• Blicken auf eine erlebnisreiche Zeit im Hotel Kleiner Prinz zurück: das scheidende Pächterpaar Katrin und Ernst Nägeli. · Bild: Walter Ryser

25.05.2018
Huttwil

Sie hätten den «kleinen Prinz» gerne noch grösser gemacht

Am 26. Juni endet das Gastspiel von Katrin und Ernst Nägeli als Pächterpaar des Hotels Kleiner Prinz in Huttwil. Nach zweieinhalb Jahren verlassen die beiden den Betrieb, dem sie gerne noch weiter den Stempel aufgedrückt hätten. Die beiden gehen ohne Groll, aber etwas traurig und enttäuscht, wie sie betonen. Dennoch sprechen sie von einer wertvollen Erfahrung, mit vielen unvergesslichen Momenten und Erlebnissen. Wie es mit dem Betrieb weiter geht bleibt offen.

 

Die Erleichterung und Freude in Huttwil war gross, als vor zweieinhalb Jahren bekannt wurde, dass für das Hotel Kleiner Prinz ein Pächterpaar gefunden wurde, das den Betrieb weiterführen wird. Die Ernüchterung ist nun genauso gross, dass nach 30 Monaten das erneute Aus für das Traditions-Haus kommt. Denn Ende Juni verlässt das Pächterpaar Katrin und Ernst Nägeli das Hotel Kleiner Prinz. Nicht ganz freiwillig, wie die beiden gegenüber dem «Unter-Emmentaler» bestätigen. «Wir haben viel in dieses Projekt investiert, finanziell und zeitlich, mit der Absicht auf ein längerfristiges Engagement», betont Katrin Nägeli.
Zu den gleichen Bedingungen wie bisher hätte man aber nicht weiterfahren können, gibt die Gastronomin zu verstehen. Weil man sich mit der Besitzerfamilie Graber nicht einig wurde, ende nun das Gastspiel früher als erwartet.
Katrin und Ernst Nägeli betonen jedoch ausdrücklich, dass sie ohne Groll den Betrieb verlassen werden. «Wir haben es, zusammen mit unserem erfahrenen und top-motivierten Team geschafft, einen Gastro- und Hotelbetrieb aufzubauen, der den heutigen Kundenbedürfnissen gerecht wird», erwähnt Katrin Nägeli. Darauf sei man stolz.
Man habe damals beim Start ein Konzept für das Hotel Kleiner Prinz entworfen. Träger dieses Konzeptes ist der «kleine Prinz» selber, der immer wieder ganz gezielt in Szene gesetzt wird. Inhaltlich habe man auf Qualität und eine gute Ausstattung Wert gelegt. Beim Essen habe man auf regionale und Schweizer Produkte gesetzt, ergänzt mit trendigen Einflüssen. Spezialitäten-Wochen hätten dem heutigen Trend nach Abwechslung und besonderen Food-Erlebnissen entsprochen, halten die beiden fest.

Konzept fand Anklang
Bei der Ausstattung wiederum habe man dem Wohlfühl-Charakter und dem Komfort-Bedürfnis der Gäste
grosse Beachtung geschenkt und beispielsweise die Hotelzimmer mit neuer Frottee- und Bettwäsche ausgestattet sowie WLAN installiert.
Mit einer neuen Webseite mit Direktbuchungs-System sowie regelmässiger Präsenz auf Social-Media-Kanälen habe man sich nicht bloss dem digitalen Zeitalter angenähert, sondern in erster Linie dem veränderten Kundenverhalten angepasst. Auch das Seminar-Angebot habe man ausgebaut. Davon hätten in jüngster Zeit immer mehr Unternehmen Gebrauch gemacht. «Unser Konzept ist bei der Kundschaft gut angekommen, haben wir doch innert kürzester Zeit einen beachtlichen Anteil an Stammkunden gewonnen», erwähnt Katrin Nägeli. Viele würden deshalb ihren Abgang bedauern.
Ein weiteres, markantes und beliebtes Markenzeichen, das die beiden mit der Unterstützung von Katrins Onkeln Wale und Hanspeter Lüthi sowie Freunden schufen, waren die Volksmusik-Anlässe. Begonnen hat alles mit einer volkstümlichen «Stubete», geendet hat es letzten Oktober mit einer «Älplerchilbi», an der zahlreiche folkloristische Formationen auftraten, die für ein grandioses Volksmusik-Fest sorgten und zugleich den Höhepunkt der Folklore-Anlässe im Hotel Kleiner Prinz bildeten.

Gastro-Abenteuer hat sich gelohnt
Trotz des vorzeitigen Endes sind sich Katrin und Ernst Nägeli einig, dass sich das Gastro-Abenteuer im Hotel Kleiner Prinz gelohnt hat. «Wir können viele positive Dinge mitnehmen und die Gewissheit, dass wir viele zufriedene Gäste gewonnen haben, die uns erhalten blieben. Dass auf der andern Seite das zusammengeschweisste, wunderbar eingespielte und gutfunktionierende Team nach nur zweieinhalb Jahren auseinandergerissen wird, schmerzt und stimmt uns schon traurig», sagt Katrin Nägeli. Dieser Umstand bedeute nämlich, dass sich aktuell sämtliche Mitarbeitenden auf Jobsuche befinden würden. Daneben ist die 49-jährige Gastronomin aber überzeugt, dass sie viele Erfahrungen mitnehmen kann, von denen sie im weiteren beruflichen Leben profitieren könne.
Diese berufliche Zukunft sei im Moment noch offen, gibt Katrin Nägeli zu verstehen. Aufgrund ihrer fundierten Ausbildungen im Gastro-Bereich wolle sie weiterhin in dieser Sparte tätig bleiben, bemerkt sie. Dabei werde sie auch in Zukunft auf die Unterstützung ihres Mannes zählen können, der seit Januar offiziell pensioniert ist. Doch vorerst gelte es, im Hotel Kleiner Prinz einen schönen Abschluss zu finden. Am Samstag, 23. Juni, werde man der treuen Kundschaft ab 18 Uhr ein spezielles Abschieds-Angebot unterbreiten. Drei Tage später, am Dienstag, 26. Juni, werden um 16 Uhr die Türen geschlossen und am 30. Juni der Betrieb wieder der Familie Graber übergeben. Katrin und Ernst Nägeli bitten deshalb all jene, die noch über Gutscheine verfügen, diese bis 23. Juni einzulösen.

Interessenten für Nachfolge vorhanden
Das Hotel Kleiner Prinz wird nach dem Abgang des Pächterpaares Katrin und Ernst Nägeli in reduziertem Umfang nahtlos weitergeführt werden, versicherte Ueli Anliker, der von der Familie Graber zusammen mit Fritz Rohrer (Berater Gastroconsult) mit einem Mandat für Verkaufsverhandlungen sowie als Ansprechperson betraut worden ist. Während das Restaurant vorerst geschlossen bleibt, wird der Hotelbetrieb von der Familie Graber mit Zimmer/Frühstück aufrechterhalten. Das sei jedoch bloss ein vorübergehender Zustand, der nur so lange andauern werde, bis ein Käufer für das Hotel/Restaurant gefunden sei, gab Ueli Anliker gegenüber dem «Unter-Emmentaler» zu verstehen.
Die Familie Graber habe nämlich die Absicht, die Liegenschaft zu verkaufen, erwähnte Ueli Anliker weiter. Dabei habe man die Gebäulichkeiten in zwei verschiedene Kaufobjekte unterteilt. Einerseits wird ein Käufer für das Saalgebäude, andererseits ein Abnehmer für das Hotel/Restaurant gesucht. In beiden Fällen sei man mit ernsthaften Interessenten im Gespräch, betonte Anliker. Beim Saalgebäude haben auch Burger- und Herdgemeinde von Huttwil ihr Interesse bekundet. Unverändert bleibt vorerst die Nutzungsmöglichkeit des Saalgebäudes. Dieses könne bis Ende 2020 im gewohnten Stil von allen Huttwiler Vereinen und Institutionen genutzt werden. Neu haben die Nutzer des Saales auch die Möglichkeit, während einer Veranstaltung selber zu wirten.Walter Ryser

Von Walter Ryser