Schulstandort Gassen bleibt erhalten
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Dürrenroth haben an der Urne ein klares Zeichen gesetzt: Das Schulhaus Gassen soll erhalten bleiben. Eindeutig fiel auch das Ergebnis in Walterswil zugunsten der Schule Gassen aus. Zustimmung erhielten hingegen alle anderen Geschäfte. So wurden die Jahresrechnung 2019 genehmigt und das Budget 2021 verabschiedet. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde in Dürrenroth an der Urne anstatt an der Gemeindeversammlung abgestimmt.
Dürrenroth · Der Schulstandort Gassen darf weiterhin bestehen bleiben. So will es die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden Dürrenroth und Walterswil. 396 (50,2 Prozent) Stimmberechtigte gingen am vergangenen Sonntag an die Urne und legten ihre Stimme ein. 269 davon sprachen sich für den Schulstandort Gassen aus, 116 hätten ihn lieber geschlossen. In Walterswil war es etwas deutlicher. Hier stimmten 224 für den Schulstandort Gassen und 67 dagegen.
Wird eine zweite Klasse geschlossen?
Fakt ist, dass nun gemäss einer kantonalen Verfügung in der Schule Walterswil eine Klasse auf das nächste Schuljahr schliessen muss. Dies bestätigte die Walterswiler Gemeindepräsidentin Katharina Hasler auf Anfrage des «Unter-Emmentalers». Doch auch insgesamt seien im Gebiet zu wenig Kinder, sodass die Schliessung einer zweiten Klasse ebenfalls möglich wäre, sagt Reto Rettenmund, Ressort Bildung in Dürrenroth. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schüleranzahl im Schulhaus Gassen im nächsten Schuljahr zu klein ist, um wie bisher zwei Klassen weiterzuführen. Die Schüleranzahl sei aber dennoch zu gross für nur eine Klasse. Reto Rettenmund ist froh, dass der Entscheid der Bevölkerung aus Dürrenroth und Walterswil klar ausgefallen ist. Damit sei eine Basis für die weitere Schulentwicklung gelegt worden.
Schulschliessung erhitzte Gemüter
Dieser Abstimmung zur Schulreorganisation ging eine grosse Welle der Empörung voraus. Doch sinkende Schülerzahlen erfordern Klassenschliessungen, so sieht es der Kanton Bern vor. Eine entsprechende Auflage des Kantons, eine Klasse in Walterswil aus genau diesen Gründen schliessen zu müssen, veranlasste die Gemeinden Walterswil und Dürrenroth, die Situation genauer zu analysieren. Sie kamen zum Schluss, dass das Schulhaus Gassen der Schulgemeinde Klein-Emmental, welches aktuell 24 Schüler aus den Gemeinden Walterswil und Dürrenroth besuchen, geschlossen und die Kinder auf die Schulhäuser in beiden Gemeinden verteilt werden könnten. Somit wäre es möglich, in Walterswil weiterhin Klassen in ausreichender Grösse zu führen. Man würde damit nicht nur der Auflage des Kantons gerecht, sondern spare auch Geld, teilten die beiden Gemeinden in einer gemeinsamen Botschaft mit. Rein rechnerisch ging der Plan auf. Doch die Schulgemeinde Klein-Emmental, welcher die Führung der Schule Gassen obliegt, wehrte sich gegen die beabsichtigte Schliessung der Schule. Es gehe nur um die Schliessung des Schulstandortes Gassen, Alternativen werden keine zugelassen, argumentierten sie. Zudem seien die Einsparungen kleiner als in der Botschaft vorgerechnet. Sie forderten ein alternatives Modell mit Erhalt aller Schulstandorte und Einsparung einer Klasse in Walterswil.
Eine im September durchgeführte Informationsveranstaltung liess dann die Gemüter vollends erhitzen. Man befürchte einen Scherbenhaufen, wenn die Gemeinderäte weiter an ihrem Projekt festhielten. Seither war es still rund um das Schulhaus Gassen. Die geplanten Gemeindeversammlungen in Dürrenroth und Walterswil, bei welchen die Bevölkerung über die Schulreorganisation hätten abstimmen sollen, waren zeitgleich am 8. Dezember vorgesehen. Doch sie mussten aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Stattdessen wurden in beiden Gemeinden am vergangenen Sonntag Urnenabstimmungen durchgeführt.
Rechnung und Budget angenommen
Abgestimmt wurde in Dürrenroth aber nicht nur über die Schulreorganisation, sondern auch über die Gemeinderechnung 2019 und das Budget 2021. Beide wurden mit einer grossen Mehrheit angenommen. Der Jahresrechnung 2019 standen bei 308 Ja-Stimmen 18 Nein-Stimmen entgegen. Das Budget 2021 wurde mit 302 positiven Stimmen zu 24 Nein-Stimmen ebenfalls angenommen.
Die Gemeinde hatte den Haushalt gut geführt. Die Jahresrechnung 2019 schliesst im allgemeinen, steuerfinanzierten Haushalt nach der Einlage in die finanzpolitischen Reserven in der Höhe von 36 753 Franken ausgeglichen ab. Budgetiert war ein Aufwandüberschuss von 291 255 Franken. Investitionen wurden in der Höhe von 492 213 Franken getätigt. Das sind 104 513 Franken mehr als budgetiert. Der Grund für die höheren Ausgaben waren die Sanierung der Zufahrt
Brunneweid und ausstehende Beiträge an Bund, Kanton sowie an private Haushalte. Beim Budget 2021 rechnet der Gemeinderat mit einem Minus von 16 203 Franken im allgemeinen Haushalt.
Der Aufwandüberschuss kann mit dem vorhandenen Bilanzüberschuss gedeckt werden. Aufgrund der schwierigen Einschätzungen, wie sich das Coronavirus auf den Steuerhaushalt auswirkt, wurde vorsichtshalber mit Mindereinnahmen von einem Prozent gerechnet. Gegenüber dem Budget 2020 bedeutet das bei der Einkommenssteuer 43 636 Franken weniger Einnahmen. Im Steuerhaushalt sind im Jahr 2021 Investitionen im Umfang von 485 000 Franken und in den spezialfinanzierten Funktionen Ausgaben von 116 000 Franken geplant. Unter anderem soll die Heizung im Gemeindehaus ersetzt und ein Kommunalfahrzeuge mit Salzstreuer angeschafft werden. Die Jahresrechnung 2019 sowie das Budget 2021 basieren auf der Steueranlage von 1,89 Einheiten.
Reglemente auf neustem Stand
Ebenfalls an der Urne zur Abstimmung kamen drei Reglement-Überarbeitungen sowie ein neues Reglement über die Mehrwertabgabe. Für alle vier Vorlagen wurde ein deutliches Ja in die Urne gelegt. Angenommen wurden die überarbeiteten Reglemente für die «Spezialfinanzierung Werterhalt für die Liegenschaften des Finanzvermögens» (288 zu 38 Stimmen) und auch das Reglement für die «Spezialfinanzierung Vorfinanzierung Feuerwehr Dürrenroth» (288 zu 39 Stimmen). Beide entsprachen nicht mehr dem neuen Rechnungslegungsmodell HRM2. Einer geringfügigen Revision unterzogen wurde auch das Personalreglement und die Personalverordnung. Auch hier sagte das Stimmvolk mit 281 zu 46 Stimmen Ja. Neu erstellt werden musste gemäss Vorgaben des eidgenössischen Raumplanungsgesetzes ein Reglement über die Mehrwertabgabe. Der Gemeinderat wird zukünftig eine Mehrwertabgabe bei Einzonungen mit einem Mindestsatz von 20 Prozent erheben. Er verzichtet hingegen auf eine Abgabe bei Um- und Aufzonungen. Mit 288 zu 39 Stimmen wurde auch dieses Reglement angenommen.
Von Marion Heiniger