Seit 46 Jahren im Dienst der Jüngsten
FC Langenthal: Angelo Benevento. Im Jahr 1973 ist Angelo Benevento von Bern nach Langenthal gezogen, um beim Felber als Bäcker zu arbeiten. Wenige Wochen später half er erstmals beim FC Langenthal als Juniorentrainer aus, bis heute, 46 Jahre später, ist er den Jüngsten im Verein treu geblieben. Längst ist deshalb klar: Genauso wie der FCL zu Angelo Benevento gehört, gehört Angelo Benevento zum FCL.
FUSSBALL · Wer in Langenthal Fussball gespielt hat, der kennt vor allem einen Trainer: Angelo Benevento. Seit mittlerweile 46 Jahren trainiert der gebürtige Italiener die jüngste Mannschaft beim FC Langenthal, weshalb so manch einer dereinst bei ihm gespielt hat. Als er im Jahr 1973 erstmals als Trainer half, waren die Jüngsten im Verein noch 10 Jahre alt und spielten in der heutigen E-Juniorenklasse. Später kamen dann die F-Junioren dazu, mittlerweile darf man noch früher mit dem Fussballspielen beginnen. Einst nannte man die Jüngsten «Pampers», später «Piccolos» und nun «Junioren G». Der Name änderte, der Trainer aber blieb stets gleich: «Ich habe immer die Jüngsten trainiert. Das hat mir immer am meisten Spass gemacht. Ich glaube, hätte ich ältere Junioren trainiert, hätte ich längst aufgehört», sagt Angelo Benevento mit einem Lachen.
Die Kinder halten ihn jung
Der Grund dafür sei ganz einfach: Die Fortschritte seiner Schützlinge. «Ich mag es, mit diesen Kindern zu arbeiten. Wenn sie im Sommer zu mir kommen, können sie kaum mit dem Ball am Fuss laufen. Zum Ende der Saison schiessen sie auf die Tore und können Matches spielen. Das ist schön», sagt der 73-Jährige. Ausserdem habe er als Bäcker früh trainieren können, das war für andere potenzielle Trainer gar nicht möglich. «Ich bin meistens nach den Trainings nach Hause gegangen, ging duschen und danach arbeiten», erzählt Benevento, der mittlerweile seit mehreren Jahren pensioniert ist. «Die Kinder halten mich jung», sagt er selbst, «und ausserdem sind viele sehr dankbar und kommen teilweise noch Jahre später zu mir und bedanken sich bei mir.» So werde er fast täglich wiedererkannt, egal ob im Migros oder Coop, auf dem Langenthaler Märit oder auf dem Fussballplatz. Erst kürzlich habe er auf dem Ahorn mit seiner Frau Marta ein Mittagessen genossen, als am Tisch nebenan ein Paar sass. «Der Mann schaute mich lange an und fragte dann: Sind Sie nicht Angelo?» Es stellte sich heraus, dass er vor etwa 30 Jahren das Fussball-ABC beim FCL-Trainer erlernt hat.
Das gilt indes auch für bekannte Namen, darunter Fabian Geiser, der beim BSC YB unter Vertrag stand, oder Boban Maksimovic, der für Roter Stern Belgrad spielte. «Solche Geschichten freuen mich. Wenn Junioren Jahre später zu mir kommen und sich an diese Zeiten erinnern.» Fabian Geiser beispielsweise erwähnte ihn noch im Interview mit dieser Zeitung, auch darüber habe sich Benevento gefreut. Mittlerweile ist es schon so weit, dass Väter ihre eigenen Kinder zu ihrem früheren Trainer ins Training bringen, die Kinder hört er dann ab und zu darüber diskutieren, dass dereinst auch ihre Väter bei «Angelo» spielten.
Ärger verfliegt rasch
Auf die Frage, was ihm an seinem Hobby gefällt, antwortet Benevento rasch und kurz: «Alles». Geärgert habe er sich aber durchaus auch schon. «Es gab Situationen, da habe ich die Dress-tasche in eine Ecke geschmissen und zu meiner Frau gesagt: ‹Jetzt ist genug, ich höre auf.› Nach wenigen Tagen war der Ärger aber wieder verflogen.» So ist Angelo Benevento bis heute dem FCL treu geblieben, und auch wenn er mehrmals schon sagte, dass er nun doch bald aufhören werde, um die Pension zu geniessen, kam es bisher noch nie dazu. «Mein Doktor hat mir gesagt, solange ich Lust verspüre, soll ich das tun. Also kann ich mir vorstellen, dass ich das so lange mache, wie es meine Gesundheit zulässt.» Zwar habe er auch schon geplant, seine freie Zeit anders zu nutzen, schliesslich wäre er als Pensionierter vollkommen frei. «Aber eigentlich trainiere ich lieber die Junioren, als dass ich das Geld für Ferien und dergleichen verprasse», sagt er und lacht lautstark.
Einen kurzen Moment später hängt er aber dennoch an, dass vielleicht dennoch bald einmal die Zeit komme, in der er tatsächlich aufhört. Zugleich bereitet ihm aber auch die aktuelle Saison wieder besondere Freude, sodass er schon wieder hin und hergerissen ist. «Plötzlich war ein Spieler mit Jahrgang 2015 hier, obwohl eigentlich 2013 der aktuell jüngere Jahrgang wäre. Mittlerweile sind es schon mehrere. Ich kann solchen Kindern einfach nicht sagen, dass sie nicht mehr kommen dürfen. Also dürfen sie am Montag kommen und ich arbeite dann mit ihnen.» Der FC Langenthal und Angelo Benevento, die beiden gehören zusammen. Der 73-Jährige sagt mit einem breiten Grinsen: «Ein bisschen gehört mir der Verein schon.»
Fussball macht Spass
Mit seinen Kids trainiert Angelo Benevento zwei Mal wöchentlich, am Wochenende werden Turniere besucht. Nur zu gerne erzählt er, dass er mit seinen Mannschaften zahlreiche Erfolge feiert, wichtig sei ihm aber, dass stets alle, die er mitnimmt, spielen dürfen. «Kinder wollen Tore schiessen. Das macht ihnen Spass. Und ich habe dann Freude, wenn wir auch noch gewinnen.» Bei einem Turnier im baselländischen Laufen sei er seit 25 Jahren immer dabei gewesen, der Speaker vor Ort begrüsse ihn jeweils mit «die Legende ist auch hier» über die Lautsprecher. Immerhin 15-mal konnte er diesen Event mit seinen Kindern gewinnen. «Ich habe zu Hause alles in Ordnern abgelegt. Darunter auch ein Wimpel von einem Cuphalbfinal. Dieses spielten wir unter anderem gegen Stephane Chapuisat.» Heute könnte er gut eine Woche lang in den Ordnern blättern und Videos schauen, die er gesammelt hat, einzig dafür besitze er sogar noch ein altes Videogerät, um alte Erinnerungen aufleben zu lassen.
Rückblickend wolle er sich vor allem auch bei seiner Familie und seiner Frau Marta bedanken, die ihm den Rücken freihielt, damit sein Hobby im Alltag Platz hatte. «Früher haben wir von den älteren Junioren die Dresses erhalten. Meine Frau musste dann immer einzelne flicken», erinnert sich Benevento. Auch sie habe ihn schon mehrmals ermutigt, sein Hobby zu behalten, weil es doch einfach zu ihm gehöre. «Schutte macht eifach Spass», sagt Benevento, und begründet seinen grossen Eifer damit. Unzählige Fussballer im Raum Oberaargau danken es ihm. Und viele davon werden es ihm wohl auch noch künftig danken.
Von Leroy Ryser