Bereits jetzt sei aber klar, dass es nicht 6 bis 8 Millionen Franken sein werden. Eher geht man von einem Kostenrahmen von unter einer Million Franken aus wie etwa bei der Hallenbad-Sanierung in Grosshöchstetten. Etliche andere Gemeinden nutzen das Hallenbad in Sumiswald zum Schulschwimmen. Doch zahlen sie keinen Beitrag wie die Standortgemeinde. «Sumiswald kann nicht alleine für die Wasserkosten aufkommen», denn es sei ein regionales Hallenbad und kein «Sumiswaldhallenbad», erklärte Freund. Das heisst konkret, dass künftig auch andere Gemeinden in die Pflicht genommen werden sollen.
Sicher ist: Das Hallenbad ist und bleibt ein Knackpunkt für das Forum mit seiner ganz eigenen Geschichte.
Von Chantal Bigler