• Der Sumiswalder Aviatik-Fotograf Peter Kohler gehörte zu den wenigen, die Anfangs Juni die Landung der F/A-18-Kampfjets auf der A1 fotografieren durften. · Bilder: Peter Kohler

  • Nervös, etwas zu verpassen, war Peter Kohler beim Fotografieren nie: «Ich verfüge über genügend Routine, um die Bilder zu schiessen, die ich machen will.»

  • Ausgerüstet mit zwei Kameras hat Peter Kohler rund 350 Fotos von den F/A-18-Kampfjets festgehalten.

  • Der Sumiswalder Peter Kohler ist auch ein begeisterter Astro-Fotograf: Links die Milchstrasse, in der Mitte ein Komet und rechts der Sternenhimmel.

02.07.2024
Emmental

«So eine Chance bekomme ich nie wieder»

Der Sumiswalder Aviatik-Fotograf Peter Kohler gehörte zu den fünfzig handverlesenen «Planespottern», die auf der Tribüne

Platz nehmen durften, als Anfangs Juni vier F/A-18-Kampfjets auf der A1 zwischen Avenches und Payerne landeten. Das für die breite Öffentlichkeit nicht zugängliche Ereignis wurde live auf SRF1 übertragen. Aus aller Herren Länder strömten Aviatikfans

als Zaungäste zu dieser Flugshow. Sie kampierten in ihren Wohnmobilen, verstopften Strassen und schossen von weitem Bilder.

Peter Kohler sass auf der Tribüne und kam mit Claude Nicollier ins Gespräch.

Emmental · Fügung des Schicksals? Gegen Ende des Interviews kam Peter Kohler ganz beiläufig auf Claude Nicollier zu sprechen. Dieser sei neben ihm auf der Autobahn-Brücke gestanden und habe, wie er, fotografiert. Die beiden hatten in der selben Zeit in der Luftwaffe gedient. Claude Nicollier war damals ein junger aufstrebender Militärpilot und Peter Kohler ein noch viel jüngerer Flugzeugwart. Zu einer Zeit, als Claude Nicolliers Weltruhm als NASA-Astronaut wohl erst in den Sternen stand. «So eine Chance bekomme ich nie wieder», sagte sich Peter Kohler und sprach Nicollier unverwandt an. Wie es denn so gewesen sei als Astronaut und dass er ihm vor sehr vielen Jahren während eines WKs als Flugzeugwart in die Luft habe helfen dürfen. Nicollier habe ihm bescheiden, einnehmend lakonisch geantwortet: «Nun ja, ziemlich intensiv, halt.»

«Ich weiss nur, dass ich sehr viel Glück hatte»
Auf die Frage warum gerade er zu den fünfzig Spottern gehörte, die an der Übung «Alpha Uno» fotografieren durften, meinte der 64-jährige Sumiswalder sehr bescheiden: «Das weiss ich wirklich nicht. Ich weiss nur,
dass ich sehr viel Glück hatte.» Zu Jahresbeginn habe er auf der Internetseite der Schweizer Luftwaffe die Ankündigung einer bevorstehenden Landung von F/A-18-Kampfjets entdeckt. Man könne sich dort ab Mitte Mai als Planespotter (Flugzeugfotograf) anmelden. «Dä schnäuer isch dä gschwinger, habe ich mir gesagt und ein Kollege hat mich sofort am Morgen des 15. Mai angemeldet. Das war’s. Wer auch immer an diesem Anlass hätte teilnehmen wollen, hätte sich registrieren lassen können.» Wie auf Kohlen habe er gesessen, bis dann endlich die definitive Zusage der Luftwaffe kam. «Es gab ja nur fünfzig freie Tickets für Spotter, doch es wollte ein Vielfaches an Leuten dabei sein, als es freie Plätze gab.» Die Zusage kam übrigens sehr kurzfristig am 28. Mai per E-Mail, zusammen mit einem detaillierten Programm. «Das war schon eine Nervenprobe für mich.» Am 5. Juni durfte Peter Kohler dann auf der Tribüne Platz nehmen, auf der er mit fünfzig anderen Spottern fotografieren konnte. Der Standort auf der Autobahnbrücke habe ihn richtiggehend umgehauen. «Da donnerten F/A-18-Kampfjets über unsere Köpfe hinweg, frontal und mit grosser Geschwindigkeit. So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt.» Mit zwei Kameras vor Ort schoss er rund 350 Bilder. «Das ist in unserer Sparte normal, die Bilder werden dann ja noch aussortiert und archiviert.» Nervös, dass er etwas verpassen könnte, war er aber nicht. «Ich verfüge über genügend Routine, um die Bilder zu schiessen, die ich machen will.»

Politisch, aber parteilos
Peter Kohler (Jahrgang 1959) hat seine Rekrutenschule 1979 in Payerne als Fliegersoldat absolviert, ist begeisterter Aviatiker und Planespotter. Ein politischer Mensch sei er, aber keiner Partei wirklich verhaftet. Er hat den kalten Krieg erlebt, den Mauerfall und auch den Einfall russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022. Er sei als junger Mensch als Flugzeugwart ins Militär gegangen, weil er ein passionierter Fliegerfan gewesen sei. Über den kalten Krieg und die Möglichkeit eines atomaren Desasters habe er sich damals keine Sorgen gemacht. So ginge es wohl auch der Generation X heute.

Fotografenblut
Die ersten Fotos schoss er mit einer Yashica. Seine Kameras wurden grösser, teurer und digitaler. Die Fotografie hat er sich selbst beigebracht. Sein Bildarchiv beginnt in den 1980er-
Jahren analog. Seit 2006 ist es digital. Imposant sind neben seinen Flugzeugbildern seine Astro-Bilder von Milchstrasse und Polarlichtern, die Anfang Mai auch in der Schweiz bewundert werden konnten. 

Von Maike Fieguth