Saisonfinale mit «Der Floh im Ohr» und einer Schlussparty
Das Theater Ulm hat dem Publikum im Stadttheater mit dem Schwank «Der Floh im Ohr» von Georges Feydeau einen vergnüglichen Saisonschluss beschert. Bei der anschliessenden Schlussparty war bereits die Vorfreude auf die kommende Theatersaison 2018/19 spürbar.
Im Stadttheater Langenthal sind bei der Schlussvorstellung der Saison 2017/18 «Der Floh im Ohr» 200 der 400 Plätze besetzt. Das Publikum geniesst den Auftritt des Ulmer Ensembles. Raymonde Chandebise (Tini Prüfert) öffnet zufällig ein Postpaket, das an ihren Gatten Victor Emanuel (Gunther Nickles) adressiert ist. Der Inhalt des Päckchens: Victor Emanuels Hosenträger. Pikant ist, dass das Paket vom Hotel «Zum Galanten Kätzchen» aufgegeben wurde – einem Etablissement im Rotlicht-Milieu, dessen Name Bände spricht. Für Ehefrau Raymonde ist klar, dass ihr Mann sie betrügt. Sie hegt einen Plan, wie sie den Gatten der Untreue überführen kann.
Avancen im glühenden Liebesbrief
So schreiben Raymonde und ihre beste Freundin Lucienne (Aglaja Stadelmann) einen Brief an «Ehebrecher» Victor Emanuel – einen glühenden Liebesbrief einer unbekannten Dame. Darin steht, sie träume jeden Abend von ihm, von Victor Emanuel. «Ich bin bereit, eine Torheit zu begehen. Wollen Sie diese mit mir begehen?», heisst es vielversprechend. Victor Emanuel fühlt sich zwar geschmeichelt, ist aber zurzeit für heisse Eroberungen nicht zu haben. Deshalb schickt er kurzerhand den sportlichen Roman Tournel (Fabian Gröver), einen Kollegen, der stets ein Tennis-Racket bei sich trägt, zum geheimnisvollen Stelldichein. Eigentlich könnte sich auch die sich betrogen fühlende Raymonde Chandebise ein Scharmützel mit Tournel vorstellen, diesen zu ihrem Geliebten zu machen, um so ihren langweiligen Alltag aufzupeppen. «Wenn einer betrügt, dann möchte ich das sein», steht für sie fest.
Nun aber geht Tournel zu diesem geheimen Treffen mit der offenbar liebeshungrigen Unbekannten ins anrüchige Hotel «Zum Galanten Kätzchen», wo die Farbe Rot dominiert und wo sich bald die gesamte Gesellschaft versammelt. Hier räkelt sich das (auf)reizende Zimmermädchen Eugenie (Julia Baukus) auf einem Bett, und Hotelbesitzer Feraillon (Christel Mayr) ist um den guten Ruf ihres Etablissements besorgt, in dem es drunter und drüber geht.
In diesem Hotel «Zum Galanten Kätzchen» scheint Camille Chandebise (Benedikt Paulun), Stammkunde zu sein. Er ist der Neffe von Victor Emanuel Chandebise – jedoch mit einem eklatanten Sprachfehler behaftet.
Mal Direktor, dann Hoteldiener
Eine prägende Figur im Stundenhotel ist Hoteldiener Poche (Gunther Nickles), dessen Aussehen und Stimme exakt Victor Emanuel Chandebise entspricht. Kein Wunder, denn der grossartig mal in diese, und mal in jene Rolle schlüpfende Schauspieler versieht eine Doppelrolle. Dies wiederum stellt Doktor Finache (Timo Ben Schöfer) vor arge Probleme. Er glaubt, immer die gleiche Person zu behandeln und versteht die kolossalen Veränderungen nicht.
Die Verwechslungskomödie nimmt ihren Lauf. Involviert sind zudem Kammerdiener Etienne (Jakob Egger), seine Frau Antoinette (Franziska Maria Pössl) und der arg eifersüchtige, zur Bekämpfung allfälliger Nebenbuhler seiner Frau stets eine Pistole bei sich tragende Gatte von Lucienne, Carlos Homenides de Histangua (Christian Streit). Auch Stefan Maass als Olympe, Hotelgast Rugby (Florian Stern) und Baptistin (Andreas von Studnitz), Cousin von Hotelbesitzer Feraillon, tragen dazu bei, dass das Publikum voll auf seine Kosten kommt. Die Kost ist – wie zum Saisonschluss üblich – süffisant und leicht verdaulich. «Was für ein Tag!», fasst Victor Emanuel Chandebise die Turbulenzen in seinem Schlusssatz zusammen. Besser hätte er das auf der Bühne Gebotene kaum umschreiben können. Dem Publikum hat’s gefallen. Es gibt Standing Ovations.
Kubanische Lebensfreude pur
Nach der Komödie dislozieren viele ins Untergeschoss, ins Theater 49, wo die Afterparty zum Saisonausklang steigt. Euphorisch heisst Theaterleiter Reto Lang alle willkommen. Er spricht von einer «wunderbaren» ersten Saison nach der Sanierung und fordert das Publikum auf, die Afterparty zu ge-
niessen und zur feurigen Live-Musik der Langenthaler Gruppe Salsalocas – mit der kubanischen Sängerin Doris Lavin als Spezialgast – das Tanzbein zu schwingen. Es sind dann vor allem Paare der Salsa-Tanzschule Cubaila, die der Aufforderung von Reto Lang Folge leisten. Das eher passivere Publikum ist entzückt von der mitreissenden , viel Lebensfreude vermittelnden Musik, lässt die vergangene Theatersaison beim Genuss eines Cüpli Revue passieren und diskutiert angeregt, was wohl die Saison 2018/19 bringen wird. Das neue Programm werde Mitte August publik gemacht, sagt Reto Lang und verkündet, ab wann die Abos und Einzeltickets erhältlich sind: «Ab 18. August.»
Von Hans Mathys