• Zusammen mit Gaby Jost gründeten Ursula Eggler (links) und Margrit Jäggi 1999 die Ludothek Bumerang in Huttwil. · Bild: Marianne Ruch

02.08.2021
Huttwil

Seit 22 Jahren Herzblut für die Ludothek

Ursula Eggler und Margrit Jäggi haben zusammen mit Gaby Jost im Jahre 1999 die Ludothek ­Bumerang gegründet. Seit nun bald 22 Jahren ­führen sie die Spiel-Ausleihe in freiwilliger Arbeit.

Interview: Marianne Ruch im Gespräch mit Ursula Eggler und Margrit Jäggi, Mitgründerinnen der Ludothek Bumerang in Huttwil

Seit wann gibt es die Ludothek ­Bumerang?
Margrit Jäggi: Die Eröffnung war im September 1999.

Waren Sie von Anfang an dabei?
Ursula Eggler: Ja, mit Margrit Jäggi und Gabi Jost. Wir drei hatten die Idee und haben die Ludothek gegründet. Bis zur Eröffnung kamen dann aber noch viele Frauen mehr dazu. Auch jetzt noch werden wir von drei Huttwilerinnen unterstützt.

Was war der Anstoss, eine Ludothek in Huttwil zu eröffnen?
Margrit Jäggi: Ein Spielangebot für viele zu ermöglichen. Die nächste Ludothek ist in Langenthal.
Ursula Eggler: Von verschiedenen Seiten kam immer wieder die Anfrage, vor allem von Müttern. Ich finde die Idee, Spiele auszuleihen und wieder zurückzugeben, sehr sinnvoll. Das Interesse an einem Spielzeug lässt mit der Zeit nach und es landet dann meistens auf dem Estrich. Leiht man es aber in der Ludothek aus, kann es wieder zurückgegeben werden und jemand anderes kann auch davon profitieren. Ausserdem können Kinder auch mal mit Spielen und Spielgeräten spielen, welche man als Familie vielleicht nicht anschaffen würde. Unsere Kinder waren damals noch klein und ich war Hausfrau und Mutter. Ich wollte mich aber irgendwo engagieren, wo Familien profitieren können. Da ich das Spielen für Gross wie für Klein als sehr wichtig erachte, war ich gerne bereit, mich hier zu engagieren.

Spielen Sie selbst gerne?
Margrit Jäggi: Ja.
Ursula Eggler: Seeeehr!

Wie lief die Ausleihe während der ­Corona-Pandemie?
Margrit Jäggi: Anfangs gut, jetzt ist es eher wieder rückläufig.
Ursula Eggler: Während des ersten Lockdowns mussten wir schliessen. Bei der Wiedereröffnung mussten wir ein Schutzkonzept erstellen. Immer nur eine Familie darf im Raum sein. Der Ausleihtisch ist geschützt mit einer Plastikwand. Rückgaben werden für die Quarantäne auf ein Gestell gestellt und erst nach drei Tagen gezählt.

Gibt es immer wieder neue Spiele?
Ursula Eggler: Wenn es das Budget zulässt, sind wir bestrebt, neue Spiele und Spielgeräte zu kaufen.
Gelegentlich erhalten wir Spiele auch geschenkt.

Werden Spiele ausgetauscht, die nicht besonders beliebt sind?
Ursula Eggler: Jährlich «stauben» wir Spiele aus, welche laut Statistik vom Ludoprogramm wenig oder gar nicht ausgeliehen werden.

Welche Spiele sind am beliebtesten?
Margrit Jäggi: Rollenspiele, das heisst Playmobil, Puppenwagen, Brettspiele für kleinere Kinder und die Fahrzeuge.

Werden die Spiele mehrheitlich ­ordnungsgemäss zurückgebracht, also ohne Schäden und vollständig?
Ursula Eggler: Sie werden mehrheitlich sorgfältig behandelt. Bei Playmobils kommt es öfter vor, dass kleine Teile fehlen. Dann heisst es jeweils, das sei gar nie drin gewesen (schmunzelt).

Wie laufen die Spieleabende?
Ursula Eggler: Monatlich treffen wir uns im Restaurant Stadthaus mit Spielen im Gepäck. Jeder darf dazukommen und mitspielen. Seit März 2020 fanden aber keine mehr statt.

Sind Projekte geplant?
Margrit Jäggi: Im Moment können wir wegen Corona nichts planen.

Weshalb betreiben Sie die Ludothek ehrenamtlich?
Margrit Jäggi:
Die Ludothek gehört zum Gemeinnützigen Frauenverein. Wir werden von der Gemeinde mit einem kleinen Beitrag unterstützt. Miete und neue Spiele werden von den Einnahmen der Ausleihe bezahlt. Dann bleibt nichts mehr übrig für einen «Lohn».
Ursula Eggler: Ich finde das Angebot der Ludothek sehr sinnvoll und wichtig und bin darum auch sehr gerne bereit, mich hier zu engagieren. Da wir fast selbsttragend sein müssen, reicht das Geld nicht für eine Entschädigung.

Wo leisten Sie sonst noch Freiwilligenarbeit?
Margrit Jäggi:
Im Gemeinnützigen Frauenverein.
Ursula Eggler: In der Kinderarbeit der Kirche (Flikflak Woche).

Wer oder was hat hier ­den ­­Anstoss gegeben?
Margrit Jäggi:
Wir kamen 1980 nach Huttwil und ich wurde als Mitglied «geworben».
Ursula Eggler: Ich habe mit der Kinderarbeit angefangen, als unsere Kinder klein waren und auch von dem Angebot der Kinderarbeit (Lager, Fiire mit de Chline) profitierten. Da ich diese Angebote toll finde, helfe ich auch gerne mit.

Seit wann leisten Sie Freiwilligenarbeit?
Margrit Jäggi:
Zuerst im Gemeinnützigen Frauenverein, zu Beginn nur als zahlendes Mitglied. Seit über 20 Jahren bin ich im Vorstand und seit 2015 Präsidentin. Daneben leiste ich Vorstandsarbeiten im Frauenturnverein und im Kirchenchor und helfe bei Anlässen der Kirche (Suppentag) mit.
Ursula Eggler: Eigentlich immer schon. Früher war es in der Kinder- und Jugendarbeit, später beim Mittagstisch, der Ludothek und beim Frauenfrühstück. Schon meinen Eltern war es immer wichtig, sich ehrenamtlich zu betätigen.

Was ist das Besondere daran?
Margrit Jäggi:
Das Helfen und die Teamarbeit, um so anderen etwas Gutes zu tun, und das unentgeltlich.
Ursula Eggler: Neben meiner Arbeit daheim bei den Kindern fand ich es toll, im kleinen Rahmen auswärts etwas zu bewirken.
Die Gemeinschaft lebt von der Freiwilligenarbeit. Es ist ein Geben und ein Nehmen.

Wie viel Zeit investieren Sie in die Freiwilligenarbeit?
Margrit Jäggi:
Das variiert. Ich investiere in die Planung der Seniorennachmittage, der Mittagstisch und die Durchführung der Seniorennachmittag und für Anlässe des GFV. An Ostern und Weihnachten ist es intensiver. Wie viel Zeit es wirklich ist, weiss ich nicht wirklich.
Ursula Eggler: Da im Moment alle Öffentlichkeitsarbeit wegfällt, sind es rund drei Stunden wöchentlich.

Was motiviert Sie immer wieder, ­Freiwilligenarbeit zu leisten? Nimmt die Motivation ab?
Margrit Jäggi: Nein, die Motivation nimmt nicht ab. Die Dankbarkeit der Senioren an den verschiedenen Anlässen und die Freude an der Weihnachtsbescherung in den Seniorenheimen motivieren immer wieder. Und ein «Danke» ist sehr wichtig.
Ursula Eggler: Wenn mich eine Sache überzeugt, bin ich gerne bereit, mich hier unentgeltlich zu engagieren. Viele gute Angebote gäbe es gar nicht ohne die Freiwilligen, da das Geld fehlt.

Ist diese Art von Arbeit befriedigend?
Margrit Jäggi: Ja, denn man erhält auch etwas zurück.
Ursula Eggler: Ja, für mich ist die Arbeit sinnvoll und befriedigend.

Erhält man auch Wertschätzung für sein Engagement?
Margrit Jäggi:
Die Kirchgemeinde schätzt unsere Arbeit. Die Arbeit der Ludothek wird von der Gemeinde nicht sehr «wahrgenommen». Andere Ludotheken erhalten grosse Unterstützung der Wohngemeinde.
Ursula Eggler: In der Ludothek eigentlich weniger. Bei anderen Tätigkeiten wie zum Beispiel den Kinderlagern erfährt man die Wertschätzung eher daran, dass sich die Kinder freuen über das, was geboten wird.

Was steht oder stand wegen Corona alles still?
Margrit Jäggi:
Es gab keine gemeinsamen Essen beim Mittagstisch, keinen Suppentag oder andere Formen des Seniorennachmittages. Die Ludothek war geschlossen, es gab keine Spieleabende, überhaupt kein Vereinsleben.

Sind Sie noch beruflich tätig?
Margrit Jäggi:
Ich bin gelernte Kinderkrankenschwester, später arbeitete ich als Bibliothekarin SAB.
Ursula Eggler: Ich machte die Ausbildung als Kindergärtnerin. Seit 15 Jahren bin ich Spielgruppenleiterin in Wyss­­achen und seit sieben Jahren Mitarbeiterin bei BB Spiel und Freizeit.