So sehen Studierende Langenthals Zukunft
Im Rahmen der Werkstattgespräche im Nachgang zur Wakkerpreis-Verleihung an die Stadt Langenthal haben Studierende der Hochschule Rapperswil die Zukunft Langenthals skizziert. Sie sind dabei zu überraschenden Ergebnissen gekommen. Die Langete besser sichtbar und nutzbar machen lautet ein Ansatz, das Hard-Quartier mittels eines «grünen Fingers» mit dem Stadtzentrum verbinden ein anderer.
Mit fünf Werkstattgesprächen will die Stadt Langenthal im Nachgang zur Verleihung des Wakkerpreises die städtebauliche Entwicklung der Stadt Langenthal näher betrachten und analysieren. Beim dritten Werkstattgespräch vor rund 30 Interessierten in der Alten Mühle standen die Arbeiten der Studierenden der Hochschule Rapperswil im Mittelpunkt. Sie hatten die Aufgabe, die Zukunft Langenthals zu planen. «Ich mag es, wenn Studierende, losgelöst von gewissen Rahmenbedingungen, Gedanken, Ideen und Vorstellungen einbringen, wie sich eine Stadt entwickeln könnte. Daraus ergeben sich jeweils wertvolle Impulse», stellte Stadtpräsident Reto Müller eingangs fest.
Drei Themenvorschläge standen für die Studierenden im Vordergrund: Die Entwicklung des Stadt- und Landschaftsraums entlang der Langete; die Erweiterung der Innenstadt in Richtung Bahnhof sowie die Entwicklung des Gebietes «Hard». Professor Dr. Joachim Schöffel von der Hochschule Rapperswil zeigte sich erfreut über die Möglichkeit, Denkanstösse für Langenthals Zukunft liefern zu dürfen. «Es ist wichtig, dass die Studierenden bei ihren Arbeiten mit realen Aufgaben konfrontiert werden», hielt er fest.
Identifikation mit der Langete erhöhen
Dabei habe man in erster Linie auf die Geschichte des Ortes geschaut und hier vor allem auf die Langete, die den Ort geprägt habe. Man habe festgestellt, dass die Langete heute kaum noch erlebbar sei, weil sie weitgehend unsichtbar sei. «Auch das Wasser lässt sich kaum nutzen», bemerkte Schöffel weiter. Deshalb sei bei den Studierenden die künftige Identifikation mit der Langete im Fokus gestanden. Diese seien zum Schluss gekommen, dass man vermehrt Zugänge zur Langete realisieren und zugleich Möglichkeiten schaffen müsste, um die Langete wieder vermehrt hervorzuholen. Die Studierenden zeigen in ihren Arbeiten auf, wo man auch im besiedelten Bereich wieder näher ans Wasser gelangen könnte. Dazu liefern sie auch Anregungen für eine bauliche Umsetzung von möglichen Wasserzugängen. Interessant ist auch die Vision, im Bereich des Spitals SRO und des Rankmatte-Quartiers einen Langetepark als vielfältig nutzbaren Begegnungsort zu realisieren.
Der Bahnhof, als künftiges Bindeglied für Langenthal, erhält auch bei den Studierenden einen hohen Stellenwert. Sie sehen vor allem vor, die drei Erschliessungsachsen via Wiesenstrasse, Jurastrasse und Bahnhofstras-se zu stärken. Die Jurastrasse sehen sie dabei als grüne Verbindung («grüner Boulevard»), die Bahnhofstrasse als städtische Achse mit publikumswirksamer Erdgeschossnutzung in den einzelnen Liegenschaften und die Wiesenstrasse ist laut den Studierenden mit stadtverträglichem Gewerbe auszugestalten. Reto Müller ergänzte diesbezüglich, dass die Stadt die Wichtigkeit dieser Verbindung erkannt habe und deshalb die Familie Schneider-Ammann kontaktiert und gebeten habe, eine Rückkehr zur früheren Linienführung über das Gelände der Firma Ammann zu prüfen (zumindest für den Busbetrieb).
Hard als grösstes Potenzial-Quartier
Beim Gebiet «Hard» gehe es in einem ersten Schritt darum, eine gewisse Ordnung in dieses Gebiet zu bringen, betonte Joachim Schöffel, der von einer städtebaulichen Struktur sprach, die man hier reinbringen müsse. Dies könne beispielsweise mit einer Veloachse zur Innenstadt geschehen. Die Studierenden skizzierten in ihren Arbeiten die Verbindung des Quartiers mit der Innenstadt als eine Art «Grüner Finger». Einig sind sich alle, dass hier eine grosse bauliche Entwicklung möglich ist. Schöffel bezeichnete das Gebiet «Hard» als Langenthals grösstes Potenzial-Quartier neben dem Porzi-Areal. In ihren Arbeiten zeigen die Studierenden anhand von drei Beispielen auch auf, wie sie eine neue Eissport-Arena in das Gebiet integrieren würden.
Christian Meyer vom Architekturforum Langenthal analysierte abschlies-send die Arbeiten der Studierenden der Hochschule Rapperswil. Er wies darauf hin, «dass nach dem Verlassen des Stadtzentrums ein anderes Langenthal beginnt. Deshalb muss man versuchen, die umliegenden Quartiere besser mit dem Zentrum zu verbinden, was die Studierenden erkannt haben. Doch dieses Vorhaben beinhaltet gewisse städtebauliche Schwierigkeiten.»
Einig war sich Meyer mit allen Anwesenden und Beteiligten der Studie, dass die Arbeiten wertvolle Lösungsvorschläge und Inputs geliefert haben, die man bei der künftigen Planung und Entwicklung der Stadt durchaus einfliessen lassen kann.
Von Walter Ryser