Schwarz-weiss gefleckte Lebensfreude
Der Pünktchenhund Dalmatiner gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Hunderassen. Vor der Coronavirus-Krise fand auf dem Huttwilberg ein Treffen der liebenswerten Vierbeiner statt.
Egal, ob als Zeichentrickfilm, als Roman oder als Spielfilm – an den niedlichen Hündchen aus dem Film «101 Dalmatiner» kam niemand vorbei. Doch der grosse Hype hatte für die spezielle Rasse mit den schwarz-weissen oder braun-weissen Punkten Schattenseiten. «Alle wollten einen solch süssen Dalmi-Welpen haben – ohne jegliche Überlegungen», sagt Dalmatiner-Expertin Priska Steck aus Bremgarten. «Jeder Hund wächst, benötigt viel Bewegung und Beschäftigung.» Doch beim damaligen Boom wurden die Dalmatiner vor allem als Wohnzimmer-Kuscheltiere missbraucht. Die Folge: Kaum wurden die Dalmatiner grösser und bereiteten Arbeit, wanderten viele der unterforderten Geschöpfe ins Tierheim oder wurden sogar eingeschläft.
Unter Gleichgesinnten
Solche unschöne Geschehnisse ereignen sich beim Schweizerischen Dalmatiner-Club, der bereits seit 1954 existiert, nicht. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Verständnis für das Wesen der Dalmatiner, deren Beziehung zum Menschen und deren Reinzucht zu fördern. Der Verein ist in sechs Regionalgruppen unterteilt. Die Regionalgruppe Bern zählt 61 Mitglieder, verteilt über den gesamten Kanton Bern. «Die Freude unter Gleichgesinnten steht bei jedem Treffen im Zentrum», sagt Leiterin Priska Steck, die ihr Amt seit einem Jahr ausübt. Die Treffen in losen Abständen von März bis Oktober bestehen vorwiegend aus Spaziergängen. «Während diesen können die Halter ihre Erfahrungen austauschen, was für die Betreuung der Hunde enorm wertvoll ist», weiss die 43-jährige Priska Steck, die Besitzerin von Dalmi-Dame «Ina» ist.
Und natürlich geniessen es die Dalmatiner, gemeinsam durch die Natur zu düsen.
Energiebündel mit freundlichem Wesen
Da der Film-Boom vorbei ist, sind die Dalmatiner heute eher eine seltene Rasse. Es gibt die liebevoll «Tintelümpli» genannten Schönheiten nicht um jede Ecke. Umso mehr lieben es die Vierbeiner, sich zu beschnuppern und zusammen die Umgebung zu erkunden. So wie vor Kurzem auf dem Huttwilberg. Dort fand ein weiteres Treffen der Regionalgruppe Bern statt. 23 Dalmatiner und deren Besitzer genossen den Sonntagsspaziergang durch den Brüggewald. Mit dabei war auch Amy Cornillie aus Huttwil mit ihrem siebenmonatigen «Brixon». «Es ist einfach wunderbar, wieviel Freude und Energie die Hunde gemeinsam haben», strahlt die junge Huttwilerin. «In Huttwil gibt es nur rund fünf Dalmatiner», informiert Priska Steck.
Grossen Spass an der Bewegung im Freien hatte auch die zweijährige Vierbeinerin «Esca» der Ufhuserin Stefanie Bucher-Nydegger, die eine spezielle Hundegeschichte erzählt: «Als Kind wollte ich immer einen Hund haben – meine Eltern aber nicht. Nun, da ich selber gross bin, konnte ich mir meinen Wunsch erfüllen.» Die Wahl fiel nicht schwer. «Ich arbeite im Kinderheim. Der Dalmatiner ist ein liebevoller Familienhund und sehr kinderlieb. Das passt perfekt. Ich bin sehr glücklich mit meinem Dalmi.»
Und dieser rannte am Dalmi-Spaziergangs-Sonntag in Huttwil wie ein Energiebündel mit seinen Gleichgesinnten über die Naturwege und quer durch jedes vorhandene Gewässer. «Der Dalmatiner benötigt viel Bewegung – aber auch Kopfarbeit», informiert Priska Steck. Es sei elementar, dem bewegungsfreudigen Hund die Möglichkeiten zum Auslauf zu bieten. Die Dalmatiner in Huttwil waren meilenweit von Sofahunden entfernt. Sie strahlten pure Lebensfreude aus.
Von Stefan Leuenberger