• Beim Team-Event war nicht mehr Eishockey, sondern Teambuilding, verbunden mit anderen Sportarten, im Vordergrund. Bild: zvg

24.07.2019
Sport

SCL Tigers mit Biss statt mit Kater

Dank Nicolas Lüthi soll Langnau bis zum Spielschluss «powern» können: Im Sommertraining sorgte der Athletiktrainer dafür, dass die Tigesr in den Schlussminuten immer noch Biss statt Muskelkater haben.

 

EISHOCKEY · «Wir konnten auch im dritten Drittel durchpowern», sagt Nicolas Lüthi rückblickend auf die vergangene Saison. «Wir sahen, dass wir gegen Schluss die Nase vorn hatten.» Der Grund für diesen kräftemässigen Vorteil wurde im Sommertraining gelegt, welches Lüthi in der vergangenen Saison als Assistent des langjährigen Sommercoachs Nik Hess begleitet hatte. Nun leitete er diese Lektionen erstmals selbst. 

Gleich wie letzte Saison will Langnau auch in der kommenden Spielzeit gegen Ende der Partien das Spiel noch machen können, statt dem Puck hinterherrennen zu müssen. Durch die sportlich beste Playoff-Saison in der höchsten Spielklasse (2011 schied das Team mit 0:4-Siegen im Viertelfinale aus, diesmal mit 3:4) ist die Equipe mental gestärkt. «Das merkt man in der Vorbereitung. Die Ambitionen sind anders, das Team hat Blut geleckt. Ob das Selbstvertrauen mitgenommen werden kann, werden wir Mitte nächste Saison sehen.»

«Jetzt jammern sie bei mir»

Das Sommertraining sei ähnlich wie im vergangenen Jahr verlaufen. «Wir waren bereits auf einem guten Weg, ich brachte kleine Änderungen rein, gestaltete zum Beispiel gewisse Ausdauereinheiten etwas anders und gab zudem einzelne neue Übungen mit.»

Erstmals das Sommertraining zu leiten, sei sehr spannend gewesen. «Schon im Januar oder Februar war ich damit konfrontiert worden. Im Mitarbeitergespräch wurde mir mitgeteilt, dass Nik Hess eine neue Herausforderung annimmt und man mich gerne befördern würde.» Somit habe er genügend Zeit gehabt, um sich vorzubereiten. Einer der Unterschiede sei, dass nach harten Einheiten die Spieler nun «bei mir statt bei Nik jammern», fügt Nicolas Lüthi scherzend an. Zum Beispiel, als am Mittwochnachmittag vor Auffahrt noch eine Crossfit-Einheit auf dem Programm stand, bei der alle noch einmal «geschlaucht» wurden. Als Teamevent verbrachte die Mannschaft daneben zwei Tage in Grindelwald.

Zum Schluss hat der Tiger Biss

«Wir sind fit», bilanziert Nicolas Lüthi. «Nun freuen wir uns auf die Vorbereitung und die Meisterschaft. Das Team ist heiss.» Heute sei das Sommertraining anders als vor zehn Jahren. «Heute geht man immer noch an die Grenze, aber spezifischer. Es wird ganz auf Inhalte gesetzt, die einem weiterbringen.» Früher sei eine Sommertrainings-Einheit einfach dann gut gewesen, wenn sich alle kaputt aus der Turnhalle schleppten und fast nicht mehr gehen konnten. «Heute wird viel mehr nach dem Anforderungsprofil des Eishockeys gearbeitet und das mit wesentlich mehr Know-how», analysiert der ehemalige Eishockey-Spieler.

Nicht selten hätten die Tigers in der vergangenen Saison in den Schlussminuten mehr Atem als der Gegner gehabt.

Sommertrainer gibt’s nicht mehr

Acht bis neun Trainingseinheiten durchlief das Team pro Woche, eine davon auf dem Eis. Dies seit dem 29. April, bis auf die Nationalspieler Andrea Glauser (Schweiz) und Toms Andersons (Lettland), die etwas später zum Team stiessen. Die Vorbereitung neben dem Eis dauerte elf Wochen.

Als Sommertrainer bezeichnet sich Nicolas Lüthi derweil nicht, denn seine Aufgabe ist noch lange nicht erfüllt, längst ist aus dieser Funktion eine ganzjährige Verpflichtung geworden. «Deshalb spricht man von Athletiktrainer oder in Nordamerika von High-Performance-Coach.» Im August geht die Vorbereitung weiter und auch während der Saison stehen am Montag und Donnerstag Workouts an. Während der Nationalmannschaftspause wird das Training neben dem Eis noch intensiviert. Mit den Verletzten wird das ganz Jahr hindurch sogar täglich gearbeitet.

 

Daniel Gerber im Gespräch mit Marco Bayer:

Marco Bayer, sind Sie bei den Panthers, um einen Tiger zu finden?
(Lacht) Nein, unsere Mannschaft ist vollzählig, die Aus-länder-Positionen sind besetzt. Ich meide Stadien, um meine Batterien aufzuladen.

Und die Umkehrfrage: Sind Sie da, um dem Panther einen Tiger zu verkaufen?
Nein, daran bin ich nicht interessiert. Wir hätten aber den einen und anderen Kandidaten, der für sie interessant sein könnte, zum Beispiel Christopher DiDomenico und Harri Pesonen.

Hinterher entpuppt sich der Pesonen-Transfer als grösster Zugang (er ist seit 2018 im Team), da man mit ihm nun einen Weltmeister im Team hat …
Seit meiner Zeit schon. Wenn man einen Weltmeister im Team hat, fühlt man sich geehrt. Dadurch kann er weitere Erfahrungen ins Team bringen. Schon während der WM fiel zudem der Name Langnau oft, wenn Pesonen im Gespräch war.

Wie ist das für die SCL Tigers?
Wir sind stolz und happy, dass wir als Langnau einen Weltmeister in der Mannschaft haben – das ist nicht selbstverständlich.

Wie sind Sie mit den Transfers zufrieden?
Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir mit unseren Mitteln tun konnten. Es sind gute Transfers, ich habe null Zweifel, dass wir nicht an den Ergebnissen der vergangenen Saison anknüpfen können.

Machte die gute Platzierung der vergangenen Saison die Arbeit auf dem Transfermarkt einfacher? 
Nicht nur die Resultate, sondern auch die Art und Weise wie wir arbeiten: Es sind mehrere Dinge, die helfen zu überzeugen, dass Langnau für einen Spieler die richtige Adresse ist. Die Tigers haben sich einen Namen gemacht. Wir geniessen Respekt, das sieht man auch bei den Spielern, die uns angeboten werden.

Mit wem arbeiten die Tigers 2019/20 in der Swiss League zusammen?
Wir haben mit niemandem eine schriftliche Vereinbarung, aber wir arbeiten gut mit dem SC Langenthal zusammen, der uns geografisch am nächsten liegt, ebenso mit dem EHC Olten und auch mit dem EHC Visp.

Wie lautet das Ziel in der kommenden Saison?
Das werden wir im September offiziell sagen.

Die Playoffs erreichen gehört sicher dazu …
… es wäre falsch, wenn nicht.

Von Daniel Gerber