Schaukäserei reduziert den Schuldenberg

Die Emmentaler Schaukäserei in Affoltern blickt auf ein turbulentes Jahr zurück, das jedoch sehr erfreulich endete. So konnte an der 38. Generalversammlung den Aktionären ein Jahresergebnis mit einem Gewinn von 118 995 Franken präsentiert werden. Dazu gelang es, das Fremdkapital um weitere 466 000 Franken zu reduzieren.

Affoltern · «Es ist uns gelungen, die Emmentaler Schaukäserei nach den Corona-Jahren zurück auf die Spur zu bringen», bilanzierte Verwaltungsratspräsident Daniel A. Meyer das vergangene Geschäftsjahr 2022 vor den über 100 Teilnehmern (87,7 Prozent des gesamten Aktienkapitals) an der 38. Generalversammlung der Emmentaler Schaukäserei AG im Mehrzweckraum des Schulhauses in Affoltern. Es sei ein überaus turbulentes Jahr gewesen, eines aber auch, dass zum Schluss sehr viel Freude bereitet habe und aus dem die Schaukäserei gestärkt hervorgegangen sei, führte Meyer weiter aus.

Königsweg als Publikumsmagnet
Der unmittelbar nach der Corona-Pandemie ausgebrochene Ukraine-Krieg habe weltweit zu einer breiten Verunsicherung im Tourismusbereich geführt. Dies habe auch die Schaukäserei zu spüren bekommen, die im ersten Halbjahr 2022 mit verhaltenen Besucherzahlen zu kämpfen hatte. Die zweite Hälfte des Geschäftsjahres entwickelte sich dann gut bis sehr gut, zeigte sich Geschäftsführer Frank Jantschik zufrieden mit den Gästezahlen. Vor allem der neue Königsweg lockte die Besucher in Scharen in die Schaukäserei. Insgesamt 23 586 Besuchende absolvierten den Königsweg. Mit gesamthaft 254 000 Gästen verzeichnete die Schaukäserei aber noch rund 16 Prozent weniger Besuchende als vor der Corona-Pandemie.
Wettgemacht werde dieses «Manko» durch die hohe Zufriedenheit der Gäste, betonte der Geschäftsführer weiter. «So haben wir beispielsweise am letzten Freitag über unsere Online-Plattform gleich sieben Fünf-Sterne-Bewertungen von Besuchern erhalten», vermeldete Frank Jantschik voller Stolz. Solche Rückmeldungen würden dem ganzen Betrieb mächtig Auftrieb verleihen. Gleichzeitig sei man aber auch bestrebt, dass sich die Zufriedenheit der Mitarbeitenden sowie der Milchlieferanten und der Aktionäre im Fünf-Sterne-Bereich bewege.

Bäckerei und Stöckli saniert
Positiv entwickelt habe sich der Betrieb aber auch auf anderen Ebenen, wies Geschäftsführer Frank Jantschik auf die erfolgreiche Umsetzung von zukunftsweisenden Projekten hin. Als wichtigen Meilenstein bezeichnete er diesbezüglich die Wiedereröffnung der komplett renovierten Bäckerei. Dank der kooperativen Zusammenarbeit mit der regional verankerten Bäcker-Familie Meier wird diese seither als Schaubäckerei betrieben. In einer offenen Backstube können die Besuchenden zusehen, wie Emmentaler Backwaren produziert werden. Aber auch das Stöckli auf dem Areal der Schaukäserei erhielt im letzten Jahr ein «Facelifting». So konnte das Dach mit rund 50 000 handgefertigten Schindeln neu eingedeckt werden. Nach den Hagelschäden im August 2021 war dies dringend notwendig.
All diese Projekte und Aktivitäten machten sich letztendlich auch in der Jahresrechnung 2022 positiv bemerkbar. Diese schloss mit einem Gewinn von 118 995 Franken. Dazu konnte man die Rückführung des langfristigen Fremdkapitals wie geplant fortsetzen. So konnten die bestehenden Schulden um 465 500 Franken reduziert werden. Jantschik verhehlte jedoch nicht, dass das langfristige Fremdkapital in der Höhe von nach wie vor 5,672 Millionen Franken ein kritischer Punkt in der mittel- und langfristigen Entwicklung der Schaukäserei darstellt.

Kontaminierte Milch
Im Traktandum Wahlen wurden die anwesenden Aktionäre über die Demission von Verwaltungsrat Pierre André Pittet (Vize-Direktor der Schweizer Milchproduzenten SMP) informiert. An seiner Stelle wurde mit Isabelle Holenstein (Leiterin Emmental Tourismus) erstmals in der Geschichte der Schaukäserei eine Frau in den Verwaltungsrat gewählt. Präsident Daniel A. Meyer und die beiden übrigen Verwaltungsräte Roland Ryser (Vizepräsident und Gemeindepräsident Affoltern) sowie Michael Mathier (Geschäftsführer Milka Käser AG) wurden für eine weitere Amtsdauer bestätigt.
Nach vielen erfreulichen Informationen musste VR-Präsident Daniel A. Meyer zum Schluss noch eine betrübliche Nachricht überbringen. So habe man sich diesen Frühling mit einem Fall von kontaminierter Milch befassen müssen. Leider habe man dies zu spät gemerkt. Bei der Analyse habe man aber schnell festgestellt, wo das Malheur geschah und habe dieses beheben können. Dennoch habe die Schaukäserei einen finanziellen Schaden erlitten, den man hoffe, im Verlaufe des Jahres decken zu können. «Ein solcher Vorfall kann leider passieren und zeigt uns, wie wichtig es ist, im Bereich von Lebensmitteln sauber und qualitativ erstklassig zu arbeiten», bemerkte Meyer abschliessend.

Von Walter Ryser