Seelenwärmende Klänge mit Schneefall
Ein Frühlingskonzert im tiefsten Mai-Winterabend war zwar nicht geplant, doch die wärmenden Stimmen der Sängerinnen und Sänger aus dem Bleniotal und den «zäsingers» aus Eriswil sowie der «Husmuusig Möhreweid» trotzten den winterlichen Verhältnissen mit einem nicht alltäglichen Musikvergnügen in der Huttwiler Kirche.
Gemeinsam Musizieren, sagten sich der Coro Voce del Brenno aus dem Tessin, die «zäsingers» aus Eriswil und die «Husmuusig Möhrenweid», das bringt einfach noch mehr für die Konzertbesucherinnen und -besucher und für die Musizierenden.
Und so richteten sich die zwei Chöre auf diesen Anlass als Gemeinschaftskonzert ein, nachdem sie sich bereits im Jahr 2017 am Unspunnenfest in Interlaken in Szene setzten und sich etwas später zu einem Konzert in der Heimat des Chores aus dem Bleniotal, im Aufstieg zum Lukmanierpass in Dongio, zu einem weiteren gemeinsamen Singen trafen. Das entsprach denn auch dem Namen der Eriswiler Chores «zäsingers», gebildet aus den Worten «Zusammen singen».
Zu dritt geht es besser
Eigentlich war nur ein Frühlingskonzert mit den «zäsingers» und der «Husmuusig Möhrenweid» vorgesehen, doch die beiden Chorleiter Claudio Sartore und Andrea Strahm entschieden sich für ein gemeinsames Musizieren zusammen mit der «Husmuusig». Und wie sich an den beiden kurz aufeinanderfolgenden Konzerten des vergangenen Samstags zeigte, war dieser Entscheid richtig und von Erfolg gekrönt, denn die Konzertbesucher bedankten sich mit stehenden Ovationen für die Musik, die sie zu hören bekamen. Das führte zu einer zweimaligen Zugabe mit dem abschliessenden Lied «Signore delle Cime», der Hymne der italienischen Alpinisten, die der Komponist Guiseppe De Marzi für einen in den Bergen tödlich verunglückten Freund schrieb und der vom Gesamtchor schon zu Beginn des Konzertes gesungen wurde. Im gemeinsamen Gesang wie auch speziell in den Liedern der einzel auftretenden Chöre widerspiegelte sich die fast identische Gesangskultur, die über die Naturstimmen mit praktisch keinem Vibrato vorgestellt wurde und sich im Raum der Kirche jeweils zu wundersamen vollen und warmen Klängen entwickelte.
Volle Unterstützung erreichten der gemeinsame Chor über die Begleitung der «Husmuusig» mit den zarten Streichen der Bassgeige und den Blasinstrumenten. Das konzertante Spiel der «Husmuusig» durfte zudem als musikalische Besonderheit miterlebt werden und prägte eine mitfühlende Musikalität, die auch bei den Chören voll zum Ausdruck kam. Damit wurde der wichtige Schritt vom Singen zum Musizieren mit den menschlichen Stimmen über das sehr unterschiedliche Repertoire der Chöre zu einem wahren Konzertvergnügen, das mehr als alltägliche Qualität aufwies.
Von Rolf Bleisch