Schorenfrauen-Höck – verbindend und integrativ
Seit vielen Jahren besteht im Langenthaler Stadtteil Schoren ein Frauenstamm. Dieser kämpft mit Mitgliederschwund. Dabei ist die Organisation eine gute Integrationsmöglichkeit für Neuzuzügerinnen.
Jeden ersten Donnerstagnachmittag im Monat treffen sich einige Frauen im Schoren-Pintli zum Höck. Die meisten geniessen einen Kaffee oder Tee sowie ein Dessert. Es werden Neuigkeiten ausgetauscht, vom Alltag erzählt und viel gelacht. Wenn jemand öfters fehlt, fällt dies auf. Man sorgt sich. Ab und zu kommt es vor, dass man einer Verstorbenen gedenkt.
Etwas, das in Zukunft wohl eher zunehmen wird, denn viele der Frauen haben schon viele Lebensjahre hinter sich. Fast alle sind über 60, viele um die 80 herum, die Älteste ist 95 Jahre alt. «Es ist sehr schade, dass die jüngeren Frauen nicht mehr teilnehmen», bedauert Doris Gubler. Die 69-Jährige ist aktuell Ansprechperson und Mitorganisatorin des jährlichen Erdbeerküchlein-Essens sowie des Abendessens im Frühling. Zudem hat sie in den letzten Jahren die Reisen organisiert. Auch hier ist die Teilnehmerinnenzahl altersbedingt rückläufig.
Am monatlichen Treffen dürfen auch Frauen teilnehmen, die schon länger nicht mehr in Schoren wohnen. Wann und wie dieser entstanden ist, weiss ausgerechnet ein Mann am besten. «Ein paar in Schoren wohnhafte Frauen haben jeweils privat zusammen gejasst», erzählt Peter Meyer. «Eine davon war meine Mutter Mina Meyer.»
Gut gegen die Einsamkeit
Dabei kam die Idee auf, zusammen zu reisen. Irgendeinmal kam der Wunsch hinzu, sich regelmässig zu sehen, auch ohne zu jassen. «Also trafen sich immer mehr Frauen einmal im Monat im Schoren-Pintli», so der 85-Jährige weiter. Das war in den 50er-Jahren. Mina Meyer wie auch alle anderen Gründerinnen sind längst verstorben. Ein ebenfalls daraus entstandener Spinnet respektive ein Jahreshöck fand zuerst im Saal des Schoren-Pintlis statt, dann – weil dieser für die grosse Zahl der Teilnehmenden nicht mehr ausreichte – im damals noch vorhanden «Ochsen» etwas weiter unten. «Als wir im Pintli gewirtet haben, waren jeweils rund 80 Frauen mit dabei», erinnert sich Rösy Gfeller.
Das war zwischen 1972 und 1978. Obwohl die 89-Jährige schon lange nicht mehr in Schoren wohnt, ist sie eine derjenigen, die nahezu keinen Höck auslässt. Auch Elisabeth Lerch nimmt oft teil. «Wenn man alleine lebt, ist es schön, jemanden zu sehen und «lafere» zu können». Die 88-Jährige wohnt seit 1955 in Schoren und hat den Wandel miterlebt. Sie glaubt sich zu erinnern, dass auch die «Hornusserfrauen» bei der Entstehung des Höcks eine Rolle gespielt hätten, was jedoch Peter Meyer dementiert. Das monatliche Treffen mit zwischen 8 und 18 Teilnehmerinnen ist nicht zuletzt für Neuzuzügerinnen eine gute Sache. Denn diese finden dadurch schnell Anschluss, wie die Schreibende selbst erfahren durfte. Eine wichtige Möglichkeit der Integration in eine teilweise immer noch dörfliche Gemeinschaft.
Jüngere Frauen willkommen
Ob und wie es mit dem Schorenfrauen-Höck weitergeht, wissen weder Doris Gubler noch die anderen beiden beim Gespräch anwesenden Frauen. Dass viele ehemals aktive Frauen altershalber nicht mehr teilnehmen können oder gar wegsterben, ist eine nicht zu leugnende Tatsache. Doris Gubler fordert deshalb alle in Schoren wohnenden jüngeren Frauen auf, mindestens ab und zu beim Treffen reinzuschauen, damit diese Tradition nicht ausstirbt.
Gut zu wissen: Der Schorenfrauen-Höck findet jeden ersten Donnerstag im Monat ab 14 Uhr im Schoren-Pintli statt.
Von Irmgard Bayard