Sein Herz schlägt für den Werkstoff Holz
Wenn die Holzspäne in seiner Werkstatt fliegen, ist Hans Schneider aus Huttwil in seinem Element. Seine Passion ist das Drechseln. Derzeit präsentiert er seine kunstvollen Pfeffer- und Salzmühlen am Huttwiler Wiehnachtsmärit. Ein Besuch beim Drechslermeister kurz davor.
Seine Werkstatt ist klein, doch es fehlt an nichts. An den Wänden aufgereiht und schön geordnet hängen die unterschiedlichsten Werkzeuge zur Holzbearbeitung; auf der Werkbank liegen Späne. Es riecht nach Holz an diesem frühen Abend, leichter Sägestaub hängt in der Luft. «Die Drehbank stammt noch aus meiner Lehrzeit bei der Schreinerei und Drechslerei Ingold – die ist bei mir in Würde gealtert», erzählt Hans Schneider lächelnd. Der heute 51-Jährige arbeitete auch nach seiner Lehrzeit beim Huttwiler Unternehmen, wo er seinen Meister machte und selbst Lernende ausbildete. Seit zehn Jahren aber ist sein Arbeitsplatz in der BEWO, der geschützten Werkstätte Oberburg.
Alle Hände voll zu tun
In der BEWO Oberburg ist Hans Schneider als Arbeitsagoge für die Betreuung der Menschen in der Holzwerkstatt zuständig – im Herzen aber ist er Drechsler geblieben. «Ich habe meinen Beruf zum Hobby gemacht», präzisiert er. Und so kurz vor dem Huttwiler Wiehnachtsmärit werkt er jede freie Minute in seiner kleinen Werkstatt daheim. Es ist bereits das 14. Jahr, dass bei der Familie Schneider um diese Zeit Hochbetrieb herrscht, bestätigt seine Frau Ursula lachend. Mit seinen edlen und kunstvollen Pfeffer- und Salzmühlen hat sich der Drechslermeister am Wiehnachtsmärit einen Namen geschaffen.
Ein Kunsthandwerker
«Die Drechslerei ist ein altes Handwerk», sagt Hans Schneider mit leuchtenden Augen, spannt einen Rohling für eine Pfeffermühle in die Drehbank und lässt diese mit hoher Geschwindigkeit rotieren. Mit sicherer Hand führt er das Werkzeug, um dem Holzstück die Form zu geben. «Beim Drechseln handelt es sich um die runde Formgebung an der Drehbank», erklärt er. Wer ihm beim Bearbeiten der rohen Holzstücke zuschaut, merkt, dass hier ein Kunsthandwerker an der Arbeit ist. Drechseln braucht ein gutes Augenmass, Fingerfertigkeit, Kreativität und ein gutes Gespür für Formen.
Für den Huttwiler Wiehnachtsmärit hat der Drechslermeister neben Pfeffer-, auch Salz-, Gewürz- und Muskatmühlen hergestellt.
Jede Mühle ist ein Unikat
Eine vielfältige Auswahl an verschiedenen Formen, gefertigt aus Nussbaum-, Kirschen- oder Zwetschgenholz; geölt, lackiert, glatt oder zerfurcht. Sein Herz schlägt für den Werkstoff Holz. Er betont: «Ich verwende nur einheimische Hölzer.» Seine Finger wandern über eine Muskatmühle. Das Material ist so fein gedrechselt, dass die Holzmaserung sichtbar ist. Bei ihm ist jede Mühle ein Unikat, «das nebenbei auch hundert Prozent Swissmade ist.» Denn auch die Mahlwerke, die er zukauft, werden in der Schweiz hergestellt. Sie können je nach Bedarf fein oder grob eingestellt werden. In seiner Werkstatt stapeln sich knorrige Äste, das Holz eines Apfelbaums und diverse andere Hölzer. «Kein Wunder», sagt Ursula Schneider lachend, «mein Mann findet fast auf jedem Spaziergang oder Ausflug ein Stück spezielles Holz.»
Seine anmutigen Engel
Wie zum Beispiel das Goldregenholz – daraus hat er dann eine exklusive Bodenvase für langstielige Rosen gefertigt. «Zwetschgenholz ist mein Lieblingsholz», schwärmt Hans Schneider und streicht mit der Hand über einen rund 80 Zentimeter gros-sen Engel aus diesem Holz. Die metallenen Flügeln schimmern. Neben den anmutigen Engeln in verschiedenen Grössen drechselt er auch bezaubernde Schneemänner. Seinem kreativen Schöpfergeist sind keine Grenzen
gesetzt.
Ein kleines Unternehmen
Das Markthäuschen der Schneiders steht auch in diesem Jahr gleich gegenüber dem Karussell. Seit 13 Jahren hat es dort seinen festen Platz. «Das ist ein Vorteil», findet der Drechslermeister. Denn mittlerweile haben er und seine Frau Ursula viele Stammkunden, «und so finden sie uns jedes Jahr auf Anhieb», sagen beide zufrieden. «Es ist schön, als Familie so etwas auf die Beine zu stellen», freut sich der Vater zweier erwachsener Töchter. Ihn fasziniert auch, «dass wir in dieser Zeit ein richtiges kleines Unternehmen sind.»
Hans Schneider schätzt den Kontakt mit den Menschen sehr, kommuniziert gerne mit ihnen und knüpft neue Kontakte. Für ihn ist der Huttwiler Wiehnachtsmärit eine sehr spannende und sehr schöne Zeit – aber eine intensive.
Von Elsbeth Anliker