Seit 1923 ein Familienbad
Am 9. Februar entscheidet die Huttwiler Stimmbevölkerung, an welchem Standort künftig gebadet wird (der «UE» berichtete). An der Informationsveranstaltung vom 14. Januar wurde die Frage in den Raum gestellt, wer eigentlich der Schwimmbadverein ist.
Eine Badi gibt es in Huttwil schon seit 97 Jahren. Damals noch mit einem 32 Meter langen und 22 Meter breiten Schwimmbecken. Bis heute ist die Huttwiler Badi im Gebiet Krummacker zu finden. Schon bald aber entscheiden die Huttwilerinnen und Huttwiler, ob dies auch weiterhin so bleiben soll. An der Informationsveranstaltung vom 14. Januar, «Zukunft Badi Huttwil», wurde die Frage in den Raum gestellt, wer eigentlich der Schwimmbadverein ist.
Diese Frage sei schnell beantwortet. «Der Verein führt im Auftrag der Gemeinde das Schwimmbad in Huttwil», führte deren Präsident Ernst Anliker aus. Doch der Verein schreibt seit fast 100 Jahren Geschichte.
Vor 109 Jahren mit der Badi-Planung begonnen
Das Schwimmbad in Huttwil hat eine lange Tradition. Im Jahr 1911 wurden bereits die ersten Abklärungen getroffen, ob beim Stauwerk der Firma Leuenberger-Ryser an der alten Rohrbachstrasse eine Badeanstalt gebaut werden könnte. Durch den Apotheker Max Wagner wurde damals das Bachwasser analysiert.
An der Hauptversammlung des Verschönerungsvereins vom 20. Juni 1914 wurde der Vorstand gebeten, die Angelegenheit Badi Huttwil weiter zu studieren. Als geeigneter Ort wurde der Krummacker vorgeschlagen. Am 27. April 1918 wurde durch den Verschönerungsverein beschlossen, eine Kommission zu wählen. Am 25. November 1920 war es dann soweit: Die konstituierende Sitzung der Badeanstalt-Kommission ging über die Bühne.
Als erster Vorstand wurden gewählt: Präsident Fritz Fiechter (Lehrer), Sekretär Hans Wälchli (Postbeamter) und Kassier Fritz Jenny (Kaufmann). In der Folge wurden verschiedene Anlässe organisiert, um an Geld zu kommen. Ebenfalls wurden die Gemeinde um einen Beitrag und der Kanton um Unterstützung angefragt.
Eröffnung im Mai 1923
Am 7. September 1922 schliesslich fand die Gründungsversammlung des Badeanstalt-Vereins statt. Die Baupublikation und die Ausschreibung der Bauarbeiten erfolgten am 12. September 1922. An der Gemeindeversammlung vom 14. Oktober 1922 wurde beschlossen, der Badi einen einmaligen Beitrag von 8000 Franken und einen jährlichen Beitrag von 500 Franken zukommen zu lassen. Nach zähen Verhandlungen mit verschiedenen An-stössern, welche damals Einsprachen gegen das Projekt einlegten, erfolgte Anfang November 1922 schliesslich der Spatenstich.
Die Beckengrösse wurde auf 32 × 22 Meter festgelegt, was für ewig reichen sollte. Anfang Mai 1923 wurde der Beckenumgang fertig gestellt. Ende Mai 1923 wurde die Badi mit einem kleinen Fest eingeweiht.
An der ausserordentlichen Hauptversammlung vom 29. Oktober 1954 wurde der Verein in Schwimmbadverein umbenannt und die neuen Statuten genehmigt. Gleichzeitig wurde der Neubau eines Garderobengebäudes beschlossen. Für die Baukosten von 90 000 Franken gab die Einwohnergemeinde Huttwil dem Badeanstalt-Verein ein Darlehen von 80 000 Franken. In den Wintermonaten 1966/1967 wurde das Gebäude auf der Nordseite (Kasse/Kiosk) umgebaut. Die Baukosten betrugen 44 970 Franken und wurden durch eine Bürgschaft der Gemeinde von 35 000 Franken und Eigenmittel finanziert.
Im Dezember 1969 wurde nach dem Besuch des neu erstellten Schwimmbades in Wangen über eine Badewasserheizung diskutiert. An der Hauptversammlung 1970 wurde dann über ein Projekt Heizung und Filtrieranlage orientiert. Die Baukosten würden rund 200 000 Franken betragen.
Neuer Standort wurde abgelehnt
Im Herbst 1970 besichtigte der Vorstand vier Plätze für den Bau eines neuen Schwimmbades. Es waren dies der Talkessel neben der Sägerei Ammon, das Landstück hinter dem Silo, das Landstück zwischen Badi und Möbel Ryser sowie Land am Fusse des Dählenknubels. Ein beigezogener Experte befürwortete eine kombinierte Anlage aus Frei- und Hallenbad.
Die Sache wurde dann aber auf Eis gelegt. An der Gemeindeversammlung vom 22. August 1975 wurde ein Kredit für die Sanierung des bereits bestehenden Schwimmbades in der Höhe von 790 000 Franken gutgeheissen.
Im Frühling 1976 wurde das Schwimmbad saniert und am 5. Juni 1976 durch den Gemeinderat eröffnet. Eingebaut wurden ein neues Becken, eine Filtrieranlage und eine Heizung für das Badewasser. Die Kosten für die Sanierung der Badi wurden durch die Gemeinde getragen. Im Gegenzug ging das Schwimmbad in den Besitz der Gemeinde über.
Am 11. Juni 1986 genehmigte die Gemeindeversammlung einen Kredit zum Umbau und Erweiterung der Badi. Der Umbau umfasste eine Renovation des Kassen- und Kioskgebäudes und eine Erweiterung der Rasenfläche. Diese Umbauarbeiten erfolgten vor und nach der Badesaison 1987, so dass diese nur vom 29. Mai bis 30. August dauerte. Seit 1988 wurden dann nur noch dringende Reparaturen und Anschaffungen vorgenommen, wie beispielsweise ein neuer Beckenanstrich und der Einbau einer Folie im Nichtschwimmerbecken.
«Huttwil braucht ein Familienbad»
Aus der Chronik geht hervor, dass der Schwimmbadverein von 1922 bis 1976 das Schwimmbad auf eigene Rechnung und seit dem Jahr 1977 im Auftrag der Gemeinde führt. Das Schwimmbad Huttwil wurde schon beim Bau als Schul- und Familienbad im Zentrum von Huttwil konzipiert. So ist es bis heute geblieben. Auch die Zahlen der vergangenen Saisons belegen dies. Rund die Hälfte aller Eintritte in die Badi werden durch Kinder und Schüler generiert. Auch beim Verkauf von Saison-Abos ergibt sich das gleiche Bild: Die Hälfte der verkauften Abos geht an Kinder und Jugendliche. Zusätzlich profitieren rund 30 Fami-lien jährlich vom Familienrabatt.
Verein wird nur mit der Krummacker-Variante weitergeführt
Alle diese Zahlen führen zur Erkenntnis: Huttwil braucht ein Familienbad. «Für die Kinder und Jugendlichen reicht ein 25-Meter-Schwimmbecken aus. Die wollen nämlich in erster Linie nicht schwimmen, sondern sich im Wasser bewegen und Spass haben», stellt Ernst Anliker fest. Würde die
Variante Campus angenommen, so würde sich der Huttwiler Schwimmbadverein auflösen. «Ich denke, es könnte relativ knapp werden», so Anlikers Einschätzung. «Es ist ein emotionales Thema, deshalb ist es wichtig, dass sich die gesamte Stimmbevölkerung dazu äussern kann.»
Rechnung wird durch Verein entlastet
Der Schwimmbadverein hat sich bereit erklärt, falls die Badi im Krummacker saniert wird, die Führung des Schwimmbads im Auftrag der Gemeinde weiterzuführen. Aus diesem Grund ist ein neuer Leistungsvertrag mit der Gemeinde unterzeichnet worden. Da viele der zu erledigenden Aufgaben auf Vereinsbasis und dadurch unentgeltlich gemacht werden, wird auch entsprechend die Rechnung entlastet. Die Variante Krummacker ist bescheidener im Ausbau, aber auch günstiger insgesamt. Der Schwimmbadverein stellt sich also vollumfänglich hinter die Sanierung der Badi Krummacker. Unabhängig davon, wie sich Huttwil an der Urne entscheidet, am Samstag, 9. Mai, öffnet die Badi im Krummacker ihre Türen für den Saisonstart 2020.
Variante Campus überzeugt ebenfalls
Nebst der Möglichkeit, die bestehende Badi im Krummacker zu sanieren, steht den Huttwilerinnen und Huttwiler auch ein kompletter Neubau im Campus zur Auswahl. Die Variante Campus hat etwas mehr zu bieten, dadurch sind aber auch die Kosten höher.
«Mit der Badi Campus würde der Campus Perspektiven an Attraktivität gewinnen. Neu wäre er mit seinem Sommer- und Winterangebot das ganze Jahr hindurch ein vielbesuchter Treffpunkt der gesamten Region. Schulen, Vereine und Gruppen hätten einen noch höheren Anreiz, Huttwil als Lager- und Freizeitort auszuwählen. Gemeinsam mit dem Kiddy Dome könnte er die Anziehungskraft der Region markant erhöhen», erzählt Lukas Zürcher, Co-Leiter Campus Perspektiven AG.
Zudem hätte eine Badi auf dem Campus ein neues Energiekonzept als Folge. Der Campus würde sich von fossilen Energieträgern lösen und auf erneuerbare Energie umstellen. Die Abwärme der Eishalle würde in Kombination mit Wasser- und Sonnenenergie optimal genutzt. Mit einer Badi Campus würde die Vielfalt des Angebots für Einzelpersonen, Familien und Gruppen nochmals erhöht. Namentlich in der zweiten Jahreshälfte würden sich Bade- und Eisspass sogar überschneiden. Kombiangebote mit Badi, Eishalle, Turnhalle, Übernachtung und Verpflegung wären in verschiedenen Formen möglich.
Neu könnte auch das zweistöckige Badigebäude das ganze Jahr über in die Sport- und Freizeitgestaltung integriert werden.
«Der Campus will ein Ort der Möglichkeiten sein. Dieser Grundsatz beeinflusste auch das Projekt Badi Campus. Die neue Badi ist für diverse Entwicklungen offen. Sie lässt Winter- und Sommernutzungen zu, kann ein regionales Bevölkerungswachstum auffangen, sich zu einer Schwimmsportstätte entwickeln und über Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinweg Besucherinnen und Besucher anziehen», führt Lukas Zürcher weiter aus.
Von Yanick Kurth