• Ein verwaister Fussballrasen: So wie auf dem Huttwiler Dornacker herrscht wegen der Coronavirus-Krise auf allen regionalen Fussballplätzen während den nächsten Wochen gähnende Leere. · Bild: Thomas Peter

  • Der FC Langenthal kann derzeit auf der Rankmatte keine Trainings und Meisterschaftsspiele austragen. · Bild: Leroy Ryser

19.03.2020
Sport

Ruhe auf dem Grün – noch mehr als im Winter

Die Fussballclubs der Region haben allesamt per dieser Woche den Betrieb komplett eingestellt. Bereits länger finden keine Freundschaftsspiele mehr statt, die Meisterschaft wurde sowieso ausgesetzt und nun wird auch komplett auf Trainings verzichtet. Eine spezielle Situation erfuhr derweil die erste Mannschaft des SC Huttwil am vergangenen Wochenende im Trainingslager in Spanien.

Fussball · Egal ob beim SC Huttwil, beim SV Sumiswald (beide 3. Liga) oder auch beim FC Langenthal (1. Liga) – die Rasenplätze werden derzeit nicht benutzt. Seit dem Entscheid des Bundesrats, sportliche Team-Aktivitäten auszusetzen und der Aufforderung des Schweizerischen Fussballverbandes, auf Trainings zu verzichten, wird nirgends mehr gekickt. «Wir folgen der Empfehlung gänzlich. Alles andere würde keinen Sinn machen», sagt Alain Geerig, Präsident des SV Sumiswald. Entschieden wurde dies bereits am vergangenen Freitagabend für den kompletten Verein. «Die Spieler der Aktivmannschaften sind angehalten, sich fit zu halten. Hier haben wir an die Eigenverantwortung appelliert, Weisungen haben wir keine herausgegeben.» Letztlich sei es auch fraglich, so Geering, ob in diesem Frühling überhaupt noch einmal Fussball gespielt werde. Der SVS versuche hierbei seine Mitglieder ständig auf dem Laufenden zu halten.
Getroffen hat das Coronavirus den SV Sumiswald derweil schon am vorletzten Wochenende, als der Verein sein Kinderfussball-Hallenturnier im Forum absagen musste. «Statt einen kleinen Gewinn an diesem Turnier zu erwirtschaften, haben wir ein paar Auslagen beispielsweise für die Hallenmiete und für die Preise, die wir jetzt nicht decken können», sagt Geerig. Gravierend seien diese Verluste aber nicht. Fraglich sei hingegen die Sponsorensituation, weil diese nun für die Präsenz während Spielen bezahlen, die gar nicht stattfinden. «Wir hoffen aber, dass uns unsere Sponsoren aus Goodwill unterstützen und deshalb darauf verzichten, Geld zurückzufordern.» Man werde nun laufend schauen, wie sich die Situation entwickelt und reagieren. Flexibilität ist gefragt.

FCL rechnet mit Saisonabbruch
Ähnlich klingt es auch beim FC Langenthal. Erstliga-Trainer Willy Neuenschwander ist aber nicht wirklich zuversichtlich, dass der Ball diesen Frühling noch einmal rollen wird. «Wenn man die Saison wieder aufnehmen will, müsste man zuerst eine Vorbereitungsphase einbauen. Dafür dürfte die Zeit nicht reichen», erklärt der Trainer der ersten Mannschaft. Auch deshalb habe er seiner Mannschaft keine Weisungen gegeben, wie man mit der Situation umgehen will. «Wir haben sie dazu aufgefordert, fit zu bleiben. Ein paar Spieler werden es tun, weil sie es auch sonst tun, andere tun es nicht, weil sie es auch sonst nicht tun», sagt Neuenschwander unbeeindruckt. Er habe darauf verzichtet, Trainingspläne vorzugeben, weil er mit einem Saisonabbruch rechnet. «Sportlich gesehen schauen wir der aktuellen Situa-tion gelassen entgegen», sagt Neuenschwander. Langenthal hat immerhin acht Punkte Abstand auf einen Abstiegsplatz und wäre bei einer Wiederaufnahme der Saison nicht unter Druck. «Ansonsten ist die Situation ernst zu nehmen. Auch deshalb ist der Sport zweitrangig.» Bis am Freitag habe man noch trainiert, weil bis dahin die Partien des Wochenendes noch nicht abgesagt waren, seither war aber klar, dass der Trainingsbetrieb ruhen wird. Aktuell gebe es Wichtigeres als Fussball, so der 72-Jährige.

Gerade noch nach Hause geflogen
Ganz anders sah das Wochenende für die erste Mannschaft des SC Huttwil aus. Diese hat am Samstag sogar noch ein Testspiel absolviert – im Rahmen ihres Trainingslagers in Malaga in Spanien. «Wir waren ab Mittwoch dort und kamen am Sonntag gerade noch nach Hause. Am Montag waren dann alle spanischen Flughäfen geschlossen», meint Adrian Brenzikofer, Trainer des SC Huttwil. Gemerkt habe man bis am Freitag nur wenig von der Krisensituation, vor allem auch, weil in Spanien vor allem Madrid und Barcelona und nicht Malaga betroffen seien. «Am Freitagmittag informierte uns unser Reiseveranstalter, dass sämtliche öffentlichen Plätze geschlossen werden. Weil wir ein Freundschaftsspiel gegen Männedorf (ZH) auf einem privaten Platz abgemacht hatten, konnten wir am Samstag noch spielen.» Der Gegner hatte seine Rückreise erst am Montag geplant. Nach dem angekündigten Shutdown suchten sie deshalb nach verbleibenden Flugmöglichkeiten am Sonntag. «Es hiess, dass sie notfalls mit dem Bus zurückreisen müssten. Ich weiss aber nicht, wie sie es nun tatsächlich gemacht haben», so der SCH-Trainer.
Während der Reise habe man vom Coronavirus aber nicht viel bemerkt, auch am Zürcher Flughafen sei die Mannschaft nicht stärker kontrolliert worden, weil sie aus Spanien zurückkehrte. «Wir hatten ein tolles Trainingslager – mit einem tollen Hotel und gutem Wetter. Es war nicht anders, als in anderen Jahren.» Bei der Reise habe man sich an die Vorgaben vom Veranstalter gehalten, ergänzt Vereinspräsident Philip Marti. Mitgenommen wurden entsprechend nur Spieler, die fit und symptomfrei waren.

Auch Huttwil setzt Trainings aus
Mit der Rückkehr in die Schweiz gilt nun auch für die erste Mannschaft, was für alle anderen Mannschaften des SCH seit Samstag auch gilt: Pause. «Wir haben uns mit unserem Junioren-Partner Sumiswald abgesprochen. Was für die Junioren gilt, soll auch für die Aktiven gelten. Entsprechend haben wir sämtliche Aktivitäten per Anfang Woche eingestellt.» Man habe ständig eher vorsichtig reagiert und frühzeitig auf Trainings verzichtet, so Marti, ausserdem habe man ständig offen kommuniziert, damit alle Spieler des Vereins wussten, was Sache ist.
«Den Spielern der ersten Mannschaft haben wir gesagt, sie sollen sich auch weiterhin fit halten und alleine trainieren. Das weitere Vorgehen werden wir aber noch besprechen.» So richtig daran glauben, dass in der Saison 2019/20 noch einmal Fussball gespielt wird, will man indes auch beim SC Huttwil nicht. Marti beispielsweise geht davon aus, dass die Saison abgebrochen und ohne Wertung und Auf- oder Absteiger nach den Sommerferien frisch begonnen wird. Auf Letzteres hofft indes die ganze Fussballfamilie. Aber, so beispielsweise Willy Neuenschwander, «ob es dann weiter geht, wissen wir nicht. Es bleibt die Hoffnung.»

Von Leroy Ryser